Umland: „Die Eifel ist kalt und manchmal noch kälter. Die Eifler sind alt und manchmal noch älter. Nur eins kann sie wärmen: von früher zu schwärmen. Viel Gegend, viel Wald, die Eifel ist kalt.“ Jupp Hammerschmidts Vers zur Melodie von „Die Gedanken sind frei“ beinhaltet, worum es dem Eifelkabarettisten in seinem aktuellen Programm „Der Ritt auf dem Bohnerblock – Die Eifel im Zeitalter des Linoleums.“ geht: Von früher zu schwärmen, sich die alten Geschichten, die Lebens- und Denkweise der Eifeler von damals für einen Augenblick in die Gegenwart zu holen.
Gekleidet mit Hut, Hemd, Krawatte und der Schmugglerhose seines Vaters, in der jener einen halben Zentner Kaffee während des Zweiten Weltkrieges von Höfen über die Grenze nach Belgien geschmuggelt hat, erzählt Hammerschmidt vom freitäglichen Putzritual mit dem Bohnerblock in der Familie Hammerschmidt, von den Fotografiererlebnissen mit Papas Agfa-Kamera, von alten Wandkaffeemühlen, Kreuzwegstationen und dem Osterfest, das den Eifeler Frühling einläutete, wenn sich bei minus 25 Grad Celsius das Kirchenschiff in einen Catwalk verwandelte und die Familie ihre neue luftige Sommerkleidung präsentierte.
Hammerschmidt erzählt auch von dem tragischen Schicksal zweier Liebender, die zueinander nicht finden konnten, weil der Graben zwischen ihnen zu tief war: Er kam aus Kalterherberg, sie aus dem Nachbardorf Höfen. Als die beiden Nichtschwimmer baden gingen, wurde das Unglück aus Sicht der Eltern vermieden. Zwischen seinen Erzählungen bringt Hammerschmidt einige Gedichte, immer wieder sein „die Eifel ist kalt“-Lied und den verschollen geglaubten Rapsong „Zömmermanns Jupp, dä arme Schlupp!“, in dem der Zimmermann dahinter kommt, dass das Kind seiner Frau nicht von ihm ist.
„Ich möchte den Leuten Spaß machen, sie kurzweilig unterhalten“, sagt der 69-Jährige über sein Programm. Vorpremieren gibt es bei ihm nicht. Hammerschmidt springt direkt ins kalte Wasser. Wenn er die Stücke schreibt und schließlich vor dem Publikum präsentiert, hilft ihm die Erfahrung aus seiner Zeit als Comedy-Autor, als er Gags für Thomas Gottschalk, Harald Schmidt und Ottfried Fischer geschrieben hat. Nicht jeder teilt seinen Humor, aber die es tun, können sich vor Lachen kaum auf ihren Stühlen halten. „Umfallend herrlich“, fand Ulrich Laube Hammerschmidts Auftritt im Atelierhaus Götze in Nideggen. Hammerschmidt beobachte seine Mitmenschen gut und bringe seine Pointen locker rüber. Auch Angela Graßmann hat das Programm sehr gut gefallen. Kaffemühle und Bohner kenne sie aus ihrer Kindheit. „Ich habe selber auf dem Bohnerbesen gesessen und meine Brüder haben geschoben.“
Jupp Hammerschmidts Tour geht weiter. Die genauen Daten können Interessierte auf seiner Website unter www.jupphammerschmidt.de nachlesen.
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Das war wirklich wieder ein äußerst amüsanter Abend. Jupp Hammerschmidt ist ein großer Könner in seinem Fach. Vor allem seine Wortspiele begeistern. Ganz abgesehen von seiner hervorragenden Mimik und Gestik.
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