Bad Münstereifel: Begeistertung auf beiden Seiten: Die Zuschauer erlebten einen unterhaltsamen Konzertabend und für die Chorgemeinschaft Allegro Vivace war es eine unvergessliche Erfahrung. Hier die Aufführung – beschrieben aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.
Der Zuschauerblick auf die Bühne
Allegro Vivace spielte und sang mit viel Charme und Engagement. Für den Chor war es eine ungewöhnliche Premiere: Erstmals sangen sie am vergangenen Sonntag mit Solisten und weiteren Aktiven aus der Region in der Heinz-Gerlach-Halle eine Operette, den „Bettelstudenten“ von Carl Millöcker. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Professor Karl-Josef Görgen und Paul F. Irmen, Dirigent des Chores. Der emeritierte Professor hat schon des öfteren mit der Chorgemeinschaft zusammengearbeitet. Ihm gelang es an diesem Abend, ein ganzes Orchester zu ersetzen – allein mit seinem Klavierspiel. Paul F. Irmen hatte seine Chorsänger gut vorbereitet und intensiv mit ihnen gearbeitet. Dies zahlte sich aus und Allegro Vivace bot seine gewohnt gute Qualität.
„Ach ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküsst“ ist wohl das bekanntestes Stück aus dieser Operette und diese Episode ist auch der Ausgangspunkt für die Geschichte. Die Handlung spielt im Krakau des Jahres 1704, doch die Geschehnisse hätten so auch in Bad Münstereifel passieren können. Oberst Ollendorf, meisterhaft interpretiert von Thomas Bonni, will sich an der Comtesse Laura Nowalska (Barbara Felicitas Marin, Sopran) rächen, denn sie hat ihm mit dem Fächer ins Gesicht geschlagen. Dabei habe er sie doch nur auf die Schulter geküsst… Er holt zwei Studenten, Symon (Michael Kurz, Tenor) und Jan Janicki (Thomas Greuel, Tenor) aus dem Gefängnis, um aus ihnen Fürst und Sekretär zu machen und den ‚hohen‘ Herren mit Laura zu verkuppeln. Wie es bei einer Operette üblich ist, entstehen natürlich allerlei Verwicklungen und Verwirrungen, die sich erst am Ende auflösen.Es war eine sehr ansprechende und lebendige Inszenierung durch den Regisseur Thomas Michael Günther, der die Chorgemeinschaft gut eingestimmt hatte. Er brachte gekonnt viel Lokalkolorit in die Aufführung, nicht nur durch das Einbeziehen des City-Outlets. Während die Solisten in ihren feinen Roben auf der Bühne glänzten, kam der Chor in Straßenkleidung auf die Bühne und schwenkte fröhlich die Einkaufstüten. Dies war nicht das einzige Bonbon für die Kurstädter. Auch das Couplet „Schwamm drüber“ des Oberst Ollendorf wartete mit einigen Finessen und Anspielungen auf Bad Münstereifel auf – sehr zum Vergnügen der Zuschauer. Die Besetzung der Solistenriege – hinzu kommen noch Silke Hartstang als Gräfin Palmatica, Linda Hergarten als Bronislawa und Henriette Küllmer als der Gefängniswärter Enterich – war gewohnt gelungen. Auch ihnen schien das Spiel auf der Bühne viel Spaß zu bereiten, obwohl sie ansonsten in größeren Häusern singen. Zur guten Unterhaltung trugen aber auch die Tänzerin Alvida Müller-Ahlheim, das Blasorchester Mutscheid und die Männervokalband Häzzblood bei. [Gastautor: d.s.]
Der Darstellerblick auf der Bühne
Es ist der Wahnsinn: 820 Stühle sind in der Heinz-Gerlach Halle besetzt! Ein großes Stimmengewirr schallt durch den Raum und wir stehen erwartungsvoll hinter dem Vorhang und warten darauf, dass es endlich losgeht. Seit Februar haben wir geübt, nun ist der Tag der Aufführung da. Das Licht geht aus im Saal, es wird still im Publikum und hinter der Bühne ist es mucksmäuschen still. Die Spannung ist förmlich zu spüren – eine positive Spannung, voller Freude und Erwartung auf das Kommende. Dann ist es soweit, die ersten Melodien vom Klavier dringen zu uns und unser Einsatz ist da. Schlag auf Schlag geht es nun – so kommt es uns jedenfalls vor und als nach einer dreiviertel Stunde Pause ist, schauen wir uns an: wie, jetzt schon? Aber wir haben nichts ausgelassen, alles klappte wie am Schnürchen und wir haben sogar daran gedacht, auf unseren Chorleiter zu sehen, damit die Einsätze im Chor gut funktionieren. Wir haben auch die Anweisungen unsere Regisseurs umgesetzt – hoffentlich zu seiner Zufriedenheit. Und die Auf- und Abgänge verliefen bisher relativ reibungslos.
Wie haben wir wohl gewirkt? Wie kam unsere Kostümierung an, haben wir auch gut gesungen? Fragen über Fragen, die sich uns Aktiven stellen, die wir ja keinen kompletten Eindruck vom Stück bekommen können. Wir konnten nur die hellen Scheinwerfer sehen und ein klein wenig von den ersten Zuschauerreihen erahnen. Doch der Applaus ist kräftig – die Besucher scheinen sich bisher gut amüsiert zu haben.
In der Pause haben wir genügend Zeit, in unsere festlichen Roben zu schlüpfen und als Professor Karl-Josef Görgen hinter der Bühne an uns vorbeiläuft und uns zuruft „Ihr ward gut im ersten Teil“, wachsen wir ein klein wenig – ein Lob von so hoher Stelle ist für einen Amateursänger schon etwas Besonderes. Die zweite Hälfte verfliegt ebenfalls rasant, doch wir versuchen, die Spannung im Körper zu halten, das Adrenalin fließt weiterhin durch unsere Adern. Die Arien der Solisten hören wir leider nur von hinten – schade, aber wir können uns auf ein Video freuen, das von der ganzen Inszenierung gerade mitgedreht wird. Am Ende steht der große Applaus als Lohn für die Arbeit der vergangenen Monate. Wir sind schon ein wenig stolz, was wir als Chorgemeinschaft auf die Beine gestellt haben, natürlich auch Dank der tollen Solisten. [pg]
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