Kreise, Kreis Düren: Das Wildblumen-Projekt „Blühende Dörfer“ fällt seit dem erstem August – im wahrsten Sinne des Wortes – auf fruchtbaren Boden. Im Rahmen des LEADER-Projekts waren nun viele Bewohner von Ellen, einem Orts-Teil von Niederzier, auf den Beinen, um einen rund 500 Meter langen Streifen mit insektenfreundlichen Samen einzusäen. „Wir setzen heute ein tolles Zeichen“, sagte Wolfgang Spelthahn. Wie ein Landmann früherer Zeiten schritt er gemeinsam mit den Initiatoren über den Feldrain. Aus Eimer und Kübeln wurden händeweise Samen von Margeriten, Möhren und Malven breitflächig ausgestreut. Auch Flocken- und Johanniskrautsamen waren beigemischt.
„Mit dieser Auswahl haben wir einen Grundstock für die heimische Artenvielfalt“, erklärt Diplom-Biologin Astrid Uhlisch. Insgesamt seien etwa 20 Pflanzenarten – speziell abgestimmt auf die Vegetationsbedingungen der Jülicher Börde – zusammengestellt worden. Nun lässt man – wie früher – der Natur ihren Lauf. „Die Leute sind zwar inzwischen daran gewöhnt, dass alles kurz geschnitten sein muss“, erläutert sie. Aber mit häufigem Mähen zum falschen Zeitpunkt, bringe man sich selber um die Artenvielfalt. Denn so haben die wichtigen Wildblumen keine Möglichkeit, neue Samen zu bilden.Die Biologischen Stationen verwenden für die Jülicher Börde ein spezielles Regio-Saatgut. Die ersten Samen wurde vor einigen Jahren im Rahmen des Projekts „Kindheitswiesen“ auf ausgewählten Flächen von Hand gesammelt und anschließend in die professionelle Vermehrung gegeben. Dabei handelt es sich um eine Mischung (früher) ganz normaler Wiesenpflanzen.
Auf den ersten Blick ist die Blütenvielfalt vielleicht nicht so prachtvoll wie manch eine Mischung aus dem Gartencenter, dafür aber dauerhaft und hochinteressant für eine Vielzahl von Insekten. Bestäuber brauchen nicht nur spektakulär bunt blühende Pflanzen. In ihrem Lebenslauf sind sie in der Regel von unterschiedlichen Pflanzen- oder Tierarten abhängig. Schmetterlingsraupen benötigen oft ganz anderen Pflanzen (z. B. das Tagpfauenauge Brennnesseln), als später die erwachsen Schmetterlinge.
„Vermehrt rufen jetzt auch Privatleute bei uns an, um an dem Projekt teilzunehmen“, erzählt Astrid Uhlisch. Kleine Gartenbeete würden allerdings nicht in das Projekt miteinbezogen. „Das müssen schon ein paar Quadratmeter sein.“ Ihr erster Tipp an die Ratsuchenden: „Lassen Sie die Fläche erst einmal ein paar Monate im Urzustand wachsen, dann komme ich vorbei.“
Die „Blühenden Dörfer“ sind Teil des von der EU geförderten Projektes. Gemeinsames Ziel ist es, dass sich Menschen an der Basis – also im eigenen Dorf, in der eigenen Nachbarschaft, vor der eigenen Haustür – darüber Gedanken machen, wie sie das Lebensumfeld von Mensch, Flora und Fauna verbessern können. Nur dann können Dörfer aufblühen – wie bald in Ellen.Heidrun Düssel, Geschäftsführerin der Biologischen Station, hob angesichts eines fortschreitenden Artensterbens und eines ebenso steigenden Insektenschwundes die Bedeutung des Vorhabens hervor. Denn im nächsten Frühjahr wird entlang eines neuen dörflichen Rundweges eine Wildblumenwiese entstehen, die nur ein- bis zweimal jährlich bearbeitet werden muss.
Damit der frisch eingesäte Blühstreifen die Aufmerksamkeit von Besuchern und Bewohnern weckt, brachten Landrat Wolfgang Spelthahn und Ellens Ortsvorsteher Georg Baumann eine Hinweistafel mit allen wesentlichen Informationen an. Als Befürworter des Projektes ergriff auch Niederziers Bürgermeister Hermann Heuser das Wort: Mit Blick auf „manche Gärten des Grauens“, die Kieselsteinwüsten gleichkämen, sei er dankbar für dieses ökologisch wertvolle Projekt.
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