Simmerath, Eicherscheid: Seit einiger Zeit ist das Golddorf Eicherscheid um ein Kleinod reicher. Anneliese und Josef Arnolds haben in mühevoller Kleinarbeit Exponate des bäuerlichen Lebens gesammelt und hergerichtet. So ist dort, wo einst das Heu lagerte, eine Bauernküche eingerichtet und gleich nebenan steht das alte Nachtlager vergangener Jahrzehnte.
Als Josef Arnolds 2003 endgültig die Landwirtschaft als Nebenerwerb aufgab und die letzte Milchkuh auf der Weide verschwunden war, fing das Ehepaar an, sich erste ernsthafte Überlegungen zu machen, wie es weitergehen könnte. Was soll mit dem alten Stall geschehen und wie kann man die frei gewordene Zeit sinnvoll einsetzen? Immer öfter fragten Nachbarn und Freunde an, ob sie die Scheune als Unterstellplatz nutzen dürften. Das war allerdings nicht so ganz nach dem Geschmack der Arnolds. „Die Sammelleidenschaft fing doch schon 1964 an, in unserem Hochzeitjahr an“, erinnert sich Josef Arnolds und lächelt dabei seine Frau Anneliese an. Die Einrichtung, sowie die Dekoration ihres Hauses war bei Arnolds klare Frauensache. „Sie sammelte schon immer alles, was nicht niet und nagelfest war, und erntete so manches Mal Spott und Häme.“ In Anspielung darauf, dass es sich meistens um gebrauchte und alte Möbel handelte, hörten sie deshalb oft den Kommentar: „Ihr könnt Euch später ja immer noch anderes kaufen.“
Als gestandener Landwirt kennt Josef sich bei den alten Werkzeugen und landwirtschaftlichen Geräten bestens aus. Aber ab und zu reichte selbst dieses Wissen nicht aus und er konnte anfänglich so manches exotisch anmutende Werkzeug nicht zuordnen. Ein Blick in seine museale Werkstatt lässt durchaus auch Laien-Augen glänzen. Torfstecher oder Dillsägen, die früher das Durchsägen von Balken fürs Fachwerk von oben nach unten ermöglichten, sind schon wirklich Highlights. „Ich erinnere mich noch, wie in Eicherscheid die erste Kreissäge vorgeführt wurde. Das war ein regelrechter Volksaufstand, eine echte Sensation“, erinnert sich Manfred Schreiber vom Eifelverein und treuer Freund des Hauses. Auf besondere Schätze des Bauernmuseums angesprochen, ist auch er es, der wie aus der Pistole geschossen antwortet: „Eine Registrierkasse mit Reichsmarksymbolen und eine Bibel mit Familiengeschichte aus dem Jahre 1892.“
Das Bauernmuseum öffnete 2005 offiziell seine Tore und längst ist Josef Arnolds kompetenter Ansprechpartner und Experte für antike Gegenstände. „Wir sind in Eicherscheid alle sehr dankbar für das Engagement des Ehepaars Arnolds“, sagt Manfred Schreiber. „In unserem Wanderweg „Dorfrundgang“ vom Eifelverein, führen wir deshalb die Wanderung an dem Bauernmuseum vorbei.“ Das ganze Dorf unterstützt das Museum und brachte besonders am Anfang alte Exponate vorbei. Entweder als Stiftung oder als Leihgabe. Immer mehr Ausstellungsstücke zieren die geräumige Scheune in Eicherscheid. Da reiht sich eine alte Schuster-Stepp-Maschine ganz selbstverständlich an ein Harmonium oder an Milchaufbereiter, Möbel, Werkzeug und Kleider. Über 1.000 Exponate warten inzwischen darauf, von Besuchern entdeckt zu werden. Die heiterste Reaktion eines Kindes vergisst das Ehepaar bis heute nicht: „Der schönste Fund für mich, war ein Pinkelpöttchen unterm Bett.“
Das Bauernmuseum in Eicherscheid ist für Ortsansässige längst eine feste Institution. Unterstützung und Hilfe ist da Ehrensache. Doch viele Menschen der Region kennen dieses, mit viel Herzblut, Sammelleidenschaft und Fachwissen betriebene Kulturgut noch nicht.. Die Arnolds betreiben nicht einfach nur ein Museum, sie leben es. In den wärmeren Monaten spielt sich ihr Leben meistens in der Scheune ab. Und wer Glück hat, kommt vorbei, wenn Anneliese Arnolds ihre legendären hausgemachten Waffeln mit selbstgemachter Marmelade backt.
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