Umland, Luxemburg: Am Samstag, dem 1. August 1914, drangen deutsche Soldaten von Wemperhardt kommend über die kleine Ortschaft Biwisch in Richtung Bahnhof Troisvierges unter Missachtug der Neutralität nach Luxemburg ein. Insgesamt 100 Mann vom Infanterie-Regiment 69 durchquerten den Tunnel von Biwisch nach Troisvierges und „eroberten“ ohne Schusswechsel den militärisch und strategisch wichtigen Bahnhof Troisvierges.
Man begann danach sofort mit der Demontage der Eisenbahnschienen. Der deutsche Leutnant Feldmann zwang den Bahnhofsvorsteher mit gezückter Pistole dazu, den Telegrafen-Apparat zu vernichten. Dann marschierte ein Teil der Kolonne in Richtung Zentrum Troisvierges. Wie ein Lauffeuer verbreitetet sich die Nachricht „D´ Preise kommen“. In der Tat entsprachen die einrückenden Soldaten voll und ganz dem üblichen Klischee der „houer Preisen“: Aufgepflanztes Bajonett, Pickelhaube, Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart.Die Deutschen hielten vergeblich Ausschau nach französischem Militär, was aber bei den Einheimischen nur für Kopfschütteln sorgte. Ausgerechnet am gleichen Tag des deutschen „Blitzkrieges“ fand im Nachbarort Clervaux eine Kirmes statt und es wurden einige Böller und Feuerwerksraketen hochgejagt. Feldmann telefonierte nach Clervaux, man solle sofort mit der Beschiessung der kaiserlichen Armee aufhören, was aber nur Gelächter zur Folge hatte. Gegen 20.00 Uhr erhielt Leutnant Feldmann die Order, sich mitsamt seiner Mannen zurückzuziehen. Er entschuldigte sich beim Bahnhofsvorsteher mit den Worten „Es war ein Irrtum“ und marschierte mit seiner „Preisen-Kolonne“ ab.
Doch schon am nächsten Morgen traf er erneut mit seinen Soldaten am Bahnhof ein. Es entspann sich folgender lakonischer Dialog mit dem Vorsteher des Bahnhofs: „Da sind wir wieder…“ – „Das habe ich schon geahnt.“ Diesmal blieben sie vier Jahre… Was zu dieser, für das Kaiser-Reich peinlichen Panne führte, ist bis heute nicht ganz klar. Eine mögliche Erklärung wäre die für Deutsche etwas verwirrende Ortsbezeichnung von Troisvierges : französisch Troisvierges („Drei Jungfrauen“), deutsch Ulflingen, luxemburgisch Elwen („Elfen“). [Artie Frisch]
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