Eifel: Ein wahlloser Anschlag auf eine wehrlose Stadt. Beliebig und zufällig die Opfer. Die Reden der Politiker erinnern fatal an 9/11. Der „Krieg gegen den Terror“ wurde 2001 in den USA ausgerufen und bis heute tragen wir alle die Konsequenzen. Also ein neuer Krieg gegen den Terror? Wird der untaugliche amerikanische Weg nun europäisch ?
Sind Einschränkungen der Bürgerrechte und Sondergesetze, die die Verfassung aushebeln, die richtige Antwort? Vielleicht sollten wir klüger sein, aus den gemachten Fehlern lernen. Der Heilsneurose des Islamischen Staates mit mehr Gelassenheit begegnen.
Wenn dieser Irrsinn eine Konsequenz haben soll, dann bestimmt nicht die, die seine Urheber sich von diesem Attentat erwarten. Es kann nicht im europäischen Interesse sein, auf diesen Anschlag mit der Aushebelung unseres demokratischen Selbstverständnisses zu antworten. Bei allem, auch von der Bevölkerung mitgetragenen, Verständnis. Die Verlängerung des Ausnahmezustands in Frankreich über die gesetzlich vorgegebenen zwölf Tage hinaus ist unverhältnismäßig und mehr dem emotionalen Moment, denn der notwendigen Verbrechensaufklärung geschuldet. Eine Überreaktion des Staates beschädigt hier den freiheitlichen Konsens zwischen Staat und Gesellschaft. Unterminiert die von allen Bürgern mitgetragene Gewaltenteilung eines aufgeklärten Gesellschaftssystems.
Sich in einen Religionskrieg locken zu lassen, dient bestenfalls der Argumentation der religiös motivierten Gegner. Ein moderner „Kreuzzug“ als Antwort Europas, um die Werte der Aufklärung zu verteidigen, bedient allein die Propaganda des Islamischen Staates. Bomben auf die Stadt Rakka in Syrien treffen vermutlich mehr unschuldige Bewohner als verbohrte Islamisten.
Die Sozialisation dieser Täter ist auch nicht in Syrien erfolgt. Die europäischen Dschihadisten sind Kinder der gettoisierten Vorstädte unserer europäischen Metropolen, mit einem ordentlichen EU-Reisepass der Grande Nation oder ihrer belgischen Nachbarn.
Das Konfliktpotential der heiligen Krieger entsteht in Europa und betrifft eine Generation, die ausgegrenzt und ohne Chance auf gesellschaftliche Akzeptanz in einem Paralleluniversum anonymer Satellitenstädte verlorenging. Die Sehnsucht nach den eigenen Wurzeln im Spannungsverhältnis der kulturellen Systeme endet bei den radikalen Hasspredigern und ihren Aufrufen gegen die unmoralische westliche Dekadenz.
Die jugendliche Identitätssuche zwischen sozialer Ausgrenzung und aggressiver Systemverweigerung führt zu religiöser Radikalisierung: Der Dschihad und das Paradies als Antwort und Ausweg aus der Trostlosigkeit der eigenen Zukunftsperspektive. Hier hat unser System versagt. Damit sollten wir uns auseinandersetzen.
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