Eifel: Unbenommen: In den zehn Jahren seines Bestehens hat sich der Nationalpark Eifel zu einem Tourismusmagneten entwickelt. Mittlerweile informierten sich mehr als zwei Millionen Besucher in den fünf Nationalparktoren über Wald, Wasser und Wildnis. Mehr als 330.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nahmen an Rangertouren oder umweltpädagogischen Veranstaltungen teil.
60 Schulen thematisieren inzwischen die Entwicklung des Nationalparks im Unterricht, während ihrer Projektwochen oder bei Exkursionen. Mehr als 60 Hotels, Pensionen und Restaurants wurden im Laufe der vergangenen zehn Jahre als Nationalpark-Gastgeber zertifiziert.
„Der Nationalpark ist ein Segen für die Region.“, bestätigt Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer. Gerade ein touristisch aufgestellter Ort wie Heimbach profitiere von dem rund 11.000 Hektar großen Schutzgebiet, in dem bereits über 7800 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen werden konnten. Zwar sieht Peter Cremer auch einige Beeinträchtigungen, die der Nationalpark zwangsläufig mit sich bringt. So werden zum Beispiel viele Wanderwege gezielt mit gefällten Bäumen und Gestrüpp blockiert und verwildern so bis zur Unpassierbarkeit, dennoch bleiben seiner Meinung nach genügend Wege passierbar, um die Natur im Nationalpark zu erleben. Doch der Bürgermeister ist überzeugt: „Obwohl es diese Einschränkungen gibt, die positiven Auswirkungen wiegen dies mehr als auf.“
Natur Natur sein lassen?
Immer häufiger wird dieser Nationalpark-Slogan kritisch hinterfragt. Mit Entsetzen reagierten Anwohner und Touristen auf massive Rodungsmaßnahmen, bei denen ganze Berghänge kahl gefällt wurden. Diese „Entfichtungen“ könnten – wie PlusMinus am 8.1.14 mutmaßte – einen völlig anderen Hintergrund als die „ökologische Aufwertung“ des Waldes haben… (Stellungnahme des Nationalpark Fördervereins)
Skeptisch reagierte die Bevölkerung auch auf angebliche „Windbruchflächen“. Häufig stellte sich heraus, dass die Bäume dort mit schwerem Gerät gezielt umgezogen worden waren…
Fassungslos verfolgten viele Anrainer das massive „Ringeln“ der unliebsamen Fichten. Hierbei wird bei den Nadelbäumen ein etwa 15 Zentimeter breiter Streifen Rinde am unteren Stammende abgeschält, wodurch die Versorgungszufuhr des Baumes unterbrochen wird. Er stirbt langsam ab und bleibt als Totholz stehen.
„Das sieht aus wie eine Mondlandschaft!“, kritisiert Sigrid Harrer-Lange aus Wolfgarten und deutet auf die bizarren Baumsilhouetten am Horizont. Was sie als Anwohnerin besonders stört, ist das Informationsdefizit seitens der Nationalparkverwaltung. „Aus meiner Bürgersicht haben die nichts getan, um das wertvolle Anliegen in der Bevölkerung zu verankern.“
Im Gegenteil. Durch massive Ge- und Verbote fühlten sich viele gegängelt. „Die Anwohner so auszusperren, empfinde ich als Problem.“, formuliert sie und spricht damit vielen aus der Seele.
Seit Jahrhunderten lebten die Eifeler von und mit dem Wald. Hegten und pflegten. Hatten Pflichten und Privilegien. Seit zehn Jahren herrschen aber andere Regeln. Holz fällen, Pilze suchen, Beeren pflücken – all das sind mittlerweile Tabuthemen. „In deren Plan ist es gar nicht aufgefallen, dass der Bürger darin vorkommt.“, wirft Sigrid Harrer-Lange der Nationalpark-Verwaltung vor.
Um die Akzeptanz und Achtsamkeit der Bevölkerung zu stärken, setzt das Nationalpark-Team nun auf eine intensive Informationspolitik. In speziellen Bürgerwanderungen stehen Fachleute Rede und Antwort zu Themen wie Waldentwicklung oder Wildtiermanagement.
Ein wichtiger Schritt zum Dialog, damit es demnächst – mit Blick auf die Nationalparkleitung – nicht heißt: „Ich kann nicht glauben, was du sagst, weil ich sehe, was du tust.“ (James Baldwin, amerikanischer Schriftsteller)
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