Eifel: Endlich! Die Nächte werden wieder länger und laden bei angenehmen Temperaturen zum Beobachten des Sternenhimmels ein. Um Mitternacht herum steht unsere Milchstraße ideal über dem Südpunkt am Horizont und entspannt sich direkt über unseren Köpfen im Zenit bis hin zum Nordpunkt am gegenüberliegenden Horizontpanorama. Jetzt ist auch die beste Beobachtungszeit für das Sternbild Schütze. Es steht tief am Südhorizont. Man braucht sehr viel Phantasie, um aus den acht Hauptsternen in der Vorstellung einen „Schützen“ zu formen – dies ist mir noch nie gelungen.
Ich sehe allerdings auf Anhieb eine Teekanne mit Henkel, bauchigem Körper und einer markanten Ausgusstülle. Deshalb wird der „Schütze“ auch zuweilen der „Teepott“ genannt. Aber probieren Sie es doch selbst einmal aus, zuerst anhand der folgenden Sternbild-Skizze und bei klarer Sicht am Sternenhimmel. Oder sehen Sie gar etwas ganz anderes?
Wir benötigen absolute Dunkelheit und einen klaren Nachthimmel ohne Lichtverschmutzung, um das glimmende Band der Milchstraße am Nachthimmel mit bloßen Augen sehen zu können. Aber wann ist es „richtig“ dunkel? Nach dem astronomischen Dämmerungsende (DE) am Abend und vor dem astronomischen Dämmerungsanfang (DA) am Morgen ist der Einfluss des Lichts der unter dem Horizont stehenden Sonne nicht mehr nachzuweisen. Und der Zeitraum zwischen Dämmerungsende und Dämmerungsanfang wird im Laufe der kommenden Wochen immer länger: am 15.7. sind es 27 Minuten, am 19.08. sind es schon 320 Minuten! Es gibt jedoch einen Himmelskörper, dessen Licht die Dunkelheit der Nacht ganz erheblich aufhellen kann und so auch das zauberhafte Glimmen der Milchstraße überstrahlt: unser Erdtrabant, der Mond! In den Grafiken unten können Sie ersehen, wann der Mond aufgeht (MA) und wann er untergeht (MU). Außerdem sehen Sie für sechs ausgewählte Nächte auch die Zeiten der „astronomischen“ Dunkelheit: manchmal wird es auch in der Eifel nie richtig dunkel und dafür ist entweder die Dämmerung oder der Mond verantwortlich. Man spricht bei natürlichen Lichtquellen wie die Dämmerung oder das Mondlicht übrigens nie von Lichtverschmutzung. Dieser Begriff ist für die unerwünschten Nebenwirkungen des Einsatzes von künstlichem Licht in der Nacht reserviert: Himmelsaufhellung (engl. Skyglow), Blendung, Störung des Wohlbefindens und des Tag-Nacht-Rhythmus.
Aber auch der Mond hat in den kommenden Wochen einiges zu bieten:
Am Samtag, 16.9. ist (abnehmender) Halbmond und am Morgen des Mittwochs, 19.07 steht der Mond nahe bei Hauptstern Aldebaran im Sternbild Stier. Einen Tag später steht die Mondsichel am Morgen des 20.07. in der Nähe des sehr hellen Planeten Venus – für solch einen schönen Anblick über dem Osthorizont lohnt sich ein Aufstehen um 04:00 Uhr!
Am Sonntag, 23.07.2017 ist Neumond – dieses Wochenende ist also ideal geeignet für die Beobachtung der Milchstraße und des gesamten sternenreichen Nachthimmels! Da muss nur noch das Wetter mitspielen!
Am Freitagabend des 28.07. begegnet die zunehmende Mondsichel dem aufgrund seiner Helligkeit nicht zu übersehenden Planeten Jupiter über dem südwestlichen Horizont und nach dem Halbmond am Sonntag, 28.07. trifft sich der Mond mit dem Planeten Saturn. Die partielle (=teilsweise) Mondfinsternis am Montag den 07.08. kann man nach Mondaufgang (ca. 21:00 Uhr) wohl kaum bemerken. Aus dem Kernschatten der Erde ist der Mond dann schon wieder ausgetreten und die Verfinsterung durch den Halbschatten der Erdkugel ist unscheinbar. Trotzdem ist es ein schöner Anlass einen Vollmondaufgang bewußt zu beobachten. Mit einem Fernglas macht dies noch mehr Spaß! In den dann kommenden Tagen ist der diesjährige Höhepunkt des Sternschnuppenstroms „Perseiden“ zu erwarten. In diesem Jahr sind allerdings aufgrund des Vollmondlichts nur die helleren Sternschnuppen zu beobachten – halten Sie dennoch Ausschau nach dem in unserer Atmosphäre verglühenden Staub und Geröll aus dem Staubschweif des Kometen 109P/Swift-Tuttle.
Am Dienstag, 15.8. haben wir wieder abnehmenden Halbmond und am frühen Morgen des 16.08. kann man mit einem Fernglas beobachten, wie der Mond eine Reihe der Sterne des offenen Sternhaufen Hyaden bedeckt. Die Hyaden bilden einen V-förmige Sternansammlung, die den „Kopf“ des Sternbilds Stier darstellt.
Die Gemeinde Hellenthal praktiziert seit Jahrzehnten konfliktfrei eine vorbildliche Beleuchtungspraxis: die Straßenbeleuchtung wird bis auf wenige Ausnahmen ab Mitternacht abgeschaltet. Das spart eine Menge Energiekosten und erhöht die Lebensdauer der Leuchtkörper erheblich. Im Gemeindegebiet gibt es deshalb ganz besonders gute Beobachtungsplätze für Nachtlandschaftsfotografen und Astrofotografen. In einem Bericht über den Sternenpark Nationalpark Eifel in der Fachzeitschrift „Abenteuer Astronomie“ (9/2017) wurden die Fotografien von nächtlichen Besuchern von Beobachtungsorten in der Gemeinde Hellenthal einer großen Leserschaft bekannt gemacht. Im Rathaus der Gemeinde Hellenthal können interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie die Gäste der Region aktuell die Ausstellung „Sternenregion Eifel“ besuchen.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Harald Bardenhagen
(, www.sterne-ohne-grenzen.de)
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