Hürtgenwald, Simonskall: Noch bis in die Nachkriegsjahre gehörte der deutsche Schriftsteller B. Traven zu den meistgelesenen Autoren der Welt. Seine sozialkritischen Romane wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von 40 Millionen Exemplaren. Seine Lebensgeschichte gleicht der eines freien, rebellischen Menschen, der sich seiner Identität entledigte, um sich selbst unter zahlreichen Pseudonymen neu zu erfinden. Man geht davon aus, dass er Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland geboren wurde und man weiß, dass er im März 1969 in Mexiko-City verstorben ist.
Noch heute sind Literaturwissenschaftler, Journalisten und Filmemacher damit befasst, das Rätsel seiner Herkunft und seines wirklichen Namens zu ergründen, um der legendären Schriftsteller-Figur B. Traven genauere Konturen geben zu können.
Ganz auf seine Weise – nämlich mit dem Hochdruckreiniger – tat dies jetzt der ebenfalls weltweit agierende Dürener Künstler und diesjährige Kunstpreisträger Klaus Dauven, der den geheimnisumwitterten B.Traven mit einem ihm eigenen, scharf konturierten Reverse-Graffiti auf die verwitterte Wand eines alten Schuppens nach Simonskall zurückholte. Zumindest für eine Zeit lang, bis Flechten und Moose das verlorene Terrain wieder zurückerobert haben. Von dort blickt der Meister der Verwandlung nun hinüber zur historischen Kremer-Mühle, wo er als Ret Marut nach der Flucht aus München zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Irene Mermet bei den Freunden von der Kalltalgemeinschaft in Simonskall Unterschlupf gefunden hatte. Wegen seiner Beteiligung an der Münchener Räteregierung von 1919 als Beauftragter für das Zeitungswesen war er von einem Schnellgericht der siegreichen Konterrevolutionäre bereits zur standrechtlichen Erschießung abgeurteilt worden, hatte jedoch mit Hilfe eines Freundes noch fliehen können.
Aktueller Anlass für die Kunst-Aktion von Klaus Dauven ist die augenblicklich im Junkerhaus Simonskall gezeigte B. Traven-Dokumentation, die noch bis zum 26. Oktober zu sehen ist. Rund 100 Exponate und Schautafeln mit Stationen aus dem Leben B. Travens hat der Lübecker Sammler und Pensionär Wolf-Dietrich Schramm dem Junkerhaus zur Verfügung gestellt. Schon als Schüler las er die Romane von B. Traven und „warf seine Karl May Bücher in die Ecke“. Seit dem Jahr 2000 baute er das B. Traven Archiv auf, das sich inzwischen zum drittgrößten Archiv der Welt gemausert hat. Im Simonskaller Junkerhaus ist vieles aus seiner Sammlung zu sehen: Bücher, Original-Briefe, Zeitungsartikel, Bilder, Plakate der vielen verfilmten Romane wie beispielsweise „Das Geisterschiff“ oder „Der Schatz der Sierra Madre“ und andere persönliche Dinge des Literaten. Zusammen mit Franz Tiedtke, Kurator und Leiter des Junkerhauses, ist sich Wolf-Dietrich Schramm einig: „Traven hat seinen Stellenwert als politisch denkender, philosophisch angehauchter Abenteuerliterat in der Weltliteratur zu Recht. Er schrieb zwar verhältnismäßig simpel, erreichte aber so die einfachen Menschen seiner Zeit.“
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