Umland: „Ich habe dort gemalt, bis der letzte Stuhl rausgetragen wurde“, beschreibt Peter Gaymann, einer der bekanntesten Cartoonisten Deutschlands, seinen Umzug von Köln nach Bayern. Über 25 Jahre hat er in der Domstadt gearbeitet. In seinem kunterbunten Atelier an der Zülpicher Straße entstanden Karikaturen, Kalender, Postkarten oder ganze Bücher mit seinen humorvollen, stets liebevoll-kritischen Zeichnungen und spitzzüngigen Anmerkungen. Hier wurde auch – in Zusammenarbeit mit dem Euskirchener Stadtmuseum – vor gut zwei Jahren die damalige Ausstellung „Irgendwas ist immer!“ konzipiert.
Klassiker aus seinem reichen, etwa 15.000 Blätter umfassenden Cartoon-Repertoire stellt Peter Gaymann jetzt unserer EIFELON-Redaktion zur Verfügung. Voller Vergnügen werden wir diese Zeichnungen für unsere Leser veröffentlichen – mit einem dicken „Vergelt’s Gott“ an den mittlerweile in Bayern schaffenden (Lebens-)Künstler Peter Gaymann. Danke und Chapeau.
Früher – am Rhein – lagen zwischen Wohnung und Atelier ein paar Minuten per Rad oder ein zwanzigminütiger Fußmarsch. „Jetzt haben wir alles unter einem Dach und ich kann in Hausschuhen in mein Atelier gehen, um zu malen.“ Neue Heimat wurde ein ehemaliger Landgasthof im bayerischen Hohenschäftlarn. „Drei Jahre lang haben wir gesucht.“ Anschließend wurde restauriert, renoviert und ein neues Netzwerk aufgebaut.
Der Umzug war eine logistische Herausforderung, eine Mammutaufgabe, denn schließlich mussten sowohl Kisten und Kasten, Pinsel und Farben, sowie die bislang über 15.000 Zeichnungen umzugssicher verpackt und anschließend wieder aufgebaut und eingeräumt werden. „Allein der Aufbau hat fünf Tage gedauert, denn hier musste eine neue Ordnung her.“ Inzwischen ist der lichtdurchflutete Dachboden der damaligen Dorfwirtschaft seine Kreativwerkstatt geworden. „Mein Adlerhorst“, meint Gaymann, der während des Umzugs von Nord nach Süd viele seiner gezeichneten „alten Schätze“ aus vier Jahrzehnten wiederentdeckt hat.Mittlerweile genießt der gebürtige Freiburger, dass er „nicht mehr nur die ‚Hühnerschiene‘ dreschen muss“, wie er im EIFELON-Gespräch formuliert. Gockel, Henne und Küken bezeichnet er – im übertragenen Sinne – als eine allseits typische, bekannte Familienkonstellation. Da treten nun mal Konflikte zwischen den Generationen auf. Über eine Tierfigur – sei es nun ein verrücktes Huhn, eine vorwitzige Katze oder ein opulentes Trüffelschwein – ließen sich oftmals erlebte Tatsachen jedoch „gut rüberbringen“, meint Gaymann. „Wie in Fabeln.“ Denn dann kommen die Botschaften quasi „über Bande“ an: Stellvertretend für menschliche Probleme werden Missverständnisse und Fehlverhalten ‚tierisch‘ komisch ausgefochten.
„Nun zeichne ich meist menschliche Charaktere“, die oft ratlos den Herausforderungen des Alltags gegenüberstehen. Mit spitzem Humor und scharfem Blick aufs Leben bannt er solche Situationen aufs Papier: Mal urkomisch, dann wieder ironisch-liebevoll. Auf wenige Striche reduziert, aber stets so pointiert und aussagekräftig, dass die Betrachter sich ertappt fühlen und die dargestellte Miniszene – mit dem Gedanken: „Ja, genauso ist es!“ – unwillkürlich auf ihr eigenes Leben projizieren.
„Es gibt so Tage, da arbeite ich in Zyklen.“ Viele Ideen hält er zunächst in seinem Skizzenbuch fest. Die Ergebnisse des ersten, flüchtigen Brainstormings werden anschließend skizziert und koloriert. „Ich bin es trainiert, schräg und quer zu denken. Das mache ich seit 40 Jahren“, fasst er sein künstlerisches Schaffen zusammen.Hinter all den liebenswerten, skurril-kritischen Zeichnungen steckt ein geschulter, wacher Beobachter. Ein Mensch, der Not und Elend erkennt, reflektiert und trotzdem mit einem positivem, aufmunternden Schmunzeln zu Papier bringt.
Enorm engagiert setzt sich Gaymann – auch von Bayern aus – für den Bundesverband der Kinderhospize ein, will mit seinen bunten, fröhlichen Skizzen Freude und Zuversicht wecken. Ein Lächeln auf die Lippen zaubern: „Diese todkranken Kinder wollen auch etwas zum Lachen haben“, meint er.
„Viele Verbände, die sich um Demenzkranke kümmern, nutzen ebenfalls meine Bilder“, hebt er hervor. Er erlebe immer wieder positive Resonanz bei Pflegern und Angehörigen, wenn er dieses oftmals totgeschwiegene Thema visualisiere. „Wir sollten nicht mit zuviel Scheu drangehen: Lachen entkrampft die Situation.“
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