Heimbach: Was als Elterninitiative begann, ist mittlerweile Vorzeigeprojekt für die Region und ganz NRW geworden: Nach dem erfolgreichen „Heimbacher Modell“ wurden bereits Bürgerbus-Initiativen im Ruhrgebiet etabliert. Der Bürgerbus Heimbach e.V. – ursprünglich von jungen Familien gegründet, um die eigenen Kinder vom Wohnort zum Kindergarten im Nachbardorf zu befördern – kann mittlerweile auf 10.000 Fahrgäste pro Jahr zurückblicken. Eingebunden in das Fahrplannetz des Öffentlichen Personennahverkehrs schließt der achtsitzige Bürgerbus Beförderungslücken zu den großen Buslinien in der Region. Gut 70.000 Kilometer legen die insgesamt 40 ehrenamtlichen Fahrer bei Wind und Wetter alljährlich zurück.
Nun hatte der 1986 gegründete Verein Grund zum Feiern: Durch einen Landeszuschuss von 35.000 Euro konnte der alte Bürgerbus ausgemustert und ein neuer rollender Untersatz angeschafft werden. Die Voraussetzungen für die Förderung des neuen Fahrzeugs – laut Statuten muss der vorherige Bus eine Mindestlaufleistung von 300.000 km und/oder ein Alter von fünf Jahren aufweisen – waren mehr als erfüllt: Das Vorgängermodell war 2009 an den Start gegangen und hatte inzwischen fast 400.000 Kilometer auf dem Tacho.
„Wir haben ein starkes Fahrerlager“, lobte Mitbegründer und Vorsitzender Gerd Linden während der Feierstunde den jahrzehntelangen Zusammenhalt. Die „Familie“ des Bürgerbusvereins sei im Laufe der Jahre größer geworden, doch immer wieder würden Mitglieder aus Altersgründen in die Ehren- und Altersabteilung verabschiedet, stellte er fest. Deshalb brauche man dringend neue, junge Fahrer, appellierte er an die Heimbacher Bevölkerung, damit der Bürgerbus als Bindeglied zwischen den Dörfern auch weiterhin aufrechterhalten werden könne.
„Diese ehrenamtliche Initiative lehrt Verantwortung, Rücksicht und Hilfe“, hob Pfarrer Hans Doncks bei der Einsegnung des neuen Fahrzeugs hervor und wünschte den Fahrerinnen und Fahrern, die sich nun hinter das Lenkrad des neuen Busses setzen, allzeit gute Fahrt. Karl-Heinz Huppertz vom Regionalverkehr Euregio-Maas-Rhein (RVE) überreichte anschließend die Schlüssel zum neuen Bürgerbus. Optisch sieht der Transporter dem vorherigen Modell zum Verwechseln ähnlich. Doch unter der Motorhaube steckt die positive Überraschung: „Der neue Motor verbraucht pro 100 Kilometer etwa fünf bis sechs Liter Diesel weniger“, führte Huppertz aus. Eine spürbare Entlastung des Etats, denn die Mobilität der ländlichen Bevölkerung schlägt – trotz der unzähligen Ehrenamtsstunden am Steuer, der verkauften Tickets und der Einnahmen durch Werbeflächen am Bus – in manchem Jahr mit etwa 8.000 bis 12.000 Euro zu Buche. 10.000 davon deckelt mittlerweile der Kreis Düren, den Rest übernimmt die Stadt Heimbach. Mit dem neuen Bürgerbus und wachsenden Fahrgastzahlen wird die Bilanz für die nächsten Jahre deutlich besser ausfallen. „Wir müssen uns vorerst nicht mehr um Reparaturen oder neue Reifen kümmern“, freut sich die Crew.
„Hier erleben wir Ehrenamt in höchster Qualität“, würdigte Peter Boje stellvertretend für Bürgermeister Peter Cremer die kontinuierliche Arbeit des Bürgerbusvereins. Neben Beruf, Familie und Hobby bände sich das Fahrerteam fest an den Fahrplan, um die Mobilität im ländlichen Raum zu gewährleisten. „Gerd Linden ist ein Kämpfer“, konstatierte er, „ansonsten gäbe es den Bürgerbus nicht mehr!“ Besonderen Dank zollte Peter Boje auch den Mitarbeitern im Rathaus, allen voran Kämmerer Frank Pick. Mit ihrem Fachwissen in Finanzfragen und in der Buchhaltung entlasteten sie die Ehrenamtler des Bürgerbus-Vereins und sorgten zudem dafür, dass Förderanträge rechtzeitig gestellt würden.
Obwohl die damaligen Kindergarten-Kinder längst erwachsen und selber Eltern sind, sitzen die Mütter Marita Beul, Elke Linden und Elisabeth Nießen als Fahrerinnen der ersten Stunde immer noch regelmäßig hinter dem Lenkrad. Drei von acht Frauen im Fahrerteam. Um Mitglied des engagierten Heimbacher „Fahrerlager“ zu werden, muss man mindestens 21 Jahre alt und im Besitz des Führerscheins Klasse 3 sein. Natürlich werden die zukünftigen Fahrerinnen und Fahrer im Vorfeld kostenlos „auf Herz und Nieren geprüft“ und erhalten dann einen „Kleinen Personenbeförderungsschein“, der zum Führen von Bürgerbussen berechtigt. Nach einer Schulung durch die Fahrlehrer vom RVE kann es dann – mit einem Versicherungsvertrag in der Tasche – auf die ehrenamtliche Fahrt durchs Stadtgebiet gehen.
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