Kreise, Kreis Euskirchen: „Bei uns in der Eifel und im Rheinland wird geschichtlich alles von den Römern dominiert. Es wird so getan, als hätten die Menschen hier vor den Römern keine Kultur. Das stimmt nicht“, sagt der 53-jährige Georg Eul aus Euskirchen-Kirchheim. Gemeinsam mit seiner Frau Claudia hat der KFZ-Meister 1998 die Tribus Eburones gegründet. Inzwischen gehören der Interessengemeinschaft vier weitere Mitglieder an. Ihr Ziel ist es, die keltische Vergangenheit unserer Region erlebbar zu machen.
Dabei hat sich Eul während seiner Schulzeit nichts aus Geschichte gemacht. Da ging es immer nur um Zahlen, ihm viel zu langweilig. Aber dann mit 30 dachte er immer öfter und immer mehr darüber nach, wer hier in der Eifel wie früher gelebt hat? Welche Nöte und Sorgen diese Menschen hatten? Welche Kultur?
So lernten Georg Eul und seine Frau die Eburonen kennen, die im Maas- und Rheinland, in den Nordardennen und unserer Eifel lebten, bis Julius Caesar das Volk 53 und 51 v. Chr. niedermetzelte, jedoch nicht vollständig vernichtete, wie er in seinem Werk De bello Gallico schreibt.
Caesar ordnet die Eburonen den linksrheinischen Germanenstämmen zu. Wahrscheinlicher gehören sie jedoch zu den Kelten. Darauf deuten die Stammesbezeichnung (nach keltisch eburo „Eibe“), überlieferte Personen- und Ortsnamen (etwa Ambiorix, um 54/53 v. Chr. neben Catuvolcus Doppelkönig der Eburonen, und Atuatuca, die bis heute nicht gefundene eburonische „Hauptstadt“) sowie archäologische Funde hin.
„Diese Eburonen waren wie auch die anderen Kelten frei in ihrem Denken und Tun“, schildert Eul. Bevor die Kelten in den Krieg zogen, diskutierten sie. Diese Mentalität vermitteln auch die Tribus Eburones. Wenn sie sich heute auf Märkten, altertümlichen Festen oder in Schulen als Eburonen präsentieren, etwa ein eburonisches Handwerk zeigen oder nach keltischer Manier Ritschert aus Ackerbohnen, Gerste, Hirse, Schweinefleisch und Bärlauch zum Probieren kochen, dann tun sie es, weil sie davon überzeugt sind und nicht, weil es ihnen ein anderer vorschreibt. Militärischer Drill wie man ihn von römischen Darstellungen kennt, gibt es nicht.
Caesar beschreibt die Eburonen als sehr tapfer. Tatsächlich waren sie sehr kampferprobt, weil sie ihr Gebiet häufig gegen germanische Stämme verteidigen mussten, die über den Rhein kommend einfielen auf der Suche nach fruchtbarem Boden. Mit dem Anbau von Nahrung beschäftigten sich die Eburonen denn auch hauptsächlich. Eine Hungersnot nach einer Missernte führte zum Aufstand der Eburonen gegen die römische Armee, die inzwischen in keltisches Gebiet vorgedrungen war und von den Eburonen verlangte, ihnen Getreide abzugeben. Durch einen Trick schaffen es die Eburonen unter ihrem Anführer Ambiorix, 54 v.Chr. eine römische Legion vermutlich bei Nideggen anzugreifen und zu besiegen. Doch letztendlich kam es zum vernichteten Sieg der Römer über die Eburonen, wobei Ambiorix entkam. Ein Grabfund 2010 in Bergheim zeigt jedoch, dass einige Eburonen sehr wohl noch gut hundert Jahre nach dem Gemetzel in der Region lebten und die Eburonen insgesamt damit wohl mehr als tausend Jahre.
„In dieser Zeit hatten sie eine Hochkultur entwickelt“, sagt Eul. Der abwertende Stempel „Barbaren“, den Cäsar den Kelten verpasst hatte, weil sie kein Latein sprachen, und der sich bei uns eingebürgert hat, ist unzutreffend. Ein keltischer Erntewagen, der heute oft als römischer Erntewagen aufgeführt wird, ähnelt einem modernen Mähdrescher, konnte er bereits Ähren abschneiden und sie in einem Behälter sammeln. Ein eburonisches Pferdegeschirr wurde in Inden gefunden. Handwerklich geschickt waren sie auch in der Bronzeverarbeitung. Wo sie sich niederließen, verhütteten sie Eisen (der Nideggener Geschichtsverein weist auf Eisenerzbergbau im Badewald hin) und bauten Salz ab, wenn möglich. Worte mit Hall (keltisch für Salz) erinnern an die Zeit, etwa der Ortsname Hallschlag in der Vulkaneifel. Mit dem Salz trieben sie wie die anderen Kelten Handel und zwar „weltweit“ im antiken Spektrum, ebenso mit Mayener Basalt, aus dem sie Handmühlen herstellten. Über angelegte Handelswege verkauften die Kelten die Waren bis nach Rom und an die Griechen bis nach Marseille (Masillia). Gelehrte halfen bei der Übersetzung ins Lateinische und Griechische. Einzigartig für Eifel und Hunsrück sind keltische Matronenheiligtümer etwa bei Nettersheim.
Selbst hielten die Kelten nichts schriftlich fest. Das meiste über sie wissen wir von Julius Caesar. Wer heute noch Fragen zu den Eburonen und anderen keltischen Stämmen hat, spricht Georg Eul an. Die nächste Möglichkeit bietet sich schon dieses Wochenende in Koblenz. Dort ist er mit den Tribus Eburones bei den Historienspiele in der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein vertreten. Hunderte Teilnehmer bescheren Jung und Alt 3.000 Jahre alte Geschichte zum Mitmachen und Anfassen zwischen keltischem Handwerkerdorf, Römerlager, mittelalterlichem Markt, Barock-Gruppen und preußischen Kanonieren. Wer lieber in der Region bleiben möchte, trifft Georg Eul auf dem Epochenfest in Jülich vom 7. bis 10. Juni.
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