Heimbach: Franz-Peter Wirtz, der bis vor zwei Jahren als Direktor dem Zülpicher Franken-Gymnasium vorstand, und demnächst die Freie Schule in Heimbach leiten soll, positioniert sich zuversichtlich. „Wir sind keine Konkurrenz, sondern bieten eine Alternative zu den Regelschulen“, hebt er hervor. „Ein Farbklecks in der Schullandschaft.“ Bis zu seiner Pensionierung war Wirtz 42 Jahren im Schuldienst tätig, kennt den Schul- und Verwaltungsalltag also aus dem Eff-Eff.
Vor gut anderthalb Jahren hörte er erstmals von der Idee einiger junger Schmidter Familien, eine Freie Schule aufbauen zu wollen. „Aus Interesse und Neugier bin ich zu der damaligen Versammlung gegangen“, meint er rückblickend. Und plötzlich wurde es konkret. „Ich habe selber den ersten schulpflichtigen Enkel“, erzählt er im EIFELON-Gespräch. So fand er die neue Herausforderung sehr reizvoll und bot sich als potentieller Schulleiter an. Gerade die Anbindung an die Rurtalbahn sei ein Argument gewesen, mit Heimbach in Verhandlungen zu treten, vertieft Wirtz.
Einige Behörden-Hürden sind mittlerweile genommen. Das neue Schulkonzept wird mit 87 Prozent vom Land unterstützt, die restlichen 13 Prozent müssen von beteiligten Eltern gestemmt werden. Anlehnend an die Montessori-Pädagogik soll schon vom ersten Schuljahr an ein verantwortliches, eigenständiges Lernen gefördert werden. Nicht im traditionellen Klassenverbund, sondern in Interessensgruppen. Um aber trotzdem eine stete Leistungskontrolle zu garantieren, werden jedes Quartal Prüfungen abgelegt, damit jederzeit ein Wechsel auf eine andere Schule möglich sei, betont Wirtz. „Ich weiß aus den vergangenen Jahren, dass sich manche Schüler schwertun mit den Sachzwängen in den Regelschulen.“ In einem anderen ‚Lernklima‘ ließe sich hoffentlich die Zahl der Schulverweigerer reduzieren.
„Wir wollen Schüler von Monschau bis Zülpich, von Stolberg bis Schleiden und von Simmerath bis Eicherscheid für uns gewinnen“, argumentiert er. Das sei ein Imagegewinn für Heimbach. Verena Bauer als erste Vorsitzende von Freie Schule e.V. findet ebenfalls klare Worte: „Das ist keine feindliche Übernahme, wir kommen in friedlicher Absicht“, formuliert die junge Mutter, nachdem sie zuvor zahlreiche Gespräche mit den Fraktionen des Heimbacher Stadtrats geführt hatte.
Die heftigen, teils auch sehr emotionalen Bedenken des etablierten Grundschul-Kollegiums der OGS Schönblick konnte Bürgermeister Peter Cremer entkräften. In seiner offiziellen Pressemitteilung formuliert er, es sei auch die Frage erörtert worden,
ob eine Freie Schule Nachteile für die städtische Grundschule Schönblick mit sich bringt. Das Kollegium der Schule hat entsprechende Bedenken geäußert, die die Ausschussmitglieder aber nicht überzeugten. Vielmehr wird die Stadt Heimbach in den nächsten Jahren rund drei Millionen Euro in die Sanierung der einzigen Grundschule der Stadt investieren. Neben der baulichen Ertüchtigung des Altbestandes sind auch Erweiterungen sowohl für den Regelschulbetrieb als auch die Offene Ganztagsschule geplant. Außerdem soll die Digitalisierung der Schule weiter ausgebaut werden. So bleibt die Grundschule Heimbach was sie ist, nämlich eine tolle Bildungseinrichtung, die den Wohnstandort Heimbach stärkt.
Zunächst hatte der Haupt- und Finanzausschuss das Projekt einstimmig befürwortet. Auf EIFELON-Anfrage fassten einige Fraktionen ihre Meinung in wenigen Sätzen zusammen.
Heinz Breuer, Fraktionsvorsitzender der CDU:
Wir bejahen die Vermietung des WIZE an die Freie Schule. Eine weiterführende Schule ist ein wichtiger Standortfaktor für eine Stadt. Für Heimbach bedeutet dies auch eine Entlastung des Haushaltes. Wir empfangen die Gäste mit offenen Armen. Dennoch bleibt die Grundschule die erste Schule in der Stadt. Dies zeigt auch das beabsichtigte Investitionsvolumen von rund 3 Millionen Euro für die Grundschule.
Matthias Dürbaum, Fraktionsvorsitzender der SPD:
Dieses ergänzende pädagogische Angebot in Heimbach, von der Grundschule bis zum Abitur wird den Standort Heimbach bereichern mit mehr Kindern, Eltern und Lehrern, die hier ggf. wohnen und einkaufen werden. Schüler der Sekundarstufe 1+2 bringen langfristig mehr Leben in die Innenstadt. Das „WIZE“ kann endlich durch eine neue Nutzung den städtischen Haushalt entlasten.
Eine mögliche Kooperation zwischen bestehender GGS und Freier Schule bietet langfristig die Chance, die außerschulischen Aktivitäten/ Angebote zu erweitern und zu erhalten wie z.B. naturnaher Unterricht und das trotz sinkender Schülerzahlen.
Das Risiko des kurzfristigen Verlustes der Zweizügigkeit der bestehenden GGS besteht schon aufgrund sinkender Schülerzahlen ohnehin über die kommenden Jahre. Eine Erhöhung der Schülerzahl durch die Freie Schule (auswärtige Schüler) sichert langfristig die Qualität beider Schultypen.
Erforderliche Maßnahmen:
Dazu gehört u.a. die Verkehrssituation am Eichelberg.
Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch ankommende Eltern muss vermieden werden.
Hierzu ist ein Parkplatzkonzept unter Einbindung der bestehenden Parkplätze „Über der Laag“ denkbar.
Thomas Wagenbach, Fraktionsvorsitzender der Grünen:
In der Eröffnung einer freien Schule in Heimbach sehe ich eine große Chance für unsere Stadt. Durch die geplante Erweiterung der Freien Schule auf die Sekundarstufen I und II werden sich junge Familien, die ihre Kinder in diese Schule schicken wollen, möglicherweise für Heimbach als Wohnort entscheiden.
Auch würde die hohe Bezuschussung des Wasser Info Zentrum Eifel zukünftig entfallen und der städtische Haushalt somit deutlich entlastet.
Das zusätzliche Risiko für die Grundschule Heimbach, durch einen Rückgang der Schülerzahl in die Einzügigkeit zu gleiten, schätze ich als gering ein. Zum Einen besagen die aktuellen Prognosen, dass die Schülerzahl der Grundschule auch ohne die Freie Schule weiter sinken wird. Zum Anderen wird das Einzugsgebiet der Freien Schule sehr groß sein. Nur wenige SchülerInnen werden direkt aus Heimbach kommen.
In seiner letzten Sitzung stimmte auch der gesamte Stadtrat geschlossen für das Projekt. Ein eindeutiges Votum für die Weiterentwicklung des Schulortes Heimbach.
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