Mechernich, Kommern: Das Wochenende steht an. Mama und Papa möchten gern dem Alltag entfliehen, die Kinder sich an der frischen Luft bewegen. Das Freilichtmuseum Kommern erfüllt die Wünsche beider Fraktionen. Nebenbei können sich Klein und Groß auf eine spannende Zeitreise begeben. Und das übers ganze Jahr hinweg.
Wie haben Oma, Uroma und Ururoma gelebt? Hatten sie ein eigenes Kinderzimmer mit Hochbett, Computer und Regalen – vollgepackt mit Spielsachen? Oder haben sie sich mit ihren Geschwistern die Betten geteilt und auf einer Strohmatratze in einem kleinen spärlichen Zimmer geschlafen? Auf einer Fläche fast so groß wie 100 Fußballfelder gewähren 75 historische und historisch eingerichtete Bauten Einblicke, wie Jung und Alt im 16. bis 20. Jahrhundert ihren Alltag verlebt haben, etwa am Niederrhein, in der Eifel, im Bergischem Land und Westerwald. Darüber hinaus ist das Freilichtmuseum Kommern mit dem „Marktplatz Rheinland“ das erste deutsche Museum, das sich mit einer eigenen Baugruppe der jüngeren Vergangenheit widmet: der Zeit von 1945 bis in die 1990er Jahre.
Bluna, Malzkaffee und Russische Eier gehörten damals auf den Essenstisch. Manch Erwachsener wird sich noch daran erinnern. Große und kleine Besucher können auf dem „Marktplatz Rheinland“ miterleben, wie sich das ländliche Ortsbild allmählich verstädtert hat. In den kommenden Jahren werden hier 20 Gebäude aus dem Rheinland errichtet, die dieses Zeitgeschehen dokumentieren. Einige typische Gebäude stehen bereits: die Gaststätte „Watteler“ mit Gartenwirtschaft, Metzgerei, Flüchtlingsunterkunft, ein Quelle-Fertighaus, Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und – wer kennt es noch? – das Telefonhäuschen.
In diesem Jahr kommen noch zwei Nissenhütten als Beispiel früherer Notunterkünfte hinzu. Diese Hütten, die 1916 für die rasche Unterbringung britischer Soldaten aus Wellblech in Fertigteilbauweise mit halbrundem Dach entwickelt wurden, dienten nach dem Zweiten Weltkrieg der Internierung von Gefangenen, sowie der Unterbringung von Flüchtlingen und ausgebombten Familien. So wie einst am Rande von Ortschaften ganze Nissenhüttenlager entstanden, werden auch im Freilichtmuseum die Nissenhütten im Randbereich des Marktplatzes Rheinland stehen. Mit spärlicher Einrichtung machen sie dann auf die Wohnungsnot in der Nachkriegszeit aufmerksam. Ein Thema, das auch in heutiger Zeit wieder aktuell ist.
Nicht nur die damals reale Alltagswelt können Besucher des Freilichtmuseums nachempfinden. In der Osterwoche öffnet sich dem Publikum ebenso die Fantasiewelt vergangener Tage mit dem „Jahrmarkt anno dazumal“ in seiner 22. Auflage. Artisten und Jahrmarktgeschäfte kommen vom 26. März bis 3. April aus Deutschland, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und den USA nach Kommern und bringen ihre Waren und Darbietungen mit. Darunter Messerwerfer, Stangen- und Trapezakrobaten, Magier und Fakire.Wer lieber selbst mal Künstler sein und seine Stimmbänder zum Schwingen bringen möchte, kann (nach Voranmeldung) am 17. April Kinderlieder zur Frühlingszeit im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sing mit!“ anstimmen. Inspiration verspricht auch die Veranstaltung „Verrücktes Holz“ (23. und 24. April), bei der Kleine und Große erfahren, wie Holz genutzt und verarbeitet werden kann. Neu dabei ist in diesem Jahr ein Holz-Händlermarkt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird außerdem ein neuer Flügel an die Kappenwindmühle aus Cantrup montiert, die auf dem Museumsgelände steht.
Sinnliches Erlebnis sind auch die Tiere des Museums: Katzen, Gänse, Hühner, Schweine, Kühe und Pferde. Über die Jahrhunderte gehörten sie zum bäuerlichen Leben dazu. In Kommern sind vor allem Tierrassen vertreten, die vom Aussterben bedroht sind. In Rückzüchtungsprogrammen engagiert sich das Museum für den Erhalt dieser historischen Rassen.
Das ganze Jahr über bietet das Museum viel Wissenswertes und Unterhaltsames für die gesamte Familie. Wer noch mehr dazu erfahren möchte, schaut am besten auf www.kommern.lvr.de.
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