Heimbach: „Nach 33 Jahren muss die Chorgemeinschaft Eifelperle die Veranstaltung des Advents- und Weihnachtsingens einstellen“. Diese Ankündigung im Heimbacher Stadtjournal sorgte bei vielen Bürgern für große Ratlosigkeit und enttäuschte Reaktionen, denn seit über drei Jahrzehnten ist der Nachmittag des vierten Advents ein fester Bestandteil im Terminkalender vieler Familien. Bei Kerzenlicht und selbstgebackenen Plätzchen trafen sie sich traditionell im Haus des Gastes, um sich gemeinsam auf Weihnachten einzustimmen.
Die Absage habe „nur wenig mit der von der Stadt beschlossenen Schließung des Haus des Gastes zu tun“, war im Mitteilungsblatt weiter zu lesen. „Leider reicht die Mitgliederzahl der Aktiven nicht mehr aus, ein Konzert in der gewohnten Form und Qualität darzubieten. Dass die traditionsreiche und beliebte Veranstaltung nicht mehr stattfinden kann, bedauert niemand mehr, als die Sänger der Eifelperle.“
1920 wurde der Heimbacher Männerchor als „Doppelquartett“ gegründet. Gemeinsames Ziel war es, den deutschen Chorgesang und das Volkslied zu pflegen. Bei Vereinsgründung betrug das Durchschnittsalter 18 Jahre, das lässt sich in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Chorgemeinschaft „Eifelperle“ nachlesen. „Mittlerweile liegt das Durchschnittsalter bei Mitte 70“, schätzt Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer, der selber seit 45 Jahren Chormitglied ist und seit 1997 die Geschicke des Vereins als erster Vorsitzender lenkt. Kraft dieser Doppelfunktion musste er auch schweren Herzens die Konzertabsage bekanntgeben.An viele unverwechselbare Weihnachts-Konzerte mit andern Chören, Orchestern oder Musikern erinnert sich Chorleiter Theo Kleinschmidt. „Das begann Ende der 1970er Jahre im Palas der Burg Hengebach. Als 1982 das Haus des Gastes eingeweiht wurde, fand unser Weihnachtssingen dort statt.“
„Nachdem uns die örtliche Basis genommen wurde, haben wir lange diskutiert“, beschreibt Chormitglied Dirk Küsters die Situation. „Eine solche Atmosphäre wie im Haus des Gastes hätten wir nicht mehr bieten können“, bedauert er. Der pensionierte Heimbacher Polizist ist seit 1981 Chormitglied. Alternativvorschläge, das weihnachtliche Konzert an anderer Stelle aufzuführen, wurden verworfen. „Jammerschade“, findet nicht nur Wolfgang Virnich, der mit seiner Frau Edda von Köln nach Heimbach zog. „Der Chor ist eine Institution in Heimbach.“
Seit 1978 ist der mittlerweile pensionierte Hausarzt Mohamed Bidaoui im Chor: An einem Dienstag eröffnete er damals seine Praxis in der Hengebachstraße und bereits am Freitag erschien er zur ersten Probe. „Ich erinnere mich genau. Ein Patient hatte mich angesprochen und für die Idee begeistert.“ Mit seinen knapp 50 Jahren zählt Mario Cremer, Oberstleutnant bei der Bundeswehr, fast noch zu den „Sängerknaben“ des traditionsreichen Chores. Selbst wenn er nun in Hammelburg stationiert ist, kommt er jeden Freitag pünktlich zur Probe. Mittlerweile gibt es ein festes Ritual. Bevor die Sänger nach der wöchentlichen Probe nach Hause gehen, wird zum Ausklang unter anderem ein Bläck Fööss-Song angestimmt: „Danke för die wirklich wunderschöne Zigg, dankeschön för all die Johre voller Glück. All die Freud, die mir erläv han, drieht kein Uhr der Welt zoröck.“
Mit weihnachtlichen Liedern werden die 15 aktiven Sänger der Chorgemeinschaft an diesem Wochenende die traditionelle Adventsbesinnung in der Abtei Mariawald begleiten. Am Nachmittag des dritten Advents lautet die Botschaft „Macht euer Herz stark, die Ankunft des Herrn steht nahe bevor“. Beginn der Einkehr ist um 15.00 Uhr in der Kirche des Klosters.
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