Kreise, Kreis Euskirchen: Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, haben eine harte Zeit hinter sich und sind froh, Krieg und Gewalt entkommen zu sein. In der Eifel erleben viele seit langem erstmals wieder menschliche Wärme, denn hier wird die Willkommenskultur groß geschrieben. In den Kommunen gibt es Runde Tische, um alle Organisationen und Ehrenamtliche zu koordinieren. Kreativität ist gefragt und es gibt viele Ideen. Um in einem fremden Land heimisch zu werden, ist es wichtig, die Sprache zu sprechen.
In Zülpich gibt es nun neben den Sprachkursen ein neues Angebot, um das Gelernte zu festigen: Es wurden drei Laptops angeschafft, auf denen eine spezielle Software installiert ist, mit denen die Flüchtlinge die deutsche Sprache Schritt für Schritt lernen können. Patrick Kisselmann, der auch das Frühstückscafé für Flüchtlinge und Zülpicher Bürger im Jugendheim der evangelischen Kirche betreut, zeigte nun den ersten „Schülern“, wie das Programm arbeitet. Mittels Kopfhörer und Mikrofon können die Lernenden nicht nur die neue Sprache hören, sondern auch ihre Aussprache kontrollieren. Geplant ist, dass die Flüchtlinge neben dem Sprachkurs drei Mal in der Woche an den Laptops arbeiten können. Das Frühstückscafé, das jeweils am ersten und dritten Donnerstag von 10.00 bis 12.00 Uhr im Jugendheim angeboten wird, stößt auf große Resonanz und auch die Fahrradwerkstatt wird gut angenommen. Hier helfen die Flüchtlinge mit, um die Räder wieder verkehrstüchtig zu machen. Damit die Asylsuchenden sich auch sicher auf der Straße bewegen, hat die Flüchtlingshilfe Kall in Kooperation mit der Kreispolizeibehörde und dem Caritasverband für die Region Eifel ein Verkehrssicherheitstraining gestartet. Ausgerechnet auf den ersten winterlich kalten Tag im Jahr fiel das erste Übungstraining. Alleine dafür schon hätten die 13 jungen Männer, die unter anderem aus Syrien stammen, einen Orden verdient. Ohne mit der Wimper zu zucken, absolvierten sie nach dem theoretischen Unterricht nachmittags bei beißender Kälte den praktischen Teil. Lernten, den „toten Winkel“ einzuschätzen, sicher zu fahren und Vorfahrtsregeln zu beachten. Das Fazit von Polizeikommissar Tido Janssen, Leiter der in Mechernich ansässigen Verkehrsunfallprävention, war eindeutig: „Das ist ein tolles Projekt und die erste Auflage war ein voller Erfolg.“ Nach einer anfänglichen Scheu bei den Asylbewerbern, die sicher auch mit der Uniform zu tun habe, sei die Atmosphäre sehr locker und humorvoll gewesen, ergänzte sein Kollege und Verkehrssicherheitsberater, Polizeikommissar Rüdiger Köbrich.Dass dies möglich wurde, lag auch an der Unterstützung von Hassan Deldjoyeshahir. Der Berescheider spricht acht Sprachen und hat den ganzen Tag lang simultan übersetzt. „Am Anfang habe ich den jungen Männern gesagt, dass Polizisten hier gute Menschen sind, und sie keine Angst haben müssen“, berichtete er mit Verweis auf die teils traumatischen Erlebnisse, die Flüchtlinge mit „Uniformierten“ verbinden. „Was wir heute mit der Polizei erlebt haben, war eine tolle Erfahrung“, bedankte sich Osman, der in Sistig untergebracht ist, anschließend. Das Gelernte werde er im Straßenverkehr sehr gut gebrauchen können.
Während die einen fleißig Deutsch lernen, andere mit dem Fahrrad ihre Runden drehen, ging es in Roggendorf kulinarisch zu: Suppenküche hieß es dort. Die Aktion der Mitarbeiter der AWO-Kitas hatte im Sommer bei der Mechernicher Tafel zum ersten Mal stattgefunden und die „Suppenköche“ wollten mehr. Jetzt kam das Team mit schweren Töpfen und Blechen voller Kuchen in die Roggendorfer Turnhalle, wo momentan mehr als 40 Flüchtlinge verschiedener Nationen untergebracht sind. „Unsere Suppenküche in der Mechernicher Tafel ist so gut bei den Leuten angekommen, dass wir die Aktion unbedingt wiederholen wollten“, erzählte Elisabeth Schwister, Leiterin der AWO-Kindertageseinrichtung „Regenbogen“ in Mechernich. Sakeina Mohammed ist Mütterpraktikantin in der AWO-Kita „Glück auf“ in Strempt. In der Flüchtlingsunterkunft unterhielt sie sich mit einigen der Männer und Frauen, denn neben Deutsch, Englisch und Spanisch spricht sie auch Aschanti, Dagomba und Hausa – drei Sprachen, die in Ghana, aber auch in anderen afrikanischen Ländern gesprochen werden. Zuallererst erklärte sie den Asylsuchenden, dass die Suppe mit Halāl-Fleisch gekocht wurde, also auch für Moslems erlaubt ist. Schnell war das Eis gebrochen. „Ich bin aufgewacht und da war das ganze Essen und die lächelnden Leute“, erzählte Ragheb Arafea, der vor etwa vier Wochen aus Syrien kam. Insgesamt hatten die AWO-Mitarbeiter knapp 20 Liter Suppe und viele Kuchen vorbereitet. Schwister: „Wir haben uns gedacht, die Menschen hier freuen sich über etwas Abwechslung.“ Ziel der Aktion war es außerdem, ein Miteinander zwischen den Menschen so unterschiedlicher Nationen und Kulturen herzustellen. Obwohl die Flüchtlinge so international gemischt aus den unterschiedlichsten Krisengebieten auf engstem Raum zusammenleben, gab es noch keinerlei Probleme in der Unterkunft. [pg/pp]
In unserer nächsten EIFELON-Ausgabe werden wir weitere kreative Projekte aus Dörfern, Städten und Landkreisen vorstellen.
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