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Dr. Gabriele Rünger ist Mitautorin der neuen Veröffentlichung des Kreisgeschichtsvereins. [Foto: pg]

„Frauen. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung“ – Neues Buch vom Kreisgeschichtsverein erschienen

Kreise, Kreis Euskirchen: Die Geschichte der Frauen und Beiträge zur „gender history“ sind noch ein junges Thema in der Geschichtswissenschaft. Da bildete auch der Geschichtsverein im Kreis Euskirchen bisher keine Ausnahme. Doch mittlerweile hat sich dies geändert, denn der Verein hat mit einem großen Projekt diese Lücke geschlossen: Zwei Bände zum Thema Frauen in der Geschichte des Kreises Euskirchen sind nun erhältlich. Im März vergangenen Jahres erschien der erste Band Frauen. Zwischen Fremd- und Selbstbestimmung. 30 Frauenleben von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert aus dem Kreis Euskirchen werden dort vorgestellt. Nun folgte der zweite Band: „Frauen. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung“, indem die letzten zwei Jahrhunderte im Mittelpunkt stehen. 13 Autoren haben das Leben von 40 Frauen aus dem Kreis nachgezeichnet. Die Präsentation erfolgte im Rathaus Mechernich. „Die Portraits zeigen, dass es viele Wege zur Gleichberechtigung gibt“, meinte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, „die Frauen damals waren ihrer Zeit weit voraus – Jede auf ihre eigene Art und Weise“.

Im ersten Band tauche das Wort Emanzipation nicht auf, erklärte Dr. Gabriele Rünger, eine der beiden Vorsitzenden des Kreisgeschichtsvereins und stellte den Aufbau des Buches vor. Es ist aufgeteilt in verschiedene Themenbereiche wie „Frauen in der Wohlfahrt“, „Frauen in Männerdomänen“ oder „Frauen in Kultur und Gesellschaft“. Seit der Französischen Revolution änderten sich langsam die Rechtsverhältnisse und es entstanden wachsende Möglichkeiten – auch für Frauen – ihr Leben unabhängig zu gestalten. Mehr und mehr konnten sie sich von der Herrschaft der Väter, Ehemänner und der männlichen Obrigkeit befreien. Sie nahmen Männerdomänen ein und wurden sozial, politisch, beruflich und privat, wirtschaftlich und wissenschaftlich, außerordentlich erfolgreich. Einer ganzen Reihe von ihnen kommt Vorbildcharakter auch für heutige Mädchen und Frauen zu.

Die Autorinnen und Autoren haben intensiv zur Geschichte der Frauen im Kreis Euskirchen geforscht. [Foto: pg]

Es sind Portraits von spannenden Frauen, die die Autoren zusammengetragen haben. Manche von ihnen haben ein schillerndes Leben in der Öffentlichkeit geführt wie die Künstlerin Tony Eick-Eschelbach, andere führten ein einfaches Leben und zeigten doch ihre Stärke, wie Anna Margareta Feuser, die in Mechernich als „Feuse Griet“, die Straßenhändlerin bekannt war. Manche drangen in Männerdomänen ein, wie Dr. Paula Zander, die schon in der Schulzeit wusste, dass sie Ärztin werden wollte. Gar nicht so einfach für eine junge Frau in den 1930er Jahren. Im Marienhospital in Euskirchen wurden beispielsweise bis 1941 nur Männer eingestellt, wusste Rünger zu berichten. Sie hat die Ärztin noch persönlich kennengelernt und zeigte sich beeindruckt vom Leben der gebürtigen Satzveyerin. Dr. Paula Zander hatte 1941 ihre Promotion beendet und wurde 1941 im Marien-Hospital befristet eingestellt – sie war damit die erste Ärztin in diesem Krankenhaus. Den Neuanfang nach dem Krieg erlebte die junge Frau nicht mehr, sie musste ihren Arbeitsplatz den aus dem Krieg kommenden männlichen Kollegen überlassen. Die Ärztin entschied sich für die Selbständigkeit und ließ sich als Landärztin in Bad Münstereifel nieder. Mit dem Motorrad fuhr sie zu ihren Patienten bis nach Enzen, das Einzugsgebiet für ihre Praxis war groß. Am 25. April 1978 erhielt sie als erste Bürgerin der Stadt Mechernich das Bundesverdienstkreuz.

Von den Frauen auf dem Lande – der vergessenen Mehrheit, wie es im Buch tituliert ist – sprach Gabrielle Thumann-Langva. „Warum ergreift eine Frau den Beruf der Straßenhändlerin?“, fragte sie sich. Es war kein einfaches Leben, das Anna Margareta Feuser führte. Bei Wind und Wetter war sie unterwegs und bot ihre Waren an. Sie habe selbstbestimmt leben wollen, daher sei eine Anstellung als Dienstmädchen für sie nicht attraktiv gewesen, erzählte Thumann-Langva. „Für mich ist sie ein Beispiel dafür, Mut zu haben, den eigenen Weg der Unabhängigkeit zu gehen“.

Die ganz unterschiedlichen Lebenswege der Frauen führen in die Welt der letzten beiden Jahrhunderte, sie zeigen die Schwierigkeiten auf, mit denen sie konfrontiert waren und belegen die Stärken von Frauen im Kreis Euskirchen.

Das Buch ist für 25,00 Euro im Buchhandel erhältlich. Erschienen ist es im Verlag Ralf Liebe, ISBN: 978-948682-00-2.
13.3.2020LebenKreise, Kreis Euskirchen0 Kommentare pg

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