Heimbach: „Mozart hatte kein leichtes Leben!“ Mit diesem finalen Satz endete ein eindrucksvoller Abend im Atelier „treppauf – treppab“. Unter dem Titel „Drei Busserln, zuckersüße, fliegen daher“ hatten Ulrike Schwieren-Höger und Paula Schipperges das wechselvolle Leben des begnadeten Komponisten Revue passieren lassen. In ihrem 90-minütigen Programm spannten sie – literarisch wie musikalisch – den Bogen vom umjubelten Wunderkind bis hin zum mittellosen Genie, das 1791 im Alter von nur 35 Jahren starb und in einem Armengrab beigesetzt wurde.
Allein die Auswahl der Briefe, die von Ulrike Schwieren-Höger mit wandlungsfähiger Stimme und beredter Mimik gelesen wurden, machten die Stationen von Mozarts Lebens deutlich: Höhenflüge und Abstürze. Ovationen und Bettelbriefe. Eng verzahnt mit Mozart-Kompositionen, die Paula Schipperges einfühlsam am Klavier interpretierte, entstand so ein komplexes Bild jenes Wolfgang Amadeus Mozart, der Musikgeschichte schrieb.
Mit drei Jahren, so erfuhr das Publikum, saß er bereits das erste Mal am Klavier. Und im Alter von acht Jahren komponierte er sein erstes Menuett, das anschließend durch den Raum perlte. Mit Auszügen aus seinen zahlreichen Briefen und Kompositionen zeichneten die beiden Akteure die wichtigsten Lebensmomente von Mozart mosaiksteinartig nach: Wien, wo der talentierte Knabe auf dem Schoß von Kaiserin Maria Theresia saß und für sein fingerfertiges Spiel mit einem goldverbrämtem Gewand belohnt wurde. Der kleine Bursche verkörperte zur damaligen Zeit „lebendige Töne, die angefasst werden können.“
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs scheinen ihm selbst die Konzertreisen quer durch Europa wenig auszumachen: „Die Reise war angenehm, es war mir überhaupt nicht kalt und in unserer Kutsche ist es so warm wie in einem Zimmer.“ Später werden ihm diese Kutschfahrten zur Qual und er notiert, er wolle lieber zu Fuß gehen, als erneut in solch einem unbequemen Postwagen zu fahren…
Das Publikum im Atelierhaus von Luise und Jürgen Kött-Gärtner erlebte Mozarts Glück über gelungene Uraufführungen, hörte von Eifersucht und Intrigen, aber auch turbulenten Nonsens. Im Geburtstagsgedicht für seine ältere Schwester Nannerl purzeln die Worte ausgelassen aufs Papier und mit einem Brief an seine Frau Constanze gehen die „zuckersüßen Busserln“ auf die Reise.
Auch tiefe Verzweiflung wurde thematisiert, denn auf der Suche nach einer Anstellung war Mozart später häufig gezwungen, an den Höfen zu „antichambrieren“ und in ungeheizten Vorzimmern auf sein Vorspielen zu warten. Über solche Demütigungen beklagt er sich bitterlich in Briefen an seinen Vater Leopold. Die Zuhörer konnten ebenfalls an seinen Triumphen teilhaben, wenn nach der Prager Aufführung von „Figaros Hochzeit“ auf allen Straßen zu seiner Musik getanzt, gespielt und gesungen wurde… Natürlich durfte bei der anderthalbstündigen Konzertlesung Mozarts berühmte „Alla Turca“ nicht fehlen, bei der die Finger von Paula Schipperges über die Tastatur tanzten.
Ein intensiver Abend, der mit dem Lied „Komm lieber Mai, und mache“ ausklang. Beseelt von dem anderthalbstündigen Programm stimmte das Publikum mit ein. Die Spenden, die nach der kostenlosen Konzertlesung gesammelt wurden, kommen der Initiative Dürener Syrienhilfe zugute, die damit Schultaschen für syrische Flüchtlingskindern finanzieren kann.
www.ds-v.org
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