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Der Ort, an dem Menschen zu Nummern wurden

Zülpich: Die Auseinandersetzung mit dem Leid der Opfer des Nationalsozialismus, mit Ursachen und Ausmaße der Schreckensherrschaft geschieht im schulischen Unterricht oft nur anhand von Text- und Bildmaterial. 22 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 des Franken-Gymnasiums äußerten aber zu Beginn des Schuljahres ihr Interesse, sich in einer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz die Unterrichtsinhalte zu vertiefen. „Ziel der Studienfahrt konnte es nicht sein, das Unfassbare zu verstehen, sondern sich ihm soweit anzunähern, dass Vergangenes nicht vergessen wird und wir uns der Verantwortung bewusst werden, unseren Beitrag zu leisten, dass die Geschichte sich nicht wiederholen möge“, beschreibt Ilona Zingsheim, eine der begleitenden Pädagoginnen.

„Den Holocaust in Worte zu fassen, ist eine unendlich schwere Sache. Die Grausamkeit kann man nicht fassen, erst recht nicht, wenn man die Orte nicht gesehen hat, an denen sie stattfand“, resümiert eine Schülerin im Rückblick auf die Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz. Eine weitere teilnehmende Schülerin formuliert ähnlich: „Der Gedanke, dass durch das Eingangstor des Stammlagers von Auschwitz oder an der Rampe des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau so viele Menschen zu ihrem sicheren Tod oder zur Sklavenarbeit abgeführt wurden, hilflos, erniedrigt und schwach, sprengt alles Vorstellbare.“

Nicht nur im Rahmen des Unterrichts, sondern auch an Studientagen bereiteten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrerinnen Gabrielle Thumann-Langva und Ilona Zingsheim die Fahrt zu den Gedenkstätten inhaltlich vor. Vor Ort konnte sich die Gruppe dann in Workshops, etwa zu den Themen „Kunst in Auschwitz“, „Klerus in Auschwitz“ oder „Reflexionen zu den Fragen im Anschluss an Auschwitz“, vertiefend mit den Gräueln des Dritten Reiches, aber auch mit dem Mut und dem Versuch einiger Häftlinge, ihre Würde zu wahren, auseinandersetzen. Eine Recherche in Zusammenarbeit mit dem Archiv vor Ort ermöglichte es zudem, die Deportation einiger Zülpicher Juden nachzuvollziehen. Bei Führungen auf dem Gelände im Stammlager sowie im 170ha großen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurden den Teilnehmenden die Unfassbarkeit der Dimension des Schreckens und des Leids sowie die pervertierte Organisation des Verbrechens bewusst. Ein teilnehmender Schüler fasst sein Empfinden nach der Führung folgendermaßen zusammen: „Es bedrückte mich sehr, vor der Rekonstruktion der Todeswand zwischen Block 10 und Block 11 oder in der provisorischen Gaskammer in Auschwitz zu stehen. Man realisiert, dass an genau diesem Ort, an welchem man gerade steht, hunderttausende von Menschen ermordet wurden.“

Bei einem Workshop im Jüdischen Museum der Stadt Auschwitz sowie in einer anschließenden Stadtführung wurde ebenso etwas vom Ausmaß des Verbrechens an den Bürgern der polnischen Stadt deutlich. Hierzu hält eine Schülerin fest: „Selbst bei einem einfachen Stadtrundgang durch Oświęcim (Stadt Auschwitz) wird man immer wieder an den Holocaust erinnert, denn auf dem Marktplatz findet man große Tafeln, auf denen jeweils in Polnisch und in Englisch neben einem Bild Teile der Geschichte nacherzählt werden, sodass jeder Besucher der Stadt Informationen darüber erhält. Somit ist das Vergessen der schrecklichen Taten und des Leidens geradezu unmöglich.“

Diese Erfahrungen wurden durch eine Reihe von Förderern ermöglicht, deren Gelder es zuließen, die Gedenkstättenfahrt kostengünstig zu halten. Zu nennen sind hier die Bethe-Stiftung, 1996 vom Ehepaar Roswitha und Erich Bethe gegründet, u.a. mit dem Ziel, Erinnerungskultur zu fördern, sowie das Deutsch-Polnische-Jugendwerk/ Aktion Sühnezeichen, die Katholische Kirche und der Förderkreis Europaschule des Franken-Gymnasiums als weitere Förderer.

3.7.2015PänzZülpich0 Kommentare Gast Autor

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