Zülpich: „Es ist ein Meilenstein für die Stadtentwicklung“ – Bürgermeister Ulf Hürtgen ist von dem geplanten Baugebiet „Seeterrassen“ überzeugt und betonte dies auch noch einmal auf einer Bürgerversammlung am Mittwochabend. Rund 300 interessierte Bürger waren gekommen, um sich zu informieren. Die Seeterrassen sollen zwischen Seepark, dem Nahversorgungszentrum an der Bonner Straße und der B56 entstehen. 340 Grundstücke sind geplant, auf denen Einzel- und Doppelhäuser, Mehrfamilienhäuser, sogenannte Kettenhäuser aber auch Räumlichkeiten für Start up Firmen und bis zu drei Kindertagesstätten gebaut werden sollen. Entwickelt wird das Gebiet von der Euskirchener Firma F &S concept.
Ihm sei es wichtig, frühzeitig zu informieren, sagte Hürtgen während der Bürgerversammlung: „Wir stehen erst am Anfang der Planungen und jeder Bürger kann sich einbringen“. Die Fläche oberhalb des Seeparks ist schon im Flächennutzungsplan 2004 als Baugebiet vorgesehen. Stadtplaner Christoph M. Hartmann warf einen kurzen Blick zurück. Bereits 2003 wurde im Rat beschlossen, die Stadtentwicklung mit der Entwicklung des Wassersportsees zu kombinieren. 2014 kam die Landesgartenschau nach Zülpich und der Seepark entstand. Bei der Entwicklung der Baugebiete machte zunächst der geschützte Feldhamster den Planern einen Strich durch die Rechnung, nur das Baugebiet Seegärten konnte verwirklicht werden. Die Population des Feldhamsters ging jedoch rapide zurück, sodass man sich entschloss, die verbleibenden Hamster einzufangen und an den Niederrhein ins Artenschutzzentrum Metelen zu bringen, wo inzwischen ein Zuchtprogramm läuft. Durch diese Entwicklung entschlossen sich Verwaltung und Politik, die Planungen für das Neubaugebiet wieder aufzunehmen. Er werde oft gefragt, wo man in Zülpich denn noch bauen könnte, erklärte Hürtgen, „die Nachfrage ist da“.
Die SeeterrassenDas geplante Gebiet ist groß – 1.000 bis 1.500 Bewohner könnten hier ansässig werden. Stadtplaner Hartmann und Georg Schmiedel, der mit seinem Unternehmen F&S concept (Euskirchen) die Entwicklung übernommen hat, stellten den Bürgern die bisherigen Planungen vor und versuchten Vorbehalte abzubauen. „Wir wollen vermeiden, dass hier eine reine Schlafstadt entsteht“, meinte Hartmann. Viel Grün in dem neuen Viertel soll für ein gutes Klima sorgen, kleine Plätze sollen entstehen, die Grundstücke von Hecken eingezäunt werden und viele Bäume gepflanzt werden. Aus dem Quartier soll es eine attraktive Radanbindung an die Innenstadt wie auch zu den Schulen geben. Es soll ein „urbanes“ Gebiet entstehen, denn neben Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern, sind auch Wohnungen und Büroräume geplant. Es werde keine Villen für Millionäre in erster und zweiter Reihe zum Seepark geben, versicherte Hartmann. Die Attraktivität Zülpichs sei sehr hoch, betonte Georg Schmiedel, dass sehe man auch am Baugebiet Römergärten. Auf die 78 Grundstücke hatte es rund 400 ernsthaft Interessierte gegeben. Die Grundstücke sind allerdings inzwischen alle verkauft – innerhalb von fünf Tagen. Dies zeige auch, wie dringend Wohnraum in Zülpich nötig sei.
Ökologie soll in den Seeterrassen groß geschrieben werden. 700 Bäume werden gepflanzt und etwa 2.500 Meter Hecken gesetzt, 45.000 Quadratmeter öffentliche Grünflächen entstehen und für die Vorgärten wird festgesetzt, dass keine Steinwüsten entstehen dürfen. „Jeder Käufer bekommt einen Baum für den Vorgartenbereich zur Verfügung gestellt“. Die Seeterrassen sollen Wohnraum für alle Bürger bieten, betonte Schmiedel. 50 Wohnungen für den geförderten Wohnungsbau sind neben den anderen Bebauungsformen vorgesehen. Dies sei ein klares Signal der Stadt Zülpich, dass alle Bürger aus Zülpich mitgenommen werden sollen. Bis zu drei Kindertagesstätten werden in diesem Bereich neu entstehen – je nach Bedarf. Das geplante Baugebiet stößt auf Zustimmung wie auch auf Ablehnung. Gerd Marcy, der eine Bürgerinitiative gegen die Seeterrassen gegründet hat, sagt mit Überzeugung: „eine Stadt in dieser Größenordnung zu planen, hat für mich etwas von Größenwahn. Der See und das Naherholungsgebiet wird sich dadurch komplett verändern. Wir vernichten Fläche und vernichten unsere Natur“. Bei 1.500 Neubürgern innerhalb von zwei Jahren müssten auch die Schulen vergrößert werden, forderte er und prophezeite, dass es die Bauplätze nicht zum kleinen Geld geben werde.
Bürgermeister Hürtgen hielt ihm entgegen, dass in den letzten zehn Jahren in Zülpich wegen des Feldhamsters wenig gebaut worden sei. Er erhalte schon jetzt viele Anfragen aber es gäbe keine Vorverkäufe. Ironisch merkte er an, dass Viele, die früher gegen die Landesgartenschau gewesen wären, den Seepark nun lieb gewonnen hätten. Auch die Befürchtungen, dass dieser dem neuen Baugebiet zum Opfer fallen könnte, entkräftete er: „Wir werden uns doch nicht das, worauf wir seit Jahren hingebaut haben, zerstören. Den Seepark machen wir uns doch nicht kaputt durch ein Neubaugebiet“. Andere Gebiete im Stadtgebiet Zülpich gäbe es in diesem Umfang nicht, versicherte Hürtgen aber er lud jeden ein, ihm den Flächennutzungsplan genauer zu erläutern. Auch bei den Schulen wird investiert, ein Neubau zwischen Realschule und Gymnasium ist schon geplant, weitere Reserven stehen zur Verfügung.
Es gab jedoch nicht nur Kritik, sondern auch Lob für die Stadt:
„Ich finde es prima, dass sich unsere Stadt entwickelt“,
ist die Meinung einer Bürgerin der Stadt. Was sie allerdings erschrecke, sei die Größe des Gebietes, ob es nicht ein Konzept gäbe, wie das Gebiet in Teilbereichen verwirklicht werden könnte. Er würde die Flächen nicht erwerben, wenn er nicht davon ausgehen würde, dass der Bedarf da sei, entgegnete Projektentwickler Schmiedel. Er gehe von zwei Jahren Entwicklungszeit aus, und wenn dann die Nachfrage doch nicht so hoch sei wie angenommen, könnte das Baugebiet auch in Teilabschnitten umgesetzt werden. Sie wollten allen Bauwilligen Optionen anbieten können, dies sei aber nur in einem großen Baugebiet möglich. „Ich gehe von einer großen Nachfrage aus“.
Befürchtungen gab es auch zum Verkehr, doch alle Beteiligten versicherten, dass bisherige Gutachten zu dem Ergebnis gekommen seien, dass die Straßen und Kreisel den zusätzlichen Verkehr aufnehmen könnten. Lärmgutachten sind ebenfalls geplant. Da es schon Beschwerden, beispielsweise aus Nemmenich, gegeben hat, hat das Ordnungsamt bei Abendveranstaltungen am Seepark regelmäßig Lärmmessungen vorgenommen. Alle Vorschriften seien eingehalten worden, versicherte Hartmann, die Beschallungsanlage sei aber schon verändert worden.
Was denn ein Quadratmeter kosten werde, war eine der Nachfragen. „Die Frage habe ich mir auch schon gestellt“, meinte Schmiedel schmunzelnd. Doch da er noch nicht genau wisse, wie teuer letztendlich die Erschließung werde, könne er das noch nicht sagen. „In den Römergärten lagen wir bei 260 Euro/Quadratmeter. Dies ist schon ein enormer Sprung und wenn sie mir das vor zehn Jahren gesagt hätten, hätte ich gesagt niemals. Doch die Baupreise sind in die Höhe geschossen – die Entwicklungs- und Erschließungskosten sind inzwischen sehr hoch“.
Bürgermeister Hürtgen zeigt sich mit der Veranstaltung zufrieden. „Wir haben versprochen, dass jeder zu Wort kommen wird und das haben wir eingehalten. Ich setze mich gerne mit jedem Interessierten zusammen und erläutere den Flächennutzungsplan. Wir haben zur Zeit keine anderen Möglichkeiten, die Stadt weiter zu entwickeln und die Nachfrage nach Grundstücken ist sehr hoch“. Es sei im sehr wichtig, die Bürger bei der Planung mitzunehmen. Die Bürgerversammlung sei ein erster Anfang gewesen. Jeder könne im weiteren Verfahren seine Anregungen und Kritik schriftlich einreichen.
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