Heimbach, Vlatten: Ja, manche dieser Episoden habe sie tatsächlich so erlebt, das Meiste sei aber reine Fiktion. Mit ihrem gerade erschienenen Buch „Frau Kassel will Wunder“ betritt Ulrike Schwieren-Höger völliges Neuland. Nach vielen Eifelführern, Reisebüchern über die Region und Texten zu Bildbänden veröffentlicht die Journalistin nun zum ersten Mal einen Roman.
Protagonistin ihres neuen Buches ist Charlotte Kassel. Eine erfolgreiche Juristin, die – an Krebs erkrankt – plötzlich ihr ganzes Leben neu überdenken muss. Vom Klinikalltag überrollt, droht Charlotte in Hoffnungslosigkeit zu versinken. Doch dann trifft sie Paul, der Wunder in einer kleinen Glaskugel sammelt: „Es gibt mehr als Sie glauben. Alles ist besser, als sich abzufinden und zu resignieren.“ Nach diesem motivierenden Impuls sucht Charlotte selbstständig nach weiteren, alternativen Wegen, um wieder gesund zu werden. „Ich kann alles versuchen. Ich kann mich über jede Konvention hinwegsetzen. Du wirst dich noch wundern, Schwesterchen, was ich alles kann“, findet Charlotte neue Lebensenergie.
Berührend, sanft und sensibel beschreibt Ulrike Schwieren-Höger die Situation dieser Charlotte, die – durch ihre Erkrankung aus dem erfolgreichen Juristenleben herauskatapultiert – neugierig, verletzbar und trotzdem mutig die eigenen Grenzen ausprobiert. Auf der Suche nach Heilung setzt sie sich mit Matronen-Kult und Naturmeditation auseinander, nimmt Kontakt zu Eifeler Spruch- und Fernheilern auf und besucht die spirituelle „New Age“-Kommune Danamhur im Piemont. „Die Dämonen reisen mit, aber ich werde sie zähmen mit allen Tricks, die ich unterwegs lerne.“ Zuversicht gibt ihr die magische Beziehung zu jenem Paul, mit dem sie – ähnlich wie in Daniel Glattauers Buch „Gut gegen Nordwind“ – eine rege Mail-Korrespondenz führt…
Fünf Jahre lang hat sich die Autorin mit der Buch-Thematik beschäftigt. „Während meiner eigenen Erkrankung habe ich erste Notizen gemacht. Später wollte ich diese Erfahrung mit anderen teilen. Das wollte einfach raus. Dieses Buch ist der Versuch, eine fiktive Geschichte mit Elementen anzureichern, die ich selbst erlebt habe.“
Fassungslos stößt der Leser auf Formulierungen wie „Wir müssen aufpassen, dass die Flüssigkeit nicht auf den Boden tropft. Das könnte Löcher geben.“ Mit diesen Worten warnt Krankenschwester Marlies die Patientin Charlotte, während sie deren Chemotherapie vorbereitet. Ein achtlos gesprochener Satz, der Charlotte in Angst und Schrecken versetzt. „Ideal wäre es, wenn unsere moderne Medizin Psychologen enger in den Behandlungsprozess einbinden würde“, plädiert die Vlattener Autorin. Für sie war es ein Abenteuer, „eine fremde Biographie mit Leben zu füllen. Das war, wie einen Berg zu überwinden. Das habe ich noch nie gemacht.“ Auch sie hat während ihrer Erkrankung erlebt, dass in Ausnahmesituationen bislang unentdeckte Kräfte freigelegt werden. So entstand beispielsweise im Malkurs bei einer Kölner Künstlerin das ausdrucksstarke Frauenportrait, dass nun das Cover ihres ersten Romans schmückt.
„Frau Kassel will Wunder“ macht Mut, neue Wege einzuschlagen, völlig verrückte Ideen, die schon lange im Kopf spuken, einfach einmal umzusetzen. Sich mit neuen Strömungen und uralten Ritualen auseinanderzusetzen. Nicht erst, wenn man die Diagnose Krebs bekommt…
Zusätzliche Informationen zum Buch und seiner Entstehungsgeschichte finden sich unter www.fraukasselwillwunder.com
Ulrike Schwieren-Höger: Frau Kassel will Wunder, ISBN: 978-3-936822-96-0, Hergarten-Media GmbH, 224 Seiten, Paperback, Preis: 12,90 €, E-Book: 2,99 €
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