Kall: Angela Merkel mag in Griechenland zur Zeit kein hohes Ansehen mehr haben, in anderen Ländern ist dies anders. So beispielsweise in Syrien. Die Kanzlerin scheint Menschen mit ihrem Auftreten das Vertrauen zu geben, dass sie in Deutschland im Notfall Hilfe bekommen werden. Für Ashraf war dies jedenfalls so, denn der Syrer flüchtete aus seinem Heimatland und hofft nun, in der Bundesrepublik ein neues und sichereres Leben führen zu können. Vor vier Monaten ist er nach Deutschland gekommen und lebt zur Zeit in Kall. Genau wie Fares, ebenfalls aus Syrien, und seit sieben Monaten in Deutschland. Beide sind hoch qualifizierte, studierte junge Männer, die hoffen, hier Fuß fassen zu können. Damit dies etwas einfacher für sie ist, kümmert sich die Flüchtlingshilfe Kall um Menschen wie die beiden Syrer. Die aus Kriegs- und Krisengebieten geflohen sind und sich Sicherheit wünschen. Wie in anderen Orten hat sich auch in Kall ein Runder Tisch gebildet, denn die Kommunen sind alleine mit dem derartigen Flüchtlingsstrom überfordert. Da gilt es, Kräfte zu bündeln.
Dorothea Muysers ist seit einigen Monaten die Koordinatorin bei der Flüchtlingshilfe Kall, die sich im April gegründet hat. „Alle haben Ressourcen, sie müssen nur genutzt werden“, erklärte sie während eines Pressegesprächs. Darin sieht sie auch ihre Hauptaufgabe: Die verschiedenen Institutionen miteinander zu verbinden, Netzwerke zu schaffen und auf diese Weise Kräfte zu bündeln. 81 Flüchtlinge aus 25 Ländern werden derzeit in Kall versorgt, die in insgesamt zehn Häusern in Kall und einigen Außenorten leben. Die steigenden Zahlen sind für alle Gemeinden in der Eifel eine große Herausforderung – nicht nur für Kall.
Viele der Asylsuchenden sprechen kein Englisch oder Französisch, sondern nur ihre Muttersprache. Frühe Deutschkurse seien da wichtig, meinte Muysers. Voraussetzung dafür sind jedoch auch Alphabetisierungskurse, denn wer nur arabische Schriftzeichen kennt, für den sind die lateinischen Buchstaben eine fremde Welt. Doch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe wollen noch mehr. Sie suchen Paten, die Flüchtlinge an die Hand nehmen, sie zu den Behörden oder zum Arzt begleiten und ihnen den Alltag in Deutschland erklären. Das fängt bei der Mülltrennung an und zieht sich durch viele Dinge, die für uns selbstverständlich sind. Viele der Flüchtlinge kämen aus traumatisierten Verhältnissen und müssten erst einmal dort abgeholt werden, wo sie gerade sind, meinte Kämmerer Michael Heller. „Wir müssen noch mehr Ehrenamtler haben“, betonte Dorothea Muysers, „und wir benötigen eine positive Willkommenskultur“. Die hätten sie allerdings schon in Kall.
Um den Asylsuchenden das Einleben zu erleichtern, fand in dieser Woche zum ersten Mal ein Begegnungscafé im Pfarrheim der Pfarrkirche St. Nikolaus statt, zu dem natürlich nicht nur die Asylsuchenden eingeladen sind, sondern alle Kaller Bürger. Künftig soll es dort auch zweimal wöchentlich eine internationale Sprechstunde geben. Die Flüchtlingshilfe wünscht sich, einen Computer mit Internetanschluss im Pfarrheim aufstellen zu können, um den Asylsuchenden die Möglichkeit zu geben, ihre Familie über Skype zu kontaktieren. Dies ist schon schwierig genug, denn viele der Flüchtlinge kommen aus Kriegsgebieten und Freunde und Verwandte sind mitunter nur schwer erreichbar. Auch bei Fares und Ashraf war es deutlich spürbar, dass sie ihre Familien vermissen. Beschwerliche Wege liegen hinter ihnen und sie hoffen nun, dass sie bald ihre Anerkennung als Asylsuchende bekommen, Arbeit in Deutschland finden und irgendwann ihre Familien wieder sehen können.
Es gefällt ihnen in der Eifel, besser als in der Großstadt. Dort seien sie nur Nummern gewesen, erzählte Fares, der in Köln ankam, doch hier in Kall seien sie sehr freundlich aufgenommen worden. Ashraf stimmte dem zu und bedankte sich ausdrücklich bei allen Mitarbeitern der Flüchtlingshilfe für die Unterstützung. Ein wenig können sie sogar schon von dem zurückgeben, was sie in Kall erfahren haben: Da sie Englisch sprechen, stehen sie für andere Flüchtlinge als Dolmetscher zur Verfügung.
Bei der Flüchtlingshilfe werden für verschiedene Aufgaben noch Ehrenamtler gesucht. Wer sich einbringen möchte – sei es als Pate, Dolmetscher oder auch als Fahrer, damit die Flüchtlinge einfacher zu den Ämtern gelangen – kann sich am Besten per Email an Dorothea Muysers wenden:
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