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In den Weihnachtsbaumpflanzungen der Region herrscht nun Hochbetrieb. [Foto: privat]

Vom Setzling zum Weihnachtsbaum: Ein langer Weg

Eifel: Der Weihnachtsbaum. Alle Jahre wieder stellen wir ihn auf, in unsere Kirchen und unsere Wohnungen, schön geschmückt mit Kerzen oder Lichterketten, Lametta, Glaskugeln und Strohsternen. Früher kamen die Menschen noch bis 13.00 Uhr an Heilig Abend zu Familie Wollseifen in Kreuzau-Boich, um sich einen Baum auszusuchen. „Heute geht der Trend eher dahin, sich den Baum früher zu holen“, erzählt Hans-Peter Wollseifen. Durch manche Fensterscheiben leuchten die Lichter des geschmückten Baumes schon zu Beginn der Adventszeit. Dass Menschen ihre Räume mit Immergrün als Symbol für Lebenskraft verzieren, ist Brauch vieler Kulturen und geht bis in die Antike zurück. Dass der Weihnachtsbaum christliches Brauchtum am Heiligen Abend wurde, kam aber erst nach und nach im 19. Jahrhundert auf, zunächst in evangelischen Gemeinden und schließlich in den katholischen Regionen Deutschlands und Österreichs. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im tannenarmen Mitteleuropa mehr Tannen- und Fichtenwälder angelegt und somit auch der Bedarf der Stadtbevölkerung gedeckt, die vorher mit Zweigen und anfallendem Grün auskommen musste.

Neben Familie Wollseifen sorgt beispielsweise Familie Hurtz aus Nideggen-Berg für Nachschub an Weihnachtsbäumen. Manfred Hurtz weiß, Weihnachtsbäume anbauen ist vor allem eins: Arbeit. Handarbeit. Mitte Januar geht es los. Der Wald wird aufgeräumt, unverkaufbare Bäume rausgeschnitten, die Stämme der in der Vorweihnachtszeit gefällten Weihnachtsbäume nachgeschnitten, um Stolperfallen zu vermeiden. Um Ostern, wenn sich die Erde erwärmt hat und das Pflanzbeet trocken und feinkrümelig ist, werden drei- bis vierjährige Setzlinge gepflanzt. Die beziehen die Weihnachtsbaumanbauer von Forstbaumschulen oder haben sie selbst hochgezogen. „Jeder Anbauer muss für sich Erfahrungen sammeln, welche Weihnachtsbaumsorten auf seiner Fläche am besten wachsen“, erklärt Manfred Hurtz. Das Saatgut stammt von speziellen Firmen, die beispielsweise selbst Nordmanntannen im Kaukasus beernten. Es sind vor allem Saatgutfirmen aus dem Alten Land Norddeutschlands und aus dem Vorreiterland der Weihnachtsbaumproduktion, Dänemark. Sie garantieren einen langsamen Wuchs, der für dichte, in kleinen Abständen wiederkehrende Baumkränze sorgt, wie der Kunde sie liebt. Über das Jahr müssen dann die Weihnachtsbaumanbauer die Setzlinge von Unkraut frei halten und zwischen den einzelnen Baumreihen mähen. Im Herbst werden die Bäume klassifiziert, bevor Anfang November die ersten bereits für den Verkauf geschlagen werden.

Familie Hurtz verwendet für die Auszeichnung Fähnchen in unterschiedlichen Farben. So können die Fäller auch bei viel Schnee wie im Winter 2010 direkt erkennen, welche Qualität der Baum hat. Eine zu fällende Nordmanntanne um die 1,30 bis 1,70 Meter ist dann elf bis zwölf Jahre alt. Beim Fähnchenmarkieren hilft auch Senior Hurtz mit seinen 81 Jahren mit. Ursprünglich führte er einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Vieh- und Ackerbau. Nach dem zweiten Weltkrieg half er seinem Nachbarn beim Fichtenverkauf als Weihnachtsbaum und übernahm das Geschäft, als der Nachbar in Rente ging. Sein Sohn Manfred schließlich weitete den Weihnachtsbaumanbau aus.

Bei Familie Wollseifen hat ebenfalls Senior Wollseifen das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen begonnen. „Als er aus dem Krieg kam, stand er quasi vor dem Nichts“, erzählt sein Sohn Hans-Peter. Er schlug Rotfichten im Wald und verkaufte sie auf dem Hof für eine Mark fünfzig. Das war der Anfang. Er lernte zudem Obstbaumwart und schnitt den Leuten ihre Obstbäume. Nach und nach baute Senior Wollseifen selbst Obst an. Um sein geschäftliches Risiko zu verteilen, begann er, auf den Böden mit geringer Qualität und in Frostlagen Weihnachtsbäume zu pflanzen. Erst Blaufichte, später, als die Ansprüche der Käufer stiegen, zunehmend Nordmanntanne, die nicht piekst. Hans-Peter Wollseifen hat den Betrieb vom Vater übernommen und weiter ausgebaut. Als Exote im Sortiment führt er beispielsweise die nadelfeste Coloradotanne, die nach Zitrone duftet.

Wie sehen Manfred Hurtz und Hans-Peter Wollseifen die Zukunft der Weihnachtsbäume? Beide bemerken einen Wandel in der Gesellschaft. Alles werde auf die Vorweihnachtszeit verlagert. „Da wird von der Verkaufsindustrie eine riesige Blase aufgebaut. Im September werden schon die Lebkuchen verkauft. Die Menschen stecken ihr gesamtes Monats- und Weihnachtsgeld in Geschenke. Der Weihnachtsbaum ist oft nur noch lästiges Übel“, beschreibt es Manfred Hurtz. Die besinnliche Weihnachtszeit, auch Nachweihnachtszeit verliere an Wertigkeit. Früher stand der Baum in katholischen Regionen bis Mariä Lichtmess am 2. Februar. „Heute fliegt er schon am 27. Dezember raus. Dann wird für Sylvester umdekoriert und danach kommt Karneval“, meint Manfred Hurtz. Hans-Peter Wollseifen beobachtet zudem den Trend, dass sich vor allem immer mehr Städter einen Kunststoffbaum kaufen, den sie dann mehrere Jahre hintereinander aus der Verpackung aufstellen können. „Der Mensch ist bequem“, sagt er, „ich glaube aber auch, dass der überteuerte Verkauf von Weihnachtsbäumen in den Städten die Menschen immer mehr zum Kauf eines Kunstbaumes treibt.“ Die beiden verkaufen wie viele andere Weihnachtsbaumanbauer ihre frisch geschlagenen Bäume bis zum 23. Dezember auf ihren Höfen.

Wer Lust hat, seinen Baum in diesem Jahr selber zu schlagen, sollte bei der Weihnachtsbaumaktion der Gemeinde Simmerath am Samstag, dem 12. Dezember, von 9.00 bis 14.00 Uhr im Waldgebiet Buhlert an der L 246 zwischen Strauch und Gerstenhof/Schmidt, gegenüber dem Parkplatz „Im Buhlert” mitmachen. Im zugewiesenen Waldbereich kann Jedermann gegen Entgelt seinen Weihnachtsbaum wählen, einschlagen und mit nach Hause nehmen. Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Frau Henn und Herrn Wunderlich der Gemeinde Simmerath (Telefon 02473 – 607149 bzw. -166) oder unter http://www.simmerath.de/rathaus/bekanntmachungen/detail/Weihnachtsbaumverkauf-am-12-Dezember-2015-589B/.

4.12.2015LebenEifel0 Kommentare js

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