Hürtgenwald, Vossenack: Groß, kräftig, lebensbejahend und mit einem breiten Lächeln im Gesicht – so präsentiert sich der Künstler Wolfgang Wendt all jenen, die an seinem Atelier in Vossenack anhalten, um sich die vielen Skulpturen und auch die kreative Arbeitsatmosphäre um das Haus herum einmal genauer anzuschauen. „Ich freue mich jedesmal, wenn mich die Leute ansprechen. Manchmal bin ich von der Aufmerksamkeit überrascht, die die Zaungäste meinen Werkstücken, die meistens noch in Bearbeitung sind, entgegenbringen“, freut sich Wolfgang Wendt.
Wenn er an seinen meist archaischen Kunstwerken „schnitzt“, geht es in der ersten Gestaltungsphase meist sehr laut zu. Mit der Motorsäge entstehen die ersten Strukturen und grobe Formen aus den riesigen Baumstamm-Rohlingen vor dem Haus. Manchmal aber übertönt auch die Musik, die dazu läuft, hörbar das Geschrei der Motorsäge. „Als alter Rocker brauche ich dabei möglichst laute Musik – gerne von Deep Purple und Konsorten.“
Wer so virtuos und voller Leidenschaft zu Werke geht, der hat das Leben in vielen unterschiedlichen Facetten kennen gelernt. An Erfahrungen – ob gute oder auch schlechte – mangelt es Wolfgang Wendt wahrlich nicht. Nicht immer war er der Freigeist, der unbeirrbar und kompromisslos seiner Kunst nachgeht. Auch wenn er schon als Junge von einem Leben als Künstler träumte, so hatte sein Vater zuerst ganz andere Pläne für seinen Filius: Ein gut bürgerlicher Beruf war nach dem Wunsch des Vaters zuerst angesagt. Allerdings nicht lange. An der Pädagogischen Hochschule Aachen begann er über den zweiten Bildungsweg ein Lehramtsstudium in Kunst, Literatur und Geschichte mit dem Ziel, Kunsterzieher zu werden. Die Geburt eines Sohnes führte vorerst zu einer Verzögerung der Kreativ-Ausbildung. Zu jener Zeit hieß es für den Familienvater erst mal, Geld verdienen.
Mit 48 Jahren folgte er dann wieder seiner eigentlichen Berufung: An der Fachhochschule für Design in Aachen belegte er einen Studiengang mit dem Schwerpunkt Bildhauerei bei Professor Brockhaus. Zwischendurch arbeitete Wendt als Arbeitstherapeut in den Rurtal-Werkstätten der Lebenshilfe. Der Bildhauer, der oft in seinem Leben Realist sein musste, ist dennoch in seiner künstlerischen Arbeit Idealist geblieben. „Bei meinen Skulpturen soll meine Seele in den Gestaltungsprozess einfließen.“
Ursprünglich arbeitete Wendt naturalistisch. Schuf Bären, Adler und Eulen so naturgetreu, dass er sich mit diesen naturalistischen Skulpturen einen guten Namen machte. Seine kreative Entwicklung ist weitergegangen. Abstraktion und Formensprache dominieren Wolfgang Wendts Arbeiten heute: „Inzwischen möchte ich andere Dinge zeigen. Ich will innere Prozesse sichtbar machen und die Betrachter dazu anregen, ihre eigene Interpretation der Werke zu entwickeln.“
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