Zülpich: Das ist noch mal gut gegangen: Am vorherigen Freitag wurde auf dem Gelände der Fachklinik Marienborn in Zülpich-Hoven bei Bauarbeiten eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und am Montag vom Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf entschärft worden. Immer wieder werden noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Jetzt in Zeiten der Corona-Krise stellte die Evakuierung der Patienten eine besondere Herausforderung dar. Doch eine Entschärfung musste zeitnah erfolgen. Denn ist die Bombe erst einmal freigelegt, weiß niemand, was passieren wird, ist der Zünder noch intakt, was passiert durch die Sonneneinstrahlung?
Alle Beteiligten in der Fachklinik Marienborn und der Stadtverwaltung einigten sich schnell. Bereits am Sonntag wurden Patienten in umliegende Kliniken in Düren, Bonn und Köln verlegt. Am Montagmorgen wurde die Evakuierung von rund 650 Personen – rund 400 Patienten und Bewohner der verschiedenen Einrichtungen der Fachklinik Marienborn und rund 250 Einwohner des Ortsteiles – abgeschlossen. Die Räumung wurde unter Einhaltung der Infektionsschutzvorkehrungen, der Abstandsregelungen, Bereitstellung der notwendigen Schutzausrüstung sowie der Anwesenheit von ausreichendem medizinischem Fachpersonal durchgeführt – eine große Herausforderung in diesen Zeiten.
Ein Evakuierungsbereich von 300 Metern rund um den Bombenfundort wurde festgelegt und abgesperrt. Um 11.00 Uhr machten sich die vier Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf rund um Truppenführer Reinhard Dohmen daran, die Bombe zu entschärfen. Etwas schwierig sei die Trennung am Zünder gewesen, erklärte Dohmen nach der Entschärfung. Es sei eine amerikanische Standard-Bombe gewesen, wie sie im Zweiten Weltkrieg in Massen abgeworfen worden seien. Die Zahl der Bomben, die er schon entschärft habe, könne er nicht mehr zählen, „ich bin seit 1989 dabei und jedes Jahr finden wir 70 bis 90 Bomben im Regierungsbezirk“. Die Zünder der Bombe waren noch voll intakt, „das Material ist stark“, wie Dohmen erklärte. Ungefährlich sind die Bomben nicht, auch wenn es Blindgänger aus Kriegszeiten sind. Schließlich sind die Zünder noch intakt. Die Bombe in Hoven beinhalte rund 130 kg Sprengstoff. Würde die Bombe explodieren, verteile sich der Inhalt mit einer Geschwindigkeit von 6.000 bis 8.000 Metern in der Sekunde, erklärte Dohmen, das Gebäude wäre nicht mehr bewohnbar gewesen, Splitter bis zu 800 Meter weit geflogen. Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen bedankte sich ausdrücklich beim Kampfmittelbeseitigungsdienst und allen Helfern, „der Einsatz verlief vorbildlich“. Rund 140 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften waren im Einsatz. Im Forum warteten evakuierte Bewohner auf die Nachricht, dass sie wieder in ihre Häuser können. Hürtgen verkündete dort die gute Nachricht der Entschärfung – unter dem Applaus der Bürger.Für die Klinik stellte die Bombenentschärfung eine große Herausforderung dar. Mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes waren einige der Patienten in umliegende Kliniken gebracht worden, der größte Teil blieb in Zülpich und wurde in der Hauptschule – jeder Patient in einem eigenen Raum – untergebracht. Dort hätten sie Visiten und Therapien durchgeführt, sagte die ärztliche Direktorin Dr. med Sara Doris Bienentreu. Die Ergotherapeuten hätten in der Schule ihre Arbeit durchgeführt, die Physiotherapeuten boten auf dem Schulhof Sport an. „Viele Patienten hatten Angst“, berichtete Bienentreu. So eine Nachricht in der derzeitigen Corona-Krise belaste psychisch kranke Menschen noch mehr als andere. Die Bauarbeiten sollen zeitnah wieder aufgenommen werden.
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