Nideggen, Wollersheim: „Alle Gebäude haben ihre eigene Geschichte“, spielt Dr. Helmut Waldmann auf ein lateinisches Sprichwort an: „Habent sua fata aedificia.“ In staubiger Arbeitskleidung steht er vor der Ruine von Burg Gödersheim. Von der ehemaligen mittelalterlichen Wasserburg existieren zwar nur noch die vier imposanten Außenwände, trotzdem lässt das Gemäuer den einstigen Glanz des Rittersitzes erahnen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war das mittelalterliche Ensemble bewohnt. Doch dann verfiel die historische Bausubstanz immer mehr und wurde zum verwunschenen „Pilgerort“ – nicht nur für Esoteriker.
Dieses Grundstück atmet Geschichte: 1342 erstmals urkundlich erwähnt, wurde die spätgotische Wasserburg zum Schutz der bereits bestehenden Mühle errichtet. „Schon zur Zeit der Franken war hier eine Mühle in Betrieb“, erzählt Waldmann. Diese alte Mühle lag und liegt im Quellgebiet des Neffelbaches und ist der erste von zahlreichen Betrieben, die – wie Perlen an einer Schnur – während der vergangenen Jahrhunderte entlang des gut 40 Kilometer langen Bachlaufs, einem Zufluss der Erft, entstanden. Helmut Waldmann weiß, wovon er spricht. Bereits in den 1970er Jahren kaufte der promovierte Chemiker die historische Gödersheimer Mühle und richtete das Kleinod nach Denkmalschutzkriterien detailgetreu wieder her. Nur einen Steinwurf entfernt – versteckt im verwilderten Dickicht – befindet sich die mittelalterliche Wasserburg Gödersheim. Seit Mai dieses Jahres ist auch sie in seinem Besitz. Sein Ziel ist es, das historische Bauwerk zu sichern und langfristig zu erhalten.
Nein, eigentlich habe er in den vergangenen Jahrzehnten nie daran gedacht, die Burg zu kaufen, erzählt er bei der Ortsbesichtigung mit EIFELON. Doch der stetige Niedergang der Burganlage sei ihm viele Jahre ein Dorn im Auge gewesen. Und je mehr die Anlage verfiel, desto intensiver wurde sein Wunsch, dieses Denkmal für die Nachwelt zu retten. Um die historische Anlage erst einmal in ihrem gesamten Ausmaß in Augenschein nehmen und vermessen zu können, musste der Dschungel im verwilderten Burggarten gerodet werden. Berge von Baumstämmen und Geäst lagern nun auf dem 8.000 Quadratmeter großen Grundstück. Daneben stapeln sich riesige Steinhaufen: „Auch im Innern der Burg mussten wir Bäume fällen und unzählige Steinbrocken wegkarren“, beschreibt Helmut Waldmann die ersten Sicherungs- und Sanierungsarbeiten. Ganz vorsichtig müssen nun die verbliebenen Wurzelstrünke entfernt werden. Dr. Waldmann hat Sorge, dass die Wurzeln in den vergangenen Jahrzehnten bereits in die Gewölbedecke der drei Keller eingewachsen sein könnten. In der Zeit, als die Burg ohne schützendes Dach den Wettereskapaden ausgesetzt war. Unter den gekappten Bäumen lassen sich die quadratischen Sandsteinplatten des ehemaligen Fußbodens erahnen. „Der Schutt und die Erde müssen erst abgetragen werden, damit wir wissen, wie viele von den Bodenplatten noch da sind“, erklärt Waldmann.
Hinter einem zugemauerten, ebenerdigen Zugang wurden die unterirdischen Gewölbe entdeckt – gefügt aus hier anstehendem Dolomit von den „Wollersheimer Kalkköpfen“. Im mittleren der drei Kellerräume lässt sich eine verschlammte Zisterne erahnen, kleine Schlitze im Mauerwerk bringen etwas Licht ins Dunkel. Doch erst eine kurzfristig angeschlossene Baustellen-Lampe erhellt das Gewölbe. Eindrucksvoll kann man an den, vor fast 800 Jahren sorgfältig gemauerten Kellern die Stärke des Fundaments ablesen. „Das Mauerwerk hat hier eine Dicke von 1,20 Metern“, versichert Helmut Waldmann. Dort, wo im Laufe der Jahrzehnte Teile des alten Mörtels herausgewaschen sind, wurde die Gewölbedecke inzwischen mit eigens geschnitzten Eichenkeilen fixiert. „Die Burganlage hat insgesamt eine sichere Bausubstanz“, konstatiert auch Wasserburgen-Experte Dr. Harald Herzog. Mit ihm hat Helmut Waldmann einen absoluten Experten an seiner Seite. Und so ist geplant, das Prinzip der mittelalterlichen Burg wieder sichtbar zu machen. „Wir möchten den ‚genius loci‘ wieder erwecken“, sagt Burgherr Waldmann zuversichtlich. Einen groben Renovierungsplan hat er schon. „Aber immer unter dem Finanzierungsvorbehalt und Denkmalschutzgedanken“, betont er. „Momentan versuche ich, Fördergelder zu aktivieren.“
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