Euskirchen: Der Iraner Bamdad Esmaili kam 1986 als 13-Jähriger während des Iran/Irak-krieges nach Deutschland und er und seine Familie bekamen Asyl. Aus der Ferne beobachtet der Journalist die Geschehnisse in seinem Heimatland und ist Moderator unter anderem bei dem Flüchtlingsprogramm WDRforyou. Jetzt war er zu Gast bei der Informationsreihe „Engagiert für Geflüchtete“, um beim Themenabend Iran über sein Heimatland zu berichten. „Persien unterwegs wohin?“ hieß es an diesem Abend und viele Interessierte waren in das Pfarrzentrum St. Martin gekommen, um mehr über den Iran und die aktuelle Situation zu erfahren. Er sei seit 33 Jahren nicht mehr im Iran gewesen, sagte Esmaili, doch er sei täglich im Kontakt mit Menschen aus dem Iran. Mit Geflüchteten wie auch mit Menschen, die noch in dem geschichtsträchtigen Land unterwegs sein können.
Bamdad Esmaili unternahm zunächst einen Ausflug in die Geschichte des Landes, als das Land offiziell noch Persien hieß. Erst 1935 – in der Zeit der Dynastie der Pahlewis – wurde aus Persien der Iran, 1979 nach der Rückkher Khomeinis die Islamische Republik Iran. Es ist ein Land mit einer faszinierenden rund 7.000-jährigen Geschichte, einer Hochkultur, die eindrückliche Zeugnisse hinterlassen hat.Heute ist die Region ein Pulverfass und viele Besucher des Vortrags bewegte die Frage: Droht ein Krieg? „Die Lage ist ungewiss“, meinte Esmaili und berichtet von Gesprächen, die er mit Iraner geführt hat. Die einen wünschen sich einen Krieg, damit die Theokratie verschwindet, andere fürchten den Krieg, weil sie überzeugt sind, dass alles nur noch schlimmer wird. Der Journalist verwies auf die Demonstrationen in Teheran Anfang 2018. Die Menschen seien auf die Straße gegangen, weil die Preise explodiert seien. Doch Aussichten auf einen wirklichen Wandel sieht er nicht, „Ich sehe leider keine Perspektiven“. Es gäbe zwar Oppositionspolitiker, doch die seien nicht sehr stark. „Die Korruption und Vetternwirtschaft ist sehr hoch“. Würden die USA einen Krieg anzetteln und eventuell das Regime der Mullahs beseitigen, bliebe ein Machtvakuum. Doch wer sollte dieses füllen? Die Militärs? Sicherlich keine guten Aussichten für die Region und die Menschen, die im Iran leben.
Die Probleme führt Bamdad Esmaili auf die Zeit des Revolutionsführers Khomeini zurück, der 1979 in den Iran zurückkehrte. Wasser, Strom, Fleisch… Alles wird kostenlos – diesen Versprechungen glaubten die Menschen. Doch sie wurden enttäuscht. „Ich kenne kein Land, wo die Schere zwischen arm und reich so groß ist“. Die Reichen lassen es sich gut gehen, die jungen Menschen aus diesen Familien feiern ihre Parties, während an anderen Orten bittere Armut herrscht. Die Korruption sei sehr schlimm und es gäbe ein großes Drogenproblem. Die Menschen würden unterdrückt, es gäbe keine Religionsfreiheit, keine Pressefreiheit und der Geheimdienst sei sehr mächtig.
Seit 2015 kommen immer mehr Iraner nach Deutschland, um Asyl zu beantragen. In dieser Zeit entstand beim WDR die Idee für ein spezielles Programm, das sich an Geflüchtete richtet, aber auch offen ist für alle Interessierten. Gesendet wird seit Anfang 2016 in Deutsch, Persisch und Arabisch. Die Themen sind vielfältig. Viele Beiträge bieten Geflüchteten Informationen, wie in Deutschland die Gesellschaft funktioniert oder wie man an einen Job kommt. Bamdad Esmaili und seine Kollegen haben aber auch viele Länder und Regionen besucht, wo das Flüchtlingsproblem groß ist zum Beispiel die griechische Insel Lesbos. 550.00 User nutzen inzwischen das Format, damit ist WDRforyou die größte Flüchtlingsplattform in Deutschland.
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