Zülpich: Das Patchworken und Quilten hat sie gepackt. Sie nehmen immer wieder neue Projekte in Angriff und nähen von Handtaschen über kleine Accessoires bis hin zu Decken alles, was sich in Patchworkprojekten nähen lässt. Schon seit vielen Jahren nähen die Frauen der Gruppe „Stoff und Stöffchen“ zusammen, es ist inzwischen eine eingeschworene Gemeinschaft entstanden. Einmal wöchentlich treffen sie sich montags im Gemeindezentrum der Evangelischen Christuskirche in Zülpich und regelmäßig steuern sie einige ihrer Werke zu den Basaren bei, um soziale Projekte zu unterstützen.
Doch Hanna Pohl wollte mehr. Denn für die Basare nähen sie meist nur kleine Stofftiere oder Topflappen. Sie machte sich auf die Suche nach einem geeigneten größeren Nähprojekt. „Für Kinder wird viel gemacht, aber die älteren Menschen kommen zu kurz“, sagt Hanna Pohl. Eine Bekannte machte sie auf einen speziellen Blog aufmerksam und schnell war sie sich sicher: „Nesteldecken“ für Demenzkranke sollten es werden. Von der Idee konnte sie ihre „Mitnäherinnen“ schnell überzeugen, denn bei diesen Decken sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.Das Ergebnis – zehn Decken – haben sie jetzt dem Altenzentrum St. Elisabeth geschenkt. Heim- und Pflegedienstleiterin Helga Rieser war begeistert von den kleinen Decken. Denn damit können sich die Bewohner nicht nur wärmen, sie erfüllen auch einen besonderen Zweck: Menschen mit
Demenzerkrankungen nesteln gerne an sich herum – an der Kleidung oder mit allem, was sie gerade in die Finger bekommen. Sie sind unruhig und bewegen ständig die Hände. Die speziellen Nesteldecken sind nun genau für diesen Zweck gedacht. Sie bestehen aus verschiedenen Flächen, es gibt unterschiedliche Stoffarten, mal glatte, dann wieder etwas fellige oder kuscheliges Fleece. An die Decke werden verschiedene Utensilien angenäht, wie beispielsweise Knöpfe, Reißverschlüsse, Taschen oder Perlenketten, die die Demenzkranken gerne befühlen. Sie können die Decken glatt streichen, zusammenlegen oder einfach ein bisschen daran „nesteln“. „Unsere Therapeuten haben schon Wandbilder mit unterschiedlichen Materialien aufgehängt, die von den Bewohnern gerne befühlt werden“, erklärt Helga Rieser. Solche Decken habe sie vorher noch nicht gekannt, aber sie sei ganz begeistert davon. „Es ist so schön, sie in der Hand zu haben“.Die bisher genähten Decken haben Dagmar Heinsberg, Alexandra Holzmann, Manuela Kühl, Henriette Grein, Renate Ohlerth, Hanna Pohl und einige Ehemalige der Gruppe genäht und dem Altenzentrum gestiftet. Etliche Stunden bräuchte man dafür schon, meint Hanna Pohl. Doch die Arbeit macht ihnen Spaß. „Die Ideen sprudeln nur so“, meint Manuela Kühl. Gerne würden sie weitere Decken nähen – künftig allerdings gegen einen kleinen Obulus – schließlich
steckt einiges an Material und Zeit darin. Angehörige von Demenzkranken können sich gerne an die Gruppe wenden und ganz persönliche Nesteldecken in Auftrag gebe.Sie habe schon Ideen für Weihnachtsdecken, aber es könnten auch Vorlieben der Erkrankten mit eingebaut werden, erklärt Dagmar Heinsberg. Wenn der Großvater beispielsweise LKW-Fahrer war, fänden sie bestimmt den passenden Stoff. Oder wenn die Person an einem alten Kleidungsstück besonders hängt, kann ein Stück davon mit eingearbeitet werden. Schon bei der Übergabe der Decken an Helga Rieser sprudelten die Ideen der Patchworkerinnen. Die Heimleiterin zeigte sich überzeugt, dass der eine oder andere Angehörige sicherlich gerne auf das Nähangebot zurückkommen wird. Die gespendeten Decken werden in St. Elisabeth in den Beschäftigungsangeboten für die Bewohner mit aufgenommen. Ein paar wolle sie auch gerne an der Wand aufhängen. Damit jeder sie sehen könne oder einfach befühlen, meint Rieser.
Wer eine Nesteldecke in Auftrag geben möchte, kann über das Gemeindebüro der Evangelischen Kirche (Tel.: 02252 – 2717) Kontakt aufnehmen. Anfragen werden von dort an die Frauen von „Stoff und Stöffchen“ weitergeleitet. Etwas Zeit bräuchten sie schon, um die Decken zu nähen, meint Hanna Pohl. Wer also zu Weihnachten eine Nesteldecke verschenken möchte, sollte sich nicht zu spät an die Gruppe wenden.
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