Heimbach: Erwartungsvolles Raunen ging durch die St. Clemenskirche, als Sänger, Solisten und Mitglieder der Cappella Villa Duria das Kirchenschiff betraten. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres „550 Jahre Heimbacher Wallfahrt“ hatte Kantor Peter Mellentin erneut Händels Oratorium „Messias“ einstudiert, das der Komponist 1742 in nur 24 Tagen geschrieben hatte. Dem damaligen Publikum gab der Musiker feste Regeln mit auf den Weg, wie Pfarrer Kurt Wecker in seiner kurzen Begrüßungsrede schmunzelnd ausführte. So sollten die Damen nicht in Reifröcken zur Aufführung kommen und die Männer selbstverständlich ohne Degen erscheinen. Wecker endete mit den Worten „Zwar ist es kalt im Kirchenraum, aber die heiße Leidenschaft des Chores wird uns einheizen.“
Er sollte Recht behalten: Chor und Orchester musizierten brillant, akzentuiert – wie zu Händels Zeiten ohne verstärkende Mikrofone und trotzdem raumfüllend. Als Solisten konnten erneut Christine Hesseler (Sporan), Angelika Farrensteiner (Alt) und Wolfgang Tombeux (Bass) verpflichtet werden. Lediglich beim Tenor gab es eine Umbesetzung. Mit seinem Stimmvolumen und souveräner Interpretation begeisterte der junge Julian Kokott. Wer nun glaubte, der junge Mann würde an einer Musikhochschule Gesang studieren, sah sich getäuscht. Musik ist für den gebürtigen Kreuzauer, der in Bonn ein Biologiestudium absolviert, „nur“ ein Hobby. „Sein zweites Standbein“, erzählte Peter Mellentin, ebenfalls fasziniert von der Strahlkraft dieser Stimme. Privaten Gesangsunterricht bekommt dieses Ausnahmetalent vom erfahrenen Sänger Wolfgang Tombeux. „Das war ein Glücksgriff“, formuliert Heimbachs Kantor immer noch euphorisch wegen der gelungenen Aufführung.
Mit sternenklarem Sopran, strahlendem Lächeln und berührender Mimik interpretierte die junge Sopranistin Christine Hesseler ihren Part. Immer wieder intensiven Blickkontakt mit Dirigent Peter Mellentin suchend, sang sie elfenzart, empfindsam und gleichzeitig kraftvoll. Erfahren und einfühlsam intonierte Angelika Farrensteiner die Altpassagen, während Wolfgang Thombeux gelassen-souverän durch den Bass trug.
Mit seinem dynamischen Dirigat und ganzem Körpereinsatz spornte Mellentin den Heimbacher Kirchen- und Projektchor zu Höchstleistungen an. Bereits zur Osterzeit fanden erste Proben statt, nach den Sommerferien wurden dann die einzelnen Passagen intensiv erarbeitet. Kurz vor der Aufführung waren auch zwei Ganztagsproben anberaumt worden, um die einzeln geprobten Chorsätze zusammenzufügen.
War es – wie 2017 – Christine Hesseler, die das Heimbacher Publikum erneut entzückte, versetzte diesmal auch der junge Tenor Julian Kokott die Zuschauer in Erstaunen.
Im anschließenden EIFELON-Gespräch äußerte sich Peter Mellentin „mehr als zufrieden.“ Der Chor sei über sich hinausgewachsen, lobte er die Sänger. „Alle waren total motiviert und dermaßen konzentriert, dass ich ihnen ein dickes Lob ausgesprochen habe.“ Auch Brigitte Gfeller, die erste Vorsitzende des Chors, zeigte sich überwältigt: „Ich bin noch nicht wieder im Alltag angekommen, der Abend war zu bewegend.“
Kurzum: Ein grandioses Konzert, das noch lange nachklingt.
Nach dem beeindruckenden Oratorium steht für Chor und Kantor gleich die nächste gesangliche Herausforderung auf dem Programm: Am Vorabend des Goldenen Priesterjubiläum von Pfarrer Hans Doncks soll am 29. Februar Giovanni Battista Pergolesis „Stabat mater“ in der Wiener Fassung aufgeführt werden.
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