Eifel: Die Mienen waren ernst, als Euskirchens Kreisveterinär Dr. Jochen Weins, Helmut Dahmen, Vize-Vorsitzender der Kreisbauernschaft Euskirchen, und Rudi Mießeler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Euskirchen, während einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage zum Thema Afrikanische Schweinepest (ASP) berichteten. „Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland kommt“, sagt Kreisveterinär Weins. Bisher waren die Blicke Richtung Osteuropa nach Polen, Rumänien und Tschechien gerichtet, doch nun ist das Problem näher als bisher vermutet, denn in Belgien sind erste tote Wildschweine aufgefunden worden, die diesen Virus in sich trugen.
„Für Menschen und andere Tiere ist der Virus ungefährlich“, betont Weins. Für das Hausschwein dagegen nicht. Das Virus wird direkt über Tierkontakte wie Mücken oder indirekt, zum Beispiel über Fleisch oder Wurst übertragen. Ein einziges, achtlos weggeworfenes Wurstbrot könnte schon der Auslöser sein. „Es dürfen auf keinen Fall Essensreste im Wald entsorgt werden“, betonen alle Beteiligten. Der Virus hält sich in Lebensmitteln lange, bis zu einem Dreivierteljahr wie Kreisveterinär Weins erklärt. Wildschweine könnten diese fressen und den Virus weiter tragen und auch Hausschweine infizieren.Und darin liegt das große Problem: Denn sobald bei nur einem einzigen Hausschwein die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen wird, tritt sofort ein Exportstopp von Schweinefleisch für die gesamte Bundesrepublik in Kraft. Dies wäre der Super-Gau, ist sich Weins sicher. „Wir sind sehr beunruhigt“, meint Helmut Dahmen. Verständlich, denn der wirtschaftliche Schaden wäre immens. Schon jetzt haben Länder wie Russland und China den Import von belgischem Schweinefleisch gestoppt, würde der Virus bei Hausschweinen nachgewiesen, würde die Europäische Union sofort nachziehen. Dies gälte im Fall der Fälle natürlich nicht nur für Belgien, sondern auch für Deutschland. Für die Schweinezuchtbetriebe würde dies vermutlich den Ruin bedeuten, denn „wenn die ASP einmal da ist, bleibe sie über Jahre“, sagt Weins.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geht davon aus, dass die ASP aus Afrika nach Georgien eingeschleppt wurde. Im Juni 2007 wurden dort die ersten ASP-Ausbrüche gemeldet. Als Ursache wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen vermutet, die den ASP-Erreger enthielten. Anschließend breitete sich der Virus in die georgischen Nachbarländer Armenien, Aserbaidschan und Russland aus. Inzwischen sind die baltischen Staaten ebenso wie Polen, Rumänien und Tschechien betroffen. Am 13. September diesen Jahres wurde nun in Belgien im Dreiländereck Belgien, Frankreich, Luxemburg rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt der erste Fall der ASP bei Wildschweinen entdeckt. „Ein gewaltiger Sprung“, meint der Kreisveterinär. Meist ist es der Mensch, der das Virus in die Welt trägt – zum Beispiel über Autoreifen. Doch die Strecke von Belgien bis nach Deutschland laufen die Wildschweine alleine.Die Kreisjägerschaft habe sich schon früh mit der Thematik beschäftigt, sagt Rudi Mießeler. In der Jagdsaison 2017/18 seien etwa 4.800 Wildschweine geschossen worden. „Das sind 70 Prozent mehr als im Jahr zuvor.“ Ziel sei es, die Infektionskette zu unterbinden. „Aber bitte keine Hysterie“, mahnt Mießeler. Die Bevölkerung solle jetzt nicht durch den Wald laufen und gezielt nach Wildschweinen suchen, meinte er und sprach besonders die Pilzsammler an, die zu dieser Jahreszeit in den Wäldern unterwegs sind – auch abseits der Wege. Trotzdem sollten Spaziergänger, Jäger und Pilzesammler achtsam sein und jedes tote Wildschwein sofort melden, aber auf keinen Fall anfassen.
Die Bekämpfung der Seuche gestaltet sich schwierig und die Maßnahmen, die zur Zeit angewendet werden, sind sehr drastisch. Auf einer Fläche von rund 650 Quadratkilometern – der Kreis Euskirchen ist rund halb so groß – haben die Belgier alle Schweine ausgerottet als Vorsichtsmaßnahme für den Schutz der belgischen Schweinehalter, die überwiegend in Flandern beheimatet sind. Ob dies ausreicht, ist noch nicht abzusehen. Noch hoffen die Beteiligten, dass solch drastische Maßnahmen im Kreis Euskirchen nicht notwendig sein werden.
In der StädteRegion Aachen haben die Ordnungsämter zusammen mit der Polizei das weitere Vorgehen abgestimmt. Bereits im Juli haben sie einen Facharbeitskreis gebildet. Ziel ist es, ein gemeinsames und abgestimmtes Handeln der verschiedenen Ordnungsämter zu erreichen. Die Empfehlungen sind ganz praktischer Natur. So wird genau beschrieben, welche Materialien (zum Beispiel Einmalkleidung und Atemmasken) als Ausstattungen der Kommunen notwendig sind. Zudem empfiehlt der Arbeitskreis, dass Infoschilder an gefährdeten Plätzen (beispielsweise Waldparkplätzen) auszuhängen sind. Das soll, wie vom Bundesministerium vorgeschlagen, in mehrsprachiger Ausführung geschehen.
Für die Ordnungsämter der Kommunen bedeutet dies viel Arbeit. Das betrifft zum einen die Beschilderung der Seuchengebiete und auch mögliche Absperrungen von Wegen. Denn im Fall einer nachgewiesenen Afrikanischen Schweinepest, müssten schnellstmöglich riesige (Wald-)Gebiete gesperrt werden (zum Beispiel 20 Quadratkilometer in der Kernzone rund um den Fundort). Zum anderen muss ein Seuchengebiet auch nach verendeten Wildschweinen durchsucht werden (sogenanntes Fallwild). Auch für die sichere Entsorgung der Tierkadaver gibt es jetzt Handlungsempfehlungen. In jedem Fall soll eine weitere Ausbreitung der hochansteckenden Seuche möglichst verhindert werden.
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