Eifel: Honigjäger gab es schon vor 8.000 Jahren. Höhlenmaler von damals haben sie in den spanischen Höhlen Cuevas de la Araña bei Valencia künstlerisch festgehalten. Der moderne „Honigjäger“ heißt heute Imker. Er jagt dem Honig natürlich nicht mehr nach, sondern hält sich Bienen in künstlichen Nisthöhlen, den Bienenstöcken, vermehrt die Bienen, züchtet sie und bedient sich deren Produkte, unter anderem an dem Honig. Dieser war über viele Jahrhunderte ein wichtiger, oft auch der einzige Süßstoff – bevor der Mensch auf die Idee kam, Zucker industriell aus Zuckerrüben zu gewinnen.
Ungefähr 100.000 Imker mit etwa 800.000 Bienenvölkern gibt es in Deutschland. Einer von ihnen ist der 66-jährige Peter Hendle aus Heimbach. Seit 28 Jahren sind Bienen sein Hobby. Als er Kind war, hat sein Nachbar Hendles Interesse für die gelb-schwarz gestreiften Honigproduzenten geweckt. Der Nachbar hatte damals noch ein Bienenhaus im Garten stehen. So etwas hatte Hendle nie. Als er mit der Imkerei begann, stellte er die Kästen gleich da auf, wo sie seiner Meinung nach hingehören, in Wald und Flur. Die Bienenhaltung hat er von seinem Nachbarn gelernt, von Büchern und mitgemachten Schulungen. Sie bringt für ihn Beschäftigung übers ganze Jahr mit, draußen in der Natur, angefangen vom Bau der Bienenkisten und -rahmen, über ihre Reinhaltung bis hin zur Wachs- und Honigernte.
Apis mellifera carnica heißt die Biene seiner Wahl. Sie ist eine Unterart der Westlichen Honigbiene Apis mellifera. Hendle spricht ihr sanftmütige Eigenschaften zu. Nach dem Motto „Versuch macht klug“ züchtet er selbst und testet sein Geschick in puncto Sanftmütigkeit gleich im Eigenversuch: Er kontrolliert seine Bienen ohne Schutzhandschuhe. Allerdings kauft er auch Königinnen hinzu. Zwischen 30 und 80 Euro zahlt er für eine gute Königin. Es werden aber auch Königinnen für um die 160 Euro verkauft. „Die legen goldene Eier“, meint Hendle.
40.000 bis 60.000 Bienen wohnen in einem Stock und produzieren von Mai bis Juli etwa 30 Kilogramm Honig. Aktuell hat Hendle 30 Bienenstöcke. Die Herausforderung für ihn als Imker besteht darin, möglichst viele Bienen in seinem Stock zu halten, um viel Honig zu erzielen und auf der anderen Seite darauf zu achten, dass die Bienen wegen Überfüllung nicht schwärmen, d.h. sich woanders ein neues Zuhause suchen, wo sie mehr Platz haben.
Sein größter Widersacher ist die Varroamilbe, auch Varroa destructor genannt. Sie gilt als eine Hauptursache des Bienensterbens, das seit einigen Jahren immer wieder im Herbst oder dem Winterhalbjahr vorkommt. Der ursprüngliche Wirt der Milbe ist die Östliche Honigbiene (Apis cerana). Die Milbenart beschränkte sich auf das tropische Ostasien. Als die westliche Honigbiene (Apis mellifera) dort eingeführt wurde, gingen zwei Subtypen dieser Milbe auf sie über. Einer dieser Typen wurde weltweit vor allem durch den Versand von Bienenvölkern und Königinnen verschleppt und ist außer in Australien und der Antarktis weltweit verbreitet. Die Milben schwächen die Bienen auf unterschiedliche Weise: Sie saugen das Blut der Bienenlarven, die Hämolymphe, auf. Hierdurch verlieren diese an Gewicht. Die geschlüpften Bienen bleiben kleiner als gesunde Bienen. Befallene Bienen leben kürzer, lernen schlechter und kehren öfters nicht zurück in den Stock. Außerdem kann die Milbe Viren auf die Biene übertragen, die die Biene ebenfalls schädigen. Sie machen Bienen und Imkern zunehmend zu schaffen.
Peter Hendle lässt ab Spätsommer nach der letzten Honigentnahme Ameisen-, Milch- oder Oxalsäure im Bienenstock verdunsten, um der Milbe Herr zu werden, wobei die Oxalsäure auch geträufelt werden kann. Die drei organischen Säuren sind wasserlöslich und reichern sich somit nicht im Wachs an. Im letzten Herbst/Winter ist ihm der Kampf gelungen. Sein Bienenverlust nach der Winterpause lag im Normalbereich bei zehn Prozent. Der Imker ist dementsprechend zufrieden mit dem Start in die Saison. Seine Bienen sind derzeit damit beschäftigt, den Nektar der Rapspflanzen zu sammeln, die sie im Nebeneffekt bestäuben. Die Bienen nehmen die Nektariensäfte oder auch andere süße Säfte an lebenden Pflanzen auf. Dann werden diese überarbeitet, körpereigene Säfte kommen hinzu, Wasser wird dem Saft entzogen. Den so veränderten Nektar speichern die Bienen schließlich in Waben, wo er reift. Das Endprodukt heißt Honig.
Peter Hendle erklärt, dass jeder ganz einfach mithelfen kann, „Bienenfutter“ bereitzustellen. Wer jetzt nach den Eisheiligen Lust hat, seinen Garten oder Balkon nochmals neu zu bepflanzen, dem empfiehlt Hendle, Pflanzen mit ungefüllter Blüte auszuwählen. Bei Pflanzen mit gefüllter Blüte wie etwa einer gezüchteten Rose ist laut Hendle der Weg zum Nektar für die Biene zu weit. An den Nektar einer ungefüllten Wildrose gelangt sie hingegen viel besser. Ebenso an den von Phacelia, Thymian, Echte Katzenminze oder Pfefferminze, Sonnenblume oder Lavendel, der vor allem im Spätsommer blüht, wenn es knapp wird mit der Insektennahrung. Eine detaillierte Übersicht zu bienenfreundlichen Pflanzen in Balkon und Garten bietet das Bienenlexikon des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Selbst Imker werden, ist eine weitere Möglichkeit, sich für Bienen zu engagieren. Der Imkerverein Düren beispielsweise, dem auch Peter Hendle angehört, bietet Interessierten in diesem Jahr noch bis Mitte August an, samstags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr am Bienenstand nahe Thuir bei praktischen Arbeiten an den Bienen zuzuschauen www.imkerverein-dueren.de. (Achtung: Am 21.5. entfällt der Termin.) Die Neuimkerschulung für 2016 ist abgeschlossen, in 2017 bietet der Verein den Kurs erneut an. Peter Hendle sieht der Zukunft der Bienen positiv entgegen, auch deshalb, weil der Verein genug Imker- und Imkerinnen-Nachwuchs hat.
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