Eifel: Hand aufs Herz: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort „Qualität“ hören? Die meisten von uns denken spontan an solide Wertarbeit, an überdurchschnittlich gute Leistung. Eben an hervorragende Qualität. Dieses Wort ist in unserem tagtäglichen Sprachgebrauch also positiv besetzt. Ein unausgesprochenes Lob schwingt bei den meisten von uns mit…
Können Sie verstehen, dass sich mir der Magen umdreht, wenn ich bei Journalisten-Kollegen mittlerweile Modeformulierungen wie „eine neue Qualität der Gewalt“ oder „eine neue Qualität des Terrors“ lese? Die Rede ist dann von tödlichen Prügelattacken auf Jugendliche, Hasstiraden gegen Ausländer oder Anschlägen wie in Paris oder Orlando.
- Deutschlandfunk / Dopingskandal in England „Eine neue Qualität“
- Tagesschau / Zur Vorgehensweise der Attentäter: „Eine neue Qualität von Terror“
- SWR / Übergriffe auf Frauen „Das ist eine neue Qualität“
- WDR / Sprengung von Geldautomaten – eine neue Qualität von Kriminalität?
- Süddeutsche / BKA-Chef warnt vor neuer Qualität der Gewalt gegen Flüchtlinge
- t-online / Abi-Streich-Forscherin über Köln: „Dass es so gewalttätig ist, hat eine neue Qualität“
- zdnet / Sicherheitsbehörden warnen vor „neuer Qualität“ von Cybercrime-Angriffen
Bei solchen „Qualitäts“-Offensiven wird manchem Leser schwindelig. Nicht jeder Nachrichtenkonsument ist Sprachwissenschaftler und hat sofort im Hinterkopf, dass „Qualität“ durchaus auch neutral gewertet werden kann. Abgeleitet vom lateinischen „qualitas“ hielt das Wort seit dem 16. Jahrhundert Einzug in den hiesigen Sprachgebrauch und wurde gleichbedeutend für „Beschaffenheit“ verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der mittransportierte Inhalt des Wortes. Bis hin zum qualitativ hochwertigen Markenzeichen. Seitdem prangt ein unsichtbares, positives Gütesiegel auf diesem Wort.
Weltweite Terrorakte und Gewaltexzesse sind grausam genug. Wir Berichterstatter sollten sie sprachlich aber nicht noch indirekt aufwerten.
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