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Bei ihrer Malerei verwendet Beate Höing alte Techniken und führt Ungewohntes in alltäglichen Lebenssituationen vor Augen. [Fotos: pg]

Wie tote Vögel zum Leben erweckt werden können

Zülpich: „Irgendwie stimmt etwas nicht“ heißt es seit dem vergangenen Wochenende in der Galerie Roy, Nideggener Straße. Keramiken und Malerei von Beate Höing sind dort zu sehen und der Betrachter merkt schnell, was hier nicht stimmt. Auf den ersten Blick wirkt die Keramik schon fast kitschig und erinnert an so manches Meißener Porzellan im Wohnzimmer der Großmutter. Doch dann die Irritation: Auf einer Art keramischen Brunnen, verziert mit kleinen Blumen, Köpfen und Scherben liegt ein Vogel. Doch es ist kein zwitschernder Vogel sondern ein toter, der da quer über den Brunnen liegt. „Die Künstlerin nimmt immer direkten Bezug auf das Leben und auf die Wechselbeziehungen zwischen Leben und Tod“, sagte Michael Braun, der die Einführung in die Ausstellung übernommen hatte. Für sie sei ein toter Vogel nicht ‚iihh,‘ sondern ein ‚ohh‘.

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Die Künstlerin liebt das Fragile.

Eine ganze Wand hat die Künstlerin mit den Vögeln drapiert. Wenn sie einen Vogel an die Wand hänge, sei es für sie, als lebe er wieder, meinte Beate Höing. Davon können sich die Besucher ein eigenes Bild machen. Manche der Tiere wirken tatsächlich so, als würden sie eher schlafen, sie wirken entspannt, bei manchen ist es dagegen offensichtlich: Dieser Vogel wird nie wieder fliegen. Doch der Faszination der Kunstwerke wird sich kaum einer entziehen können. Sie liebe das Fragile, betonte die Künstlerin. Besonders deutlich wird dies an einer Figur: Fein und detailliert ist Beate Höing die Darstellung eines zarten Mädchen gelungen, umgeben ist sie von dunklen Vögeln und was eben noch niedlich wirkte, verflüchtigt sich. Und schnell ist die Assoziation mit Alfred Hitchcocks Klassiker „Die Vögel“ da.

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Ein toter Vogel ist für Beate Höing nie iihh, sondern immer auch etwas Schönes.

Ihre Inspiration holt sie aus dem Alltäglichen, zum Beispiel bei einem Spaziergang über den Flohmarkt. „Sie sieht Sachen, die uns oberflächlich gar nicht auffallen. Da steht dann auf den Verkaufsflächen der Händler die nackte schöne Schwarze neben der Mutter Maria. Jesus am Kreuz liegt neben der Barbiepuppe oder die Gottesikone neben der Beethovenbüste“, erzählte Braun. Die Erlebnisse verarbeitet Beate Höing in Bildern. Schon im Studium entdeckte sie ihre Leidenschaft für altmeisterliche Kunst. Viele Lasuren legt sie übereinander, manchmal 40 bis 50 Schichten und die Werke bekommen dadurch etwas ganz Eigenes. Vertrautes vermischt sich mit dem Ungewohnten. Die Bilder wirken, als hätte man ein Werk eines alten Meisters vor sich. Doch auch hier wird schnell deutlich, da stimmt etwas nicht. Das macht die Ausstellung gerade sehenswert. Jeder entdeckt anderes in den Bildern und Keramiken. Und die Sicht Höings, dass ein toter Vogel etwas Schönes an sich hat, wird der eine oder andere Besucher hinterher sicherlich teilen.

Die musikalische Umrahmung der Vernissage lag in den Händen von Bassist Frank Wollny und Trompeter Ryan Carniaux von der Band TTT. Gemeinsam mit Improvisationsmusiker Georg Zangl boten sie den Besuchern neben den optischen Eindrücken ganz neue akustische Klänge.
Die Ausstellung „Irgendwie stimmt etwas nicht“ ist bis Samstag, 25. Juli, mittwochs bis freitags von 14.00 bis 19.00 Uhr und samstags von 11.00 bis 15.00 Uhr zu sehen.

Die Galerie Roy unterstützt auch den Austausch zwischen deutschen und holländischen Künstlern und hat die Schirmherrschaft für einen besonderen Künstleraustausch übernommen. Im Mai zeigte die Eifelgruppe „Neunte“ in der Stiftung Arteless in Amsterdam eine große Gastausstellung. Jetzt präsentieren sich die elf holländischen Partner, die sich den Namen „Luwteloos“ gegeben haben, im Firmenicher Zikkurat. Zu sehen sind diese Werke dort bis einschließlich Sonntag, 5. Juli, an den Wochenenden von 13.00 bis 17.00 Uhr.

26.6.2015KulturZülpich0 Kommentare pg

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