Zülpich: Der Schulfrieden in Zülpich ist gebrochen und er lässt sich auch nicht einfach kitten. Die Fronten sind verhärtet: Auf der einen Seite die Eltern, Lehrer und Schulleiter des Gymnasiums und der Realschule. Beides Schulen, die sich über sinkende Schülerzahlen nicht beschweren brauchen – im Gegenteil. Auf der anderen Seite die Hauptschule. Hier werden immer weniger Schüler angemeldet und Schulleiterin Ursula Pielen befürchtet, dass in zwei bis drei Jahren Schluss ist mit der Schule. Ist die Einrichtung einer Gesamtschule also die Lösung?
Hier stoßen Glaubensgrundsätze aufeinander und weder Rat noch Verwaltung sahen die Notwendigkeit, frühzeitig Eltern und Lehrerschaft in die Diskussion mit einzubeziehen. Stattdessen diskutierte man im Schulausschuss darüber, dass in den Nachbarkommunen Hauptschulen geschlossen, Gesamtschulen eingerichtet werden und man in Zülpich nun endlich handeln müsse. So sieht Aktionismus aus und nicht durchdachtes Handeln. Man hätte alle Beteiligten an einen Tisch holen und auch die Befürchtungen, Vorbehalte und Meinungen der Eltern und Lehrer ernst nehmen können – frühzeitig.
Stattdessen wird eine Bonner Firma – die biregio – beauftragt, eine Umfrage unter den Grundschuleltern durchzuführen. Ein Unternehmen, das bundesweit einen eher zweifelhaften Ruf genießt. Professor Dr. Jochen Krautz hat dies ausführlich in seinem Vortrag während der Informationsveranstaltung im Forum vorgestellt. Er brachte einen Bericht der Sendung Frontal 21 an, in dem biregio und seine Umfragemethoden massiv ins Kreuzfeuer gerieten. Ein kurzer Blick ins Internet bestätigt dies. In vielen Kommunen gibt es Kritik an dieser Firma, vor Kurzem erst in Erftstadt. Interessanterweise kommt das Unternehmen bei jeder Befragung zu dem Ergebnis, dass eine Gesamtschule eingerichtet werden sollte.
Die Entscheidung, Real- und Hauptschule auslaufen zu lassen und eine Gesamtschule einzurichten, sollte nicht übers Knie gebrochen werden – schon gar nicht mal eben in den Sommerferien. Eine bürgernahe Verwaltung sieht anders aus. Zwölf Tage vor dem Ratsbürgerentscheid kurzfristig doch noch eine Informationsveranstaltung anzubieten, bringt den Schulfrieden ebenfalls nicht zurück. Ursula Pielen befürchtet, dass sie an ihre Schule auch aus anderen Kommunen alles bekommt, was an Schülern übrig bleibt. Schließlich müsse sie als Hauptschule jeden nehmen. Zwischen den Zeilen klingt es so, als ob das der Untergang des Abendlandes werde. Außerdem ist die Angst groß, dass zu viele Schüler an andere Gesamtschulen der umliegenden Kommunen auspendeln könnten, wenn Zülpich jetzt nicht handelt.
Viele Fragen wurden nicht wirklich geklärt: Wird das Frankengymnasium sich neben einer Gesamtschule wirklich halten können? Zwei Oberstufen in einer kleinen Stadt wie Zülpich? Es gibt nach dem 12. Schulrechtsänderungsgesetz die Möglichkeit, dass Realschulen einen Hauptschulzweig einrichten können, wenn es keine Hauptschule mehr gibt. Wäre dies vielleicht eine Lösung? Diskutiert wurde darüber nicht. Und was ist mit der wachsenden Zahl der Migranten? Viele der Flüchtlinge werden dauerhaft bleiben – auch in Zülpich – und die Kinder werden auf eine der Schulen gehen.
Der Noch-Beigeordnete und künftige Bürgermeister Ulf Hürtgen sagte auf der Informationsveranstaltung, dass die Schullandschaft sich verändere. Doch die Chance, mit den Bürgern, mit Eltern, Lehrern und Schülern wirklich ins Gespräch zu kommen, verschiedene Möglichkeiten auszuloten und zu einer tragfähigen Lösung zu kommen, ist vertan. Am 27. September haben die Zülpicher Bürger nun die Wahl: Sind sie für oder gegen eine Gesamtschule? Bleibt zu hoffen, dass die Wahlbeteiligung höher ist als bei den Bürgermeisterwahlen, damit der Wille der Mehrheit der Bevölkerung erkennbar ist. Eltern aus den umliegenden Kommunen dürfen dabei allerdings nicht abstimmen, obwohl sie von der politischen Entscheidung direkt betroffen sind. Das sorgt bei den betroffenen Müttern und Vätern für weiteren Zündstoff.
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