Bad Münstereifel: Eigentlich fing die Geschichte ganz harmlos an. Bei einem Besuch bei Wolfgang Kirsch im Hürten-Museums erzählte mir der Kurator von der Idee der nächsten Ausstellung: Es sollte um alte Kameras gehen. Die Besucher sollten in die analoge Zeit der Fotografie eintauchen können, die alten Balgenkameras bewundern und die Entwicklung der Plattenkameras bis zu den Filmkameras miterleben können. Schon 2014 hatte Kirsch in einer Ausstellung Fotoapparate aus alter Zeit zusammengestellt, „das war ein großer Erfolg“ und fortan wollte der Kurator des Hauses alle zwei Jahre mit alten Schätzen die Entwicklung der Fotografie zeigen.
Meine unbedachte Fragen „Haben Sie denn schon genug Kameras zum Ausstellen?“ zog viel Arbeit nach sich – für mich und meinen Vater, Norbert Schultz. Denn von ihm stammt ein Großteil der Ausstellungsstücke, die ab Sonntag, 24. Januar, für drei Monate zu sehen sein werden. Doch es war mehr als Ausstellungsstücke zu besorgen und abzuliefern, ich bekam durch dieses Projekt auch eine Ahnung davon, wie es ist, eine Ausstellung zu organisieren.
Das „Foto-Gen“ zieht sich durch unsere Familie: Schon mein Urgroßvater hat fotografiert, dann mein Großvater und ebenso mein Vater. Mit etwa 13 Jahren hat er seine erste Kamera geschenkt bekommen: Eine Kodak Retina. Sie war für den anspruchsvollen Fotoamateur ausgerichtet und es sollte nicht sein letzter Fotoapparat bleiben.
Als ich ihn fragte, ob er sich denn vorstellen könnte, einen Teil seiner Kameras auszustellen, überlegte er kurz und stimmte dann zu. Allerdings habe ich damit für einige Beschäftigung gesorgt, denn die alten Schätze mussten nummeriert und beschriftet werden. „Du hast mir damit ganz schön Arbeit gemacht“, meinte mein Vater zwischendurch am Telefon. Doch bei der Gelegenheit ist ihm wieder einmal bewusst geworden, was er so alles hat. Schon seit vielen Jahren sammelt er die zum Teil ausgefeilten, kleinen technischen Meisterwerke und inzwischen kann er auf eine Sammlung schauen, die die Entwicklung der Fotografie zeigt. Alte Laufbodenkameras aus den 1920er und 30er Jahren sind dabei, einfache aber praktische Boxen, Stereokameras, Sucher- und Spiegelreflexkameras, aber auch die kleinen Pocketkameras. Fotoapparate von für mich unbekannten Firmennamen wie Ernemann, Welta oder Altissa ebenso wie von den großen Unternehmen, zum Beispiel Kodak, Rollei, Voigtländer oder Pentax.
Bei einem Besuch bei meinen Eltern Ende November in Emden stand ich dann vor drei großen Koffern und drei Klappkisten mit Kameras, Zubehör und Büchern. „Reicht das? Ich hätte noch mehr“, meinte mein Vater. Ich hoffe, ich habe ihn nicht zu entsetzt angesehen, denn ich überlegte schon, wie wir alles in unserem Auto unterbringen sollten. Ich brachte alles wohlbehalten ins Hürten-Museum. Wolfgang Kirsch und ich packten die Schätze aus, sortierten sie und verschafften uns einen Überblick.
Bisher hatte ich die Kameras nur in Vitrinen in meinem Elternhaus gesehen, doch etwa ein Drittel der Sammlung nun vor mir auf dem Tisch anzuschauen, beeindruckte mich schon. Natürlich hatte mein Vater seine neusten Errungenschaften immer gezeigt, doch diese Fülle und Unterschiedlichkeit der Objekte war schon etwas Besonderes und es faszinierte mich. Das Foto-Gen hat sich erfolgreich weiter verbreitet.
Der Kurator machte sich nun an die weitere Aufgabe: das Dekorieren in den Vitrinen. Welche Objekte passen am besten zusammen? Wie präsentiert man das Zubehör, wo und in welcher Ausführlichkeit kommt die Beschriftung an die Kameras? Seit zwei Wochen verbringt Wolfgang Kirsch viel Zeit im Museum, seine Frau sieht ihn in der letzten Phase einer Ausstellungsvorbereitung kaum noch. Doch am Sonntag wird alles fertig sein und die Besucher können in aller Ruhe in die analoge Fotografie eintauchen. Keine SD-Karten sondern Rollfilme, Glasdias und Daguerreotypien (eines der ersten Fotografie-Verfahren aus dem 19. Jahrhundert) sind zu sehen.
Mein Vater wird bei der Eröffnung vor Ort sein und sicherlich mit vielen Fragen von hoffentlich ganz vielen Besuchern bombardiert. Doch er erzählt gerne von seinem Hobby und hat sich im Bereich Fotografie viel Wissen angeeignet. Längst fotografiert er heute mit einer Digitalkamera, doch die Zeiten mit seinen analogen Kameras und dem Entwickeln von Filmen und Fotos im eigenen Labor wird er nicht vergessen. Ich ebenso wenig. Meine erste „richtige“ Kamera war übrigens eine Pentax ME, die ich zu meiner Konfirmation geschenkt bekommen habe. Ich habe sie auch noch. Aufnahmen mache ich inzwischen allerdings mit meiner Nikon – einer digitalen Spiegelreflexkamera.
Die Ausstellung wird am 24. Januar, um 14.00 Uhr im Romanischen Haus, Langenhecke 6, eröffnet. Ergänzt wird die Schau durch Objekte der Firma fotobonntype aus Bornheim. Geöffnet ist die Ausstellung bis Ende April jeweils samstags und sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr.
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