Kreise, Kreis Düren: Sie gelten als Frühlings- und Glücksboten und „seit über 2000 Jahren gehören die Schwalben zur Wohnstätte der Menschen.“ Mit dieser Feststellung begann Lothar Gerhards von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Düren seinen Vortrag zu einem gemeinsamen Schwalbenprojekt der Naturschutzverbände. Als Beleg präsentierte Gerhards den Ausschnitt eines Bodenmosaiks aus einer römischen Villa. Steinchen für Steinchen ist dort ein Rauchschwalbenpaar im grazilen Flug abgebildet.
Um den Schwalben in unsern Dörfern das Überleben zu sichern, haben sich NABU und BUND im Kreis Düren, die Biologische Station und die Untere Naturschutzbehörde zusammengeschlossen. Gemeinsam informierten sie interessierte Zuhörer darüber, welche Möglichkeiten bestehen, die Schwalbenpopulation in der Region zu erhalten. Das tue not, denn die Bestände der heimischen Schwalbenarten gehen seit Jahren stetig zurück, berichtete Maria Esser, 2. NABU-Vorsitzende. Deshalb wolle man – unter anderem – eine Schwalbenzähl-Aktion durchführen. „Dass wir so etwas machen, ist dringend notwendig. Wir müssen jetzt starten und dafür sorgen, dass es ‚morgen‘ nicht schlechter wird.“
Gemeinsam haben sich NABU, BUND, Biologische Station und der Kreis Düren in den letzten Jahren engagiert und seit 2005 viele „schwalbenfreundliche Häuser“ ausgezeichnet. Über 1.000 Kunstnester wurden an Hauswänden angebracht, von denen gut 70 Prozent von Schwalben angenommen wurden. Diese Doppelnester können über die Biologische Station im Kreis Düren gegen eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro erworben werden. „Das ist ein eher symbolischer Preis“, meint Lothar Gerhards, „im Fachhandel kosten diese künstlichen Schwalbennester aus Holzbeton oft das Vielfache.“ Vom Kreis Düren habe man aber einen Anreiz schaffen wollen, sich für den Schwalbenschutz einzusetzen. Die so generierten Gelder sollen erneut in den Naturschutz fließen.
Um bei dem vorgestellten Artenschutzprojekt Erfolg zu haben, sollten die künstlichen Nester nur dort montiert werden, wo bereits eine Mehlschwalbenkolonie in unmittelbarer Nachbarschaft vorhanden ist. Im Einzelfall sorgt ein Kotbrett unter den Nestern dafür, dass die Fassade nicht verschmutzt wird. „Schwalben sind sehr wählerisch“, weiß Gerhards. In der Zülpicher Börde beispielsweise brüteten die Paare nur an Ziegelhäusern. In der Voreifel bevorzugen sie jedoch weiß getünchte Wände, um ihre Nester zu bauen.
2003 fand die letzte „Schwalbenzählung“ statt. Um sich nach über 15 Jahren noch einmal ein Bild über den aktuellen Zustand der Schwalben in den Dörfern zu verschaffen, sucht die Aktionsgruppe noch nach freiwilligen Helfern, die in ihren Wohnorten die Mehl- und Rauchschwalben erfassen. Die freiwilligen Helfer werden mit Zählbögen ausgestattet, in denen die Anzahl der aufgefundenen Nester eingetragen wird. Gleichzeitig wird vermerkt, ob es sich um Lehm- oder Kunstnester handelt. Info-Broschüren sollen zudem für mehr Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen. „Vielleicht finden wir ja so mehr Schwalbenfreunde“, hofft Maria Esser.
Diejenigen, die sich schon jetzt vorbildlich für Schwalben einsetzen, sollten mit dem NABU Düren Kontakt aufnehmen. Als Lohn für ihr Engagement erhalten sie eine Plakette, mit der sie ihr Domizil als „schwalbenfreundliches Haus“ kennzeichnen können.
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