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Landwirt Theo Lanzerath (l.) sammelte für die Restaurierung des zerstörten Bäcker-Janns-Kreuzes. Nun ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. [Fotos: pg]

Traditionelle Wegekreuze als Orte der Besinnung

Euskirchen, Kuchenheim: Viele werden sie nur noch unbewusst wahrnehmen und an ihnen vorbeifahren. Doch für viele Menschen haben auch heute die Wegekreuze oder Bilderstöckchen eine große Bedeutung. Häufig findet man sie an Stellen, wo sich Wege kreuzen oder gabeln. Manche von ihnen haben eine lange Geschichte und auf Pilgerwanderungen bieten sie den Teilnehmern einen Ort der Besinnung und Zeit des Gebets. In lockerer Reihenfolge wollen wir Ihnen einige dieser Eifeler Kleinode vorstellen:

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Das ursprüngliche Holzkreuz steht heute an der Schützenhalle der Sankt-Sebastianus-Bruderschaft.

Das Bäcker-Janns-Kreuz in Kuchenheim ist eines dieser Kreuze, das auf eine weitreichende Historie zurückblicken kann. Schon 1467 stand im Süden des Ortes auf einer kleinen Anhöhe ein Kreuz aus grauem Sandstein. Errichtet wurde es vom Leheninhaber der Oberen Burg, Johann von Kinzweiler, vermutlich aus Anlass der im 15. Jahrhundert gegründeten Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt 1806, kam Napoleon mit seinen Truppen und im Zuge der Säkularisierung forderte die französischen Verwaltung die Bewohner auf, das Kreuz zu beseitigen.

Die Kuchenheimer ließen sich dies jedoch nicht gefallen und stellten nur zwei Monate später am gleichen Platz ein Holzkreuz auf – genau nach dem Vorbild des alten Steinkreuzes. Der Bäcker Franz Anton Schleeger, genannt Bäckerhannes, schnitzte es und bis 1921 blieb es an seinem Ort. 1949 musste es restauriert und teilweise renoviert werden. Im Rahmen der Flurbereinigung wurde es 1980 in die Nähe des ursprünglichen Platzes inmitten eines Feldgehölzes versetzt. Steinmetz Marx aus Euskirchen fertigte 1990 eine Kopie aus Sandstein an, die an dem idyllischen Ort zwischen den Bäumen verblieb. Das historische Holzkreuz steht heute noch an der Schützenhalle der Bruderschaft.

Vandalismus macht aber leider auch vor religiösen Denkmälern keinen Halt und 2010 wurde das Steinkreuz in dem Feldgehölz zerstört. Ein Schlag für die Bevölkerung, doch zunächst gab es kein Geld für eine Restaurierung. Im vergangenen Jahr nahm sich Landwirt Theo Lanzerath der Sache an. Zunächst musste er sich allerdings auf die Suche nach den Einzelteilen des zerstörten Kreuzes machen. Er fand es schließlich in einem Baustofflager der Stadt Euskirchen in Kirchheim. „Es war ziemlich ramponiert“, erinnerte er sich. Kurz entschlossen holte der Landwirt die Bruchstücke dort ab und machte sich auf die Suche nach Sponsoren und einem Steinmetzbetrieb, der das Kreuz wieder herstellen konnte.

Mit Peter Giesgen aus Niederkastenholz fand er nicht nur einen Steinmetz, der es sich zutraute, das Kreuz wieder instandzusetzen, sondern der auch noch auf einen Teil seiner anfallenden Kosten verzichtete. 80 Stunden benötigte er, damit das Bäcker-Janns-Kreuz wieder erstrahlte. Alle Ornamente mussten neu eingemeißelt werden und nur wenn man genau hinschaut, sieht man die Klebestellen. Zu sehen sind verschiedene Passionssymbole wie beispielsweise das Herz, das für die Wunden Christi steht, der Kelch als Symbol für den Kelch des Leidens oder das Gewand, um das gewürfelt wurde, als Erinnerung an die Verspottung Jesu.
Das Kreuz ist nun mit Stahlstützen befestigt und die Stadt sorgte nicht nur für das Fundament, sondern stiftete noch eine Ruhebank aus seinem Bestand. Allerdings wurde das Kreuz nicht an der ursprünglichen Stelle in dem kleinen Feldgehölz aufgestellt, sondern ein paar Meter weiter in Richtung Neubaugebiet direkt an einem Wirtschaftsweg. „Ich glaube, dass wir einen guten Standort gefunden haben“, sagte Bürgermeister Dr. Uwe Friedl, denn nun ist das Kreuz besser einsehbar und bleibt in Zukunft hoffentlich vom Vandalismus verschont. Er bedankte sich bei allen Sponsoren, die die benötigten knapp 3.000 Euro aufbrachten, und besonders bei Albert Wershoven. Denn der 89-Jährige Kuchenheimer spendete nicht nur für die Restaurierung, sondern er versprach, eine zweite Bank zu stiften, wenn „er denn seinen 90sten Geburtstag erleben wird“.

Die offizielle Einsegnung findet am 6. September im Rahmen einer Sternwanderung zum Kreuz statt, kündigte Pfarrer Peter Berg an. Und wenn es das Wetter im nächsten Jahr zulässt, beginnt die Fronleichnamsprozession am Bäcker-Janns-Kreuz mit einer Messe.

17.7.2015LebenEuskirchen, Kuchenheim0 Kommentare pg

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