Eifel: In den vergangenen Wochen hat uns ein oft bewölkungsfreier, sternenklarer Nachthimmel begrüßt. Es war allerdings auch bitterkalt und das Licht des kristallklaren Mondes hat leider die schwachen Sterne überstrahlt. Hoffen wir darauf, das uns auch der März viele sternenklare Nächte ohne Bewölkung schenkt.
Die Nächte werden merkbar kürzer und die Tage entsprechend länger. Den Vollmond können wir am Freitag, 2. März, beobachten. Um den Vollmond ranken sich so manche Geschichten und die sogenannten „Mondkalender“, die man zu Hauf in Buchhandlungen vorfinden kann, geben so manchen Hinweis, was man tun oder lassen sollte zur Vollmondzeit. Systematische Beobachtungen belegen allerdings keineswegs diese Voraussagen. Manche dieser Behauptungen lassen sich recht einfach erklären und haben nichts mit „Mondkräften“ zu tun, wie ich an folgendem Beispiel erläutern möchte.
Es gibt die Behauptung, dass an Tagen des Vollmonds mehr Kinder als sonst geboren werden. Diese Einschätzung gewinnt man sogar dann, wenn man Hebammen und MitarbeiterInnen aus Kreißsälen befragt. Die schriftlich dokumentierten Geburtsstatistiken zeigen allerdings keine Häufung der Geburten am Vollmond. Wie kommen aber Menschen, die beruflich sehr oft mit Geburten zu tun haben, zu einer Überzeugung, die ganz offensichtlich nicht den Tatsachen entspricht?
Der Vollmond ist genau genommen ein recht kurzer Moment, in dem sich der Mond während seines Umlaufs um die Erde genau auf der sonnenabgewandten Seite der Erde befindet. Um es noch exakter zu beschreiben, findet dieser Moment eigentlich nur während einer zentralen, totalen Mondfinsternis statt. Trotzdem gibt es bei jedem Mondumlauf einen Moment, der diesem Idealzustand am nächsten kommt. Das ist dann der Moment des „astronomischen“ Vollmonds. Mit bloßem Auge betrachtet erscheint jedoch der Mond den meisten Menschen sogar schon 2-3 Tage vor dem astronomisch korrekten Vollmondmoment sowie 2-3 Tage danach als Vollmond. Für sehr viele Menschen beträgt also die „gefühlte“ Vollmondzeit bis zu 6 Tage. Und wenn man die Geburten, in sechs aufeinanderfolgenden Tagen alle als „Vollmond-Geburten“ wahrnimmt, dann kommt man natürlich zur Ansicht, dass es eine Häufung während des Vollmondes gibt. Die gäbe es aber im gleichen Maße, wenn man andere, sechs aufeinanderfolgende Tage betrachten würde.
Der Mensch in der modernen Welt hat sich – biologisch betrachtet –weitgehend vom Mondphasenzyklus entfernt. Das trifft aber nicht unbedingt auf alle anderen Lebewesen zu. Im Wattenmeer hat der Mond durch seine Gezeiten einen deutlich sichtbaren Einfluss auf das Leben von Tieren und Pflanzen und natürlich auch auf die Schifffahrt. Die Fragestellung, inwieweit der Mond das Leben beeinflusst, ist also schon etwas knifflig, und man sollte allen Aussagen dazu durchaus skeptisch gegenüber treten und nach überzeugenden Beweisen fragen.
Am Ende des Monats März haben wir sogar ein zweites Mal Vollmond und zwar am Samstag, den 31. März. Zwei Vollmonde in einem Monat, das kommt nicht so häufig vor, trotzdem ist es immer noch derselbe Mond. In den Medien wird sicher wieder von einem „Supermond“ oder „blauen Mond“ die Rede sein, und ich finde es eigentlich auch gar nicht so schlecht, wenn dadurch der eine oder andere angeregt wird in den Nachthimmel zu schauen.
Zurück zum Verlauf der astronomischen Mondphasen: am Freitag, 9. März, haben wir „abnehmenden Halbmond“ – das wird auch „Mond im letzten Viertel“ genannt. Der Samstag, 17. März, beschert uns den Neumond. Das ist ein ideales Wochenende fürs Sternegucken, denn die ganze Nacht ist mondlos.
Am Samstag, den 24. März, ist zunehmender Halbmond („erstes Viertel“) und unter anderem der „Bundesweite Astronomietag“. Viele Sternwarten und astronomische Einrichtungen sowie Gruppen von Amateurastronomen bieten dann besondere Programme für die breite Öffentlichkeit an.
Der Mond passiert im März auch wieder eine Reihe von hellen Sternen und Planeten. Solche Konstellationen sehen immer sehr reizvoll aus, und man kann innerhalb einer Stunde bereits erkennen, wie sich die Abstände zwischen dem Mond und den jeweiligen Sternen und Planeten verändern. Man „sieht“ also tatsächlich mit eigenen Augen, dass und wie der Mond sich bewegt.
Am 7. März steht der Mond nahe dem Riesenplaneten Jupiter, am 10. März nahe dem Planeten Mars und am 11. März nahe dem Planeten Saturn. Am 18. März passiert der Mond die Planeten Merkur und Venus am Himmel. Am 22. März steht der Mond im offenen Sternhaufen Hyaden, dem v-förmigen Kopf des Sternbildes Stier. Und am Mittwoch, 28. März steht der Mond nahe dem Hauptstern des Sternbild Löwe mit dem schönen Namen Regulus.
Der März hat aber auch einen – aus astronomischer und gesundheitlicher Sicht – traurigen Tag: am frühen Morgen des Sonntags, 25. März, werden die Uhren um 2:00 um eine Stunde vorgestellt: aus 2 Uhr wird also 3 Uhr. Das hat die bedauerliche Folge, dass es abends später dunkel wird und eine Sternenbeobachtung erst eine Stunde später beginnen kann. Für viele jüngere Kinder bedeutet dies: Sternegucken Ade für die kommenden Monate. Und auch viele Ältere können es sich zeitlich nicht leisten erst am späten Abend zu beobachten, denn der Wecker klingelt ja morgens trotz Sommerzeit unerbittlich.
Die mit der Zeitumstellung auf „Sommerzeit“ verbundenen Hoffnungen auf Energieeinsparung haben sich nicht bewahrheitet. Es gibt aber viele negative Auswirkungen der Zeitumstellung: Kinder müssen von einem Tag auf den anderen morgens wieder im Dunkeln zur Schule gehen, sehr viele Menschen leiden körperlich an dem künstlichen „Jetlag“ und fühlen sich unwohl. Mediziner und Chronobiologen warnen schon seit geraumer Zeit vor den gesundheitlichen Folgen der Störung des Tag-Nacht-Rhythmus und der Verminderung des Schlafzeit durch die „Sommerzeit“-Umstellung. Auf der anderen Seite schätzen es viele aber auch, wenn die hellen Abende länger sind und man der einen oder anderen Beschäftigung noch länger nachgehen kann. Damit geht aber meistens auch eine Verringerung der Schlafenszeit einher. Und dies hat mittelfristig ernstzunehmende gesundheitliche Folgen und macht sich kurzfristig auch durch Konzentrations- und Leistungsverluste bemerkbar. Besonders stark leiden unsere Kinder oder Enkel darunter, denn die werden sowieso schon durch einen – chronobiologisch gesehen – viel zu frühen Schulanfang am Morgen beeinträchtigt.
Das EU-Parlament hat sich kürzlich mehrheitlich gegen eine Zeitumstellung ausgesprochen, aber eine endgültige Entscheidung wieder auf die lange Bank geschoben – die EU-Kommission soll erst eine wissenschaftliche Studie zum Thema in Auftrag geben und auswerten. Wissenschaftliche Studien zur Problematik liegen allerdings schon vor, auch Studien der EU-Kommission. Diskutiert wird übrigens auch die Beibehaltung der „Sommerzeit“ über das ganze Jahr. Das die damit verbundenen Vorteile leider auch mit erheblichen Nachteilen verbunden sind, ist durch den vorangegangen Text hoffentlich klargeworden. Ich bin jedenfalls für die Abschaffung der Zeitumstellung und für die Beibehaltung der Normalzeit über das ganze Jahr. Denn dadurch haben mehr Menschen eine Möglichkeit den Sternenhimmel zu sehen.
Auf der Webseite www.zeitumstellung.de findet der interessierte Leser eine Menge an Informationen, um sich ein eigenes Bild von der Sache zu machen.
Und deshalb bin ich nicht nur Astronom, sondern auch Berater für belastungsarme Beleuchtung und kann Ihnen Tipps zur Vermeidung der unerwünschten Nebenwirkungen des künstlichen Lichts in der Nacht geben. Falls Sie Fragen, Anregungen oder Anmerkungen zu meiner monatlichen EIFELON-Kolumne „Sonne, Mond und Sterne“ haben, freue ich mich über Ihre Kommentare.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Harald Bardenhagen
(, www.sterne-ohne-grenzen.de)
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