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In ihren Publikationen halten Josef Stiel und Karl Pütz die Erinnerungen an die 50er Jahre wach. [Fotos:privat]

War früher wirklich alles besser? Zeitreise in die 50er Jahre

Nideggen: Den Alltag in den 1950er Jahren kennen viele jüngere Eifeler nur noch aus Fotoalben oder den Erzählungen ihrer Eltern. Deshalb lädt das Nideggener Burgenmuseum zu einer Zeitreise in diese Ära ein. Unter dem Motto „Früher war alles viel besser…?“ wird an das Leben ohne Wasserleitung, Kanalanschluss, Heizung und Kühlschrank erinnert. Anregungen dazu liefern Josef Stiel, pensionierter Studiendirektor und Romanautor, sowie Professor Dr. Karl Pütz, Fachbuchautor und Herausgeber. Gemeinsam haben die beiden Autoren drei Bände veröffentlicht, um damalige Alltagssituationen vor dem Vergessen zu bewahren. Viele Erinnerungen werden bei den Älteren wach, wenn über den Waschtag und die erste Wäscheschleuder, das stille Örtchen „Plumpsklo“, die Selbstversorgung mit Hühnern, Schweinen und Ziegen, über Schiefertafel und Tintenfass, Musik und Rock´n Roll, die Kirmes, Mainacht und Moral der 50er Jahre berichtet wird.

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Früher stand der Nachttopf griffbereit unter dem Bett.

„Damals waren die meisten Eifeler noch Selbstversorger.“ Das Wasser musste aus den Brunnen gepumpt werden und die zentrale Wärmequelle im Haus war der große Herd in der Wohnküche. Durch ständiges Nachstochen stand hier immer warmes Wasser parat. Zudem konnten das schwere Bügeleisen oder die doppelwellige Brennschere so lange erhitzt werden, bis die Hausfrau die Mangelwäsche plätten oder neue Locken ondulieren wollte. Und während in Winternächten prächtige Eisblumen auf den Fensterscheiben erblühten, wärmten sich die Eifeler mit Ziegelsteinen im Bett, die zuvor im Ofen erhitzt worden waren.

Ihren Ursprung hatte die liebens- und lesenswerte Trilogie “Früher war alles viel besser…?“ in einem Lehrerzimmer. „Während der Pausen tauschten wir Kollegen unsere Kindheitserinnerungen in der Eifel aus. Und irgendwann stand fest, dass wir diese ‚Verzällcher‘ aufschreiben sollten.“ Ein breites Kapitel nimmt bei dem mittlerweile pensionierten Pädagogen Josef Stiel natürlich das Thema Schule ein. „In den dörflichen Zwergschulen mussten die Lehrer teilweise 50 bis 60 Schüler gleichzeitig unterrichten“, beschreibt er das damalige Bildungssystem mit den oft martialischen Maßnahmen: „Damals haben die Lehrer noch gezippt, gezuppt und geschlagen.“ Unvergessen ist für ihn auch der schrille Ton, wenn die I-Dötzchen mit dem Griffel erste Buchstaben auf die Schiefertafel ritzten. Später wurden die Schreibübungen mit Füller im ersten Heft fortgesetzt, doch häufig blieb der Füller am holzigen Papier hängen und es kullerte ein riesiger Tintenklecks ins Heft. „Vor Erfindung des Tintenkillers half nur eins: Seite rausreißen und neu beginnen.“

Orientierten sich die ersten Lesungen noch an der Buchvorlage, gestalten Josef Stiel und Karl Pütz ihre Auftritte mittlerweile eher assoziativ. „Um die Thematik zu veranschaulichen, haben wir über 250 Fotos zusammengestellt“, erläutert Josef Stiel. „Und sobald wir eine der unzähligen Alltagsszenen aus den 1950er Jahren vorgeben und mit dem passenden Bild belegen, sprudelt das Publikum los und steuert eigene Erlebnisse bei“, erzählt der Autor. Ins zweite Buch flossen deshalb bereits Schilderungen aus dem Publikum mit ein.

Ein heikles Thema greifen die beiden Autoren in ihrem dritten Band „Als Sex noch Sünde war!“ auf. Hier beleuchten sie Befindlichkeit und Doppelmoral der Adenauer-Ära. Ganz gezielt prangern sie die Not der Frauen beim Thema Verhütung und die Unbarmherzigkeit der damaligen Pastöre an. Wenn diese betroffenen Frauen Jahrzehnte später solche Fallbeispiele hören, „packt sie der heilige Zorn“, weiß Josef Stiel aus Erfahrung. Breiter Raum wird auch den alten Kinderspielen gewidmet. „Damals gab es noch kein Fernsehen und am Abend trafen sich alle Generationen draußen vor der Tür. Die älteren saßen auf der Bank und die Kinder spielten auf der Straße.“

Bei Kaffee, Kuchen und Musik aus den 50er Jahre sind alle Senioren und ihre Familien am 22. November um 14.00 Uhr herzlich zu einem Gespräch darüber eingeladen, wie es damals wirklich war. „Es wird auch ‚echter Kaffee‘ ausgeschenkt“, versichert Stiel schmunzelnd.

Der Eintritt für Erwachsene kostet 3,50 Euro, ermäßigt (Rentner, Auszubildende, Behinderte) 2,50 Euro. Kinder ab sechs Jahren zahlen 1,50, Familien sechs Euro. Informationen und Anmeldung im Burgenmuseum Nideggen unter 02427 – 6340 oder .

13.11.2015LebenNideggen0 Kommentare bwp

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