Bad Münstereifel, Scheuren: Ulla Schmid-Scholz und ihr Sohn Robin sind überglücklich: Sie haben endlich wieder fließendes Wasser im Haus. Sie hatten kaum noch daran geglaubt, dass ihr Albtraum einmal enden würde. Denn seit einem Jahr und acht Monaten kämpft die Scheurenerin für etwas, was für die meisten in unserem Land eine Selbstverständlichkeit ist – fließendes Wasser.
Seit vielen Jahren lebt sie schon im ehemaligen Forsthaus in Scheuren und betrieb dort ein Seminarhaus. Das Wasser kam aus einem Brunnen und Ulla Schmid-Scholz ließ alles regelmäßig kontrollieren. Alles war gut. Bis im November 2013 auf einmal nur noch stinkendes und ungenießbares Wasser aus dem Hahn lief. Ein Schock für Mutter und Sohn. Nach deren Einschätzung war die Kontaminierung auf nicht sachgemäße Ausbringung von Gülle auf die umliegenden Wiesen hervorgerufen worden. Doch Beweise, die vor Gericht stand gehalten hätten, konnte Ulla Schmid-Scholz nicht anbringen. Es begann ein Kampf, der die Hausbesitzerin an den Rand ihrer Kräfte brachte. Doch sie bekam Hilfe: Katharina Hegemann setzte sich für ihre Freundin ein, die alles daran setzte, dass das Forsthaus wieder fließendes Wasser bekam. Mit der Einstellung des Seminarbetriebs verlor Ulla Schmid-Scholz ihre Existenzgrundlage und mit eigenen Mitteln konnte sie keinen Wasseranschluss legen lassen. Rund 40.000 Euro seien dafür veranschlagt worden, erzählte sie. Geld, dass sie nicht hatte.
Hilfe kam auch von Oliver Knaup, technischer Beigeordneter der Stadt Euskirchen. Er holte Anfang Juli 2014 Vertreter der Landwirtschaft, der unteren Wasserbehörde des Kreises Euskirchen, der Stadtwerke Bad Münstereifel sowie Regionalgas an einen Tisch. Die Regionalgas sagte zu, die benötigten Rohre zur Verfügung zu stellen, und der Wasserversorger wollte die Anschlusskosten stunden. Es fehlte nur noch ein Tiefbauunternehmen für die Ausführung der Arbeiten. Knaups Rat, bei Firmen um Hilfe zu fragen, nahm Katharina Hegemann ernst und sie fand Unterstützung: Die Firmen Josef Braun aus Harzheim und Anton Mahlberg aus Schönau erklärten sich bereit, die Tiefbauarbeiten kostenfrei auszuführen. Die Sanitärfirma Löhndorf aus Rheinbach sorgte für den Hausanschluss. Im Mai rückten dann die Harzheimer an, die im Druckspülverfahren eine Leitung von insgesamt 260 Metern Länge bis zum Forsthaus führten. Eine Spezialfirma kam nach Abschluss der Arbeiten, um die kontaminierten Leitungen zu reinigen. Eine ganze Woche habe dies gedauert, sagte Ulla Schmid-Scholz. Mehrere Spülgänge waren notwendig, bis auch die letzten Kolibakterien entfernt waren und am 23. Juni war es soweit: Aus dem Wasserhahn lief wieder sauberes Wasser.
„Ich möchte allen Beteiligten ganz herzlich danken“, bekräftigte Ulla Schmid-Scholz. Dreimal in der Woche seien sie zuvor mit Kanistern zu den Nachbarn gegangen, um Wasser zu holen, erinnerte sich die Scheurenerin. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Auch Katharina Hegemann freute sich, dass die Aktion gelungen ist und die Firmen an einem Strang gezogen hatten. Einzig die Kosten für die aufwändige Reinigung der Hausrohre muss finanziert werden, doch das bekämen sie privat schon irgendwie hin, meinte Hegemann. Ob Ulla Schmid-Scholz den Seminarbetrieb allerdings wieder aufnehmen wird, weiß sie noch nicht. Sie ist immer noch krank und ihre Kräfte sind aufgezehrt. „Ich muss gucken, wie es weiter geht“, sagte sie. Doch zumindest gibt es jetzt wieder fließendes Wasser im Haus – bei den sommerlichen Temperaturen ein Segen und eigentlich in Deutschland eine Selbstverständlichkeit.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.