Umland, Linnich: Es ist oft ein langer Weg, bis aus einer künstlerischen Idee ein reales Projekt wird. Das zeigt sich auch in der Vita von Markus Lüpertz, denn nicht jeder Entwurf des extravaganten Künstlers wurde automatisch umgesetzt. Während viele, von ihm gestaltete Kirchenfenster in farbiger Brillanz erstrahlen, landeten manche seiner Entwürfe wieder in der Schublade. Manchmal braucht es eben viele Jahre der Abstimmung, damit aus Zeichnungen Taten werden. Und dann geht es plötzlich ganz schnell.
Zu seinem Geburtstag widmete der Künstler nun zwei seiner Werke dem Linnicher Glasmalerei-Museum: „Markus Lüpertz wird 75. Ein Geschenk für das Rheinland“ lautet die Sonderausstellung, die bis zum 18. Dezember zu sehen ist. Lichtdurchflutet werden hier seine beiden Geburtstagsgeschenke gezeigt. „Kosovo“ und „Herbstfenster“ heißen diese drei mal 2,60 Meter großen Glasfenster. Arbeiten, die erstmalig umgesetzt wurden. Bildbestimmend die Totenschädel als Symbol der menschlichen Vergänglichkeit. Darüber hinaus zeigen die Ausstellung und der umfassende Katalog weitere Glasarbeiten und Entwürfe des Künstlers.
Markus Lüpertz, 1941 im böhmischen Reichenberg geboren, schenkte dem Linnicher Museum diese beiden „Vanitas“-Werke. Doch unzählige Produktionsschritte waren notwendig, um aus dem ursprünglichen Entwurf, dem so genannten „Karton“, die fertigen Glasbilder herzustellen. Viele Künstler der Region lassen ihre Werke von der seit 1857 tätigen Glasmaler-Dynastie Oidtmann umsetzen. Direkt neben dem Museum. Die Endfertigung der Lüpertz-Werke lag aber auch diesmal in den Händen der Glasstudios Derix in Taunusstein, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum feiern. In der alten Glasmalerei-Manufaktur, die architektonische Projekte in London, Shanghai oder Washington verwirklicht, realisierte seit Herbst vergangenen Jahres ein eingespieltes Team von Glasexperten das gesponserte Projekt. In enger Zusammenarbeit mit Markus Lüpertz wurden die einzelnen Bildsegmente hergestellt.
Bevor seine monumentalen Glasbilder in die Endfertigung gingen, wurden probeweise einzelne „Testscheiben“ erstellt. Anschließend konnten die jeweiligen Segmente – Schritt für Schritt – im Maßstab 1:1 eingefärbt und bemalt werden. Eine komplizierte Technik, denn um die einzelnen Farbschattierungen so detailgetreu wie auf der Leinwand-Vorlage abbilden zu können, mussten die verschiedenen Farbschichten und Pinselstriche gemeinsam – Schicht für Schicht – in einem „Flachbettofen“ bei einer Temperatur von etwa 380 Grad aufgebracht werden. Ohne großzügige Sponsoren wäre dieses Projekt nicht realisierbar gewesen: Insgesamt brachten die Dürener Sparkasse, der LVR, die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der Kreis Düren, die F. Victor-Rolff-Stiftung, sowie der Förderverein des Deutschen Glasmalerei-Museums Linnich eine Fördersumme von „fast 100.000 Euro“ auf.
Um das gestalterische Werk von Markus Lüpertz näher kennenlernen zu können, bietet das Linnicher Museum mehrere Exkursionen nach Duisburg, Köln und Rheydt an. Weitere Informationen finden sich unter www.glasmalerei-museum.de.
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