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Das ab Sommer 2018 leerstehende Kaller Hauptschulgebäude könnte sich als neuer, ausreichend großer Standort anbieten. [Foto: gkli]

Polit-Poker um Kaller Grundschule

Kall: Die Kaller Hauptschule wird ab Sommer 2018 leer stehen, dieser Umstand zeichnet sich bereits seit einigen Jahren ab. Am 5. Juni nun lag dem Kaller Ausschuss für Jugend, Schule, Soziales, Kultur und Sport ein Beschluss der Verwaltung vor, in dem ein Umzug der Kaller Grundschule in das Hauptschulgbäude dem Rat empfohlen wird. Doch aus diesem, vor allem von den Grundschullehrern wegen Platzmangel und Altersgebrechen des Grundschulgebäudes lang ersehnten Ansinnens, wurde erst einmal nichts. Denn es fehlten diversen Ausschussmitglieder wie zum Beispiel FDP-Fraktionschef Manfred Wolter Fakten als Grundlage für einen derartig weitreichenden Beschluss.

Gutachter und Schulberater Raimund Patt bestärkte den Wunsch der Lehrerschaft in der Sitzung mit seinen Ausführungen. Er prognostizierte für die Kaller Grundschule auch in den kommenden Jahren eine Dreizügigkeit, er sprach von Stadtflucht und einem attraktiven Bahnanschluss, der Kinder und Jugendliche nach Kall bringen werde. Patt beschrieb ein offenes Arbeiten in einer für alle Seiten angenehmen Schulatmosphäre. Patt: „Mindestens 2.500 Quadratmeter Programmfläche sind allerdings notwendig, um ein ausgezeichnetes Arbeitsklima auch im Hinblick auf die Offene Ganztagsschule herzustellen.“ Die Kaller Grundschule besitzt allerdings nur 1.720 Quadratmeter Programmfläche, das frei werdende Hauptschulgebäude hätte 3.240 Quadratmeter im Angebot.

Nahezu die komplette Lehrerschaft verfolgte die vergangene Sitzung des Schulausschusses in Kall mit ernsten Mienen. [Foto: gkli]

Zum pädagogischen Programm, das der Kaller Hauptschule als neuen Grundschulstandort den Vorzug geben würde, würden zudem durchweg ordentliche Verträge für das Lehrpersonal gehören, forderte Patt. Die nahezu komplett anwesende Lehrerschaft der betroffenen Schule hörte die Ausführungen mit Wohlwollen. Raimund Patt hatte monatelang mit ihnen zusammen das Gutachten erstellt und am pädagogischen Konzept gefeilt, von ihm erhielten die fleißigen und flexiblen Lehrer viel Lob. FDP-Fraktionschef Manfred Wolter: „Dass die Grundschule bautechnisch notleidend war, das wussten wir bereits. Doch es ist ein großer Mangel, dass wir heute hier keine Kosten erfahren. Auch waren uns die Quadratmeterzahlen im Vorfeld der Sitzung nicht genannt worden, das hätte ich von der Verwaltung erwartet. Nun arbeiten wir schon wieder nach dem Kaffeesatzprinzip.“ Wolter stellte die Frage in den Raum, ob es nicht sogar besser sei, ein komplett neues Schulgebäude zu bauen. Denn die Aula in der Hauptschule berge etwa ein großes Schallschutzproblem und der erst vor wenigen Jahren neu angebaute Mensatrakt besitze keine nun notwendig gewordene Küche, sondern sei auf einen Caterer angewiesen. Wolter:

Das Ertüchtigen, das geht nicht mal eben so nebenher.“

Er nannte als Beispiel den verhältnismäßig kleinen Anbau, der gerade am Kindergarten Kallbach für erstaunliche 350.000 Euro entstehe. Wolter: „Das pädagogische Konzept ist gut, doch haben wir zu wenig Infos. Und wenn die Zahlen jetzt auch kommen, das ist uns alles viel zu kurzfristig.“ Er forderte im Namen seiner Fraktion einen Vergleich von Zahlen, was zum Beispiel die Ertüchtigung der Hauptschule im Vergleich mit einem Grundschulneubau kosten würde, wobei ein möglicher Standort noch völlig offen sei. Guido Huppertz (CDU) schloss sich Manfred Wolter mit den Worten an: „Die Entscheidung muss nachvollziehbar sein anhand von Fakten, die mir hier leider auch fehlen, obwohl für mich vieles für die Hauptschule als neuen Grundschulstandort spricht.“

Bert Spilles (CDU) formulierte dann einen neuen Beschlussvorschlag: „Wir befürworten das von Raimund Patt und den Lehrern erstellte pädagogische Konzept, doch beauftragen wir gleichzeitig die Verwaltung mit einer Machbarkeitsstudie: a) was kostet die Ertüchtigung der Grundschule, b) was kostet die Ertüchtigung der Hauptschule und c) was kostet ein Neubau.“ Während Erhard Sohn, Fraktionschef der SPD, von einem „Schildbürgerstreich“ sprach und diesem Beschlussvorschlag wie der überwiegende Teil der Ausschussmitglieder ebenfalls nur unter lautem Protest („Des lieben Friedens willen, obwohl das hier unsinnig ist“) seine Stimme gab, sicherte Michael Heller, allgemeiner Stellvertreter des Kaller Bürgermeisters, zu, in den nächsten Tagen entsprechende Zahlen und Fakten liefern zu können. [gkli]

Quo vadis, Kall?

Schon lange beschleicht einen als Kaller Bürger das Gefühl, dass vieles nicht rundläuft in der Gemeinde. Große Bauprojekte werden in Angriff genommen und abgewickelt, wie etwa das Gewerbegebiet III oder der Bau vor dem Kaller Bahnhof, über die der Kaller Bürger kaum etwas erfährt. Dass etwa beim Bauprojekt vor dem Bahnhof Investoren abgesprungen sind, das sickert gerüchteweise durch. Erst auf juristisches Drängen, ja sogar erst auf Androhung gerichtlicher Schritte hin werden Informationen weitergegeben, die der Öffentlichkeit normalerweise zeitnah und ohne großes Gezeter zugänglich gemacht werden müssten. Auch die Kaller Politiker beklagen die Zustände, Manfred Wolter spricht von einer „Arbeit schon wieder nach dem Kaffeesatzprinzip“, als es um die schon längst überfällige Entscheidung geht, ob nun die Grundschule in die Hauptschule umziehen kann oder nicht. Da erscheint die Beschwerde von CDU-Fraktionschef Bert Spilles zu Beginn einer Sitzung, sich schon wieder nicht mit dem Laptop ins WLAN-Netz der Gemeindeverwaltung einklinken zu können, um die notwendigen Unterlagen einzusehen, nahezu richtungsweisend. Peinliche, unverhältnismäßig lange Berichte wie der Demografie-Bericht von Kreiswirtschaftsförderin Iris Poth mit Zahlen, die allerdings nur bis 2015 reichen, wirken auf der einen Seite irgendwie lustig, auf der anderen Seite allerdings auch sehr trist, vor allem dann, wenn sie wichtigen Themen wie dem Nutzungskonzept der Kaller Schulen vorweggestellt werden und so eine beachtliche Zuhörerschaft auf die Folter spannen. Erstaunlich, wie häufig sich die Ausschussmitglieder gegenseitig loben und das Wort „Ich“ in den Mund nehmen, auf alte Heldentaten ihrer eigenen Fraktion hinweisen und andere Fraktionen beschimpfen und niedermachen, anstatt sich auf das Wesentliche zu besinnen und straff und konstruktiv zu arbeiten. Mit Schäufelchen und Schüppchen im Sandkasten sitzend würde so manch Kaller Lokalpolitiker wohl die beste Figur abgeben. [gkli]

8.6.2018PolitikKall0 Kommentare redaktion

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