Eifel: Selbst der ‚Tagesschau‘ war das eine Nachricht wert: Sonor trug Kabarettist Achim Konejung die Überraschungsmeldung vor: Mit überwältigender Mehrheit hätten die Eifeler für einen „Freistaat Eifel“ gestimmt. Dieser revolutionäre Schritt sei von den Landräten der Region angezettelt worden. Nach Brexit und möglichem Nexit sei das nun der nächste Exit…
Solch ein Ausstieg bedeutet aber viel Vorplanung. Deshalb diskutierte Hubert vom Venn mit seinem Bühnen-Kompagnon Konejung einen Abend lang, wie die Umstrukturierung der Eifel möglichst effektiv zu bewerkstelligen sei.
Der künftige Freistaat soll das Gebiet südlich von Aachen bis zur Mosel, vom Rhein bis zu den Ardennen umfassen. Im Vorfeld wurde Prüm zur Hauptstadt auserkoren. Dort tagt dann mittwochs das Parlament – vorausgesetzt, es wird kein Fußball übertragen. Über die zukünftige Staatsform fachsimpelten die beiden Spaßvögel ebenfalls ausgiebig: Diktatur? Demokratie? Schließlich einigten sie sich auf eine Monarchie. „Du bist dann König Hubert der Erste von Monschau und wirst in einer Sänfte durchs Land getragen“, schlug Konejung vor. Dieser Wortwitz zündete mit winziger Verzögerung, dann lachte das Publikum amüsiert auf.
Der Einfachheit halber soll die Verfassung des Freistaates nur einen einzigen Artikel enthalten: „Mer halten uns an nühs.“ Und erste Bürgerpflicht ist Gemütlichkeit. Deshalb gibt’s im Freistaat demnächst auch kein Turbo-Abitur mehr, sondern ein Turban-Abi. Nein, das habe nichts mit unseren Neubürgern zu tun. Namensgeber sei die Turban-Meeresschnecke. Also alles ganz, ganz langsam und gemütlich.
Doch wie soll die Fahne des Freistaates aussehen? „Wir brauchen ein symbolisches Wappentier, die Bestie der Woche“, stand für die beiden Kabarettisten fest. Aber welches? Der Problembär ist tot… Den Wolf hat hier noch niemand gesichtet… Der schwarze Panther ist verschwunden… Schließlich einigte sich das perfekt-präsente Bühnen-Duo auf eine Blindschleiche – als Symbol für die Eifeler Politik.
Über die zukünftige Währung machte sich das wortgewandte Duo ebenfalls Gedanken. Angedacht sei ein Naturalientausch, deshalb müssten ja die Bauern mit ihren Treckern jeden Morgen früh aufs Feld ausrücken, um Gülle oder Schlamm zu verteilen. Genüsslich ahmte Konejung die verschiedenen Motorengeräusche nach. Absoluter Favorit sei der satte Sound eines Magirus Deutz – morgens um vier. Sprach’s und sang stimmgewaltig das Lied vom Treckerfahrer. Der Refrain lautete: „Das ist unser Traktorist, wir brauchen keinen Wecker, wir haben ja den Trecker, der lauter als die Kirchglock ist“. Konejungs rechter Fuß gab dabei so temperament- und kraftvoll den Rhythmus vor, dass die Stühle im Zuschauerraum vibrierten. Zur Freude des Publikums grübelte er anschließend: „Aber was ist, wenn für Trecker nun auch ein Dieselfahrverbot ausgesprochen wird?“ Kurz: Ein kritisch-amüsanter Abend voller Wortspiele und quergedachter Seitenhiebe – nicht nur auf Politik, geschwätzige Eifelerinnen, wortkarge Ehemänner und Vereinsmeierei. Wer das bissige, mal temperamentvolle, mal nachdenkliche Kabarett live auf der Bühne erleben möchte, sollte sich schnell um Karten bemühen. Nach ihrem anderthalbstündigen Auftritt und der obligatorischen Zugabe verkündeten die Akteure, dass „Freistaat Eifel“ ihr letztes Programm sei. „Im Frühjahr 2019 ist Schluss.“ Schließlich wollten sie nicht auf der Bühne sterben, fügte Hubert von Venn – wie immer ganz in schwarz gekleidet – mit hintergründigem Lächeln hinzu.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.