Euskirchen: Er habe einen Weg gesucht, die deutsche Sprache auch anzuwenden und nicht nur Vokabeln zu lernen, erzählt Jaunach Dandal von seinen Erfahrungen als ehrenamtlicher Übersetzungshelfer. Seit drei Jahren ist der Syrer in Euskirchen und wandte sich schon früh an die dortige Caritas, um Möglichkeiten zu finden, seine Sprachfähigkeiten zu verbessern. Seitdem übersetzt er aus dem Arabischen.
Dandal ist nicht der einzige ehrenamtliche Übersetzer im Kreis. 132 gibt es inzwischen von ihnen, 44 Sprachen können übersetzt werden. Was als Projekt begann, wurde nun durch einen Kooperationsvertrag auf die nächste Ebene gehoben. Denn Vertreter vom KoBIZ (Kommunales Bildungs- und Integrationszentrum), vom DRK-Kreisverband Euskirchen, der Integrationsagentur, dem Caritasverband für das Kreisdekanat Euskirchen und der Jugendmigrationsdienst unterzeichneten einen unbefristeten Kooperationsvertrag. Es ist eine gelungene Kooperation im Kreis Euskirchen“, meinte Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates, und er freue sich, dass dieses Angebot nun in eine sichere Zukunft geführt werde.
Bewusst geht es bei dem Übersetzungs-Pool um ein niederschwelliges Angebot, bei dem Hilfen im Alltag angeboten werden. Es gehe nicht um gerichtsfeste Übersetzungen, betonten die Beteiligten, sondern um Hilfe im Alltag. Gerichtstermine sind ausdrücklich ausgeschlossen, in diesen Fällen kommen ausgebildete Dolmetscher zum Einsatz. Doch mit den Ehrenamtlern vom Übersetzungspool kann schnell Hilfe geleistet werden, wenn beispielsweise Familien ihr Kind in der Kita anmelden wollen, aber die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, wenn ein Arztbesuch ansteht oder Übersetzungshilfen bei Ämtern gefragt sind. Der Übersetzungspool sei für die tägliche Arbeit wichtig, betonte Carsten Düppengießer, Caritas Euskirchen.
Seit 2018 wird der Einsatz und die Qualifizierung der Sprachmittler vom NRW-Ministerium für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) gefördert. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 615 Anfragen, in diesem Jahr waren es bis Stand Anfang Mai bereits 500 Übersetzungsanfragen – davon 175 für die Sprache Arabisch. Französisch, Persisch, Kurdisch und Türkisch sind weitere Sprachen, die oft angefragt und vermittelt werden.
„Wir sind stolz, dass unsere Idee ins Leben gerufen wurde und dass das Angebot nun nachhaltig weitergeführt wird“,
sagte Rolf Klöcker, Geschäftsführer DRK Kreisverband Euskirchen. Je weiter der Integrationsweg gehe, desto mehr Anfragen gäbe es, erklärte Peter Müller-Gewiss, Integrationsbeauftragter der Aktion Neue Nachbarn der Caritas Euskirchen. Denn je mehr die Menschen in Deutschland angekommen, desto eher benötigen sie Hilfe beim Job-Center, anderen Ämtern oder bei Bewerbungen für Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplätze.
Zu Beginn hätten sie Menschen angesprochen, die schon etwas Deutsch könnten, doch nun seien mehr Qualifikationen gefragt, erläuterte Müller-Gewiss. „Die Sprachmittler sind auch zu Kulturmittlern geworden“. Für die Ehrenamtler sind künftig auch Fortbildungen geplant, wie beispielsweise Seminare, in denen die Übersetzungshelfer ihre eigene Rolle reflektieren können. Es sei wichtig, dass die Ehrenamtler ihre eigenen Grenzen erkennen würden, sind sich die Kooperationspartner einig. Sie sollen bei Sprachbarrieren helfen, sind aber keine Sozialarbeiter. Dies ist auch Jaunach Dandal klar: „Wir Dolmetscher haben Grenzen“ – Auch wenn ihm der eine oder andere Fall doch persönlich sehr nahe geht.
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