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Im "Kleinen Landcafé" lasen Nicholas Müller (l.) und Hubert vom Venn aus ihrem Briefwechsel. [Fotos: bwp]

Freundschaft mit Brief und Siegel

Hillesheim, Kerpen: Im Internet-Zeitalter noch echte Briefe zu verschicken, ist eher selten. Für zwei langjährige Freunde ist aus dieser Idee ein Buchprojekt gewachsen. Im November 2014 starteten Nicholas Müller, Ex-Sänger der Eifeler Erfolgsband „Jupiter Jones“, und Kabarettist Hubert vom Venn ihr Experiment: Sie begannen einen Briefwechsel, der demnächst in Buchform erscheinen soll. In Kerpen bei Hillesheim gaben sie auf der Bühne des „Kleinen Landcafés“ nun erstmals Einblick in ihre Korrespondenz – am Klavier temperamentvoll begleitet von Achim Konejung.

Aus völlig unterschiedlichen Perspektiven schildern die beiden Autoren ihre Kindheit in der Eifel. 30 Jahre Altersunterschied liegen zwischen den beiden Briefeschreibern, den ganz persönlichen Erinnerungen. Trotzdem ziehen sich – um drei Jahrzehnte zeitverschoben – ähnliche Erlebnisse durch die schriftlichen Aufzeichnungen: Die erste Zigarette, der erste Kinofilm, der erste öffentliche Auftritt. Eine liebevolle Retrospektive, ein Resümee voller Irrungen, Wirrungen und komischer Episoden.

Nein, per Handschrift wie zu Goethes Zeiten werden die Gedanken heute nicht mehr ausgetauscht. Die Dialog-Partner nutzen moderne Technik. Schicken ihre Briefe aber nicht per Mail, sondern ausgedruckt auf Papier – mit Briefmarke und Siegel. Einer der ersten zwölf Briefe war so schön gestaltet, dass er nie sein Ziel erreichte: „Ich hatte den Briefbogen direkt zu einem Umschlag gefaltet, mit Siegellack verschlossen und neben die Briefmarke das Bild einer ‚blauen Mauritius‘ gestempelt“, schildert Hubert vom Venn. Das schmucke Stück kam nie beim Empfänger an: „Vermutlich ist der Brief gestohlen worden“, mutmaßt der Kabarettist. Die Trophäe sei im Internet aber noch nicht zum Verkauf angeboten worden, witzelt er. Bis Juni wollen die beiden Brieffreunde ihren Gedankenaustausch fortführen, dann gehen die etwa 100 Seiten in Druck.

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Begleitet von Achim Konejung am Klavier interpretierte Nicholas Müller das Brel-Chanson „Amsterdam“.

Tiefgründiges und spontaner Nonsens wechselten sich bei diesem intensiven Abend auf der kleinen Bühne des Kultur-Cafés von Thea Greif ab. Und so erlebte das Publikum gleich drei Uraufführungen: Die erste Lesung mit Ausschnitten des Briefwechsels, die Premiere eines Songs aus dem neuen Programm „Scher Dich zur Eifel“ des Kabarettisten-Duos Konejung und von Venn, sowie den ersten Gesangs-Auftritt von Nicholas Müller nach einjähriger, krankheitsbedingter Zwangspause. Nach seinem Abschied von „Jupiter Jones“ griff Nicholas Müller, seit neun Monaten Papa, erstmals wieder singend zum Mikrofon. Durch Achim Konejung begleitet, interpretierte er mit geschlossenen Augen „Amsterdam“, den von Klaus Hoffmann ins Deutsche übersetzten Erfolgstitel von Jacques Brel.

Umwerfend komisch die schräge Nummer „Hähnchen explodieren am Horizont“, die das Trio mit bierernster Miene zum Vergnügen des Publikums gemeinsam anstimmte. „Falls wir irgendwann eine Band gründen, wird sie ‚Eifeler Volkswaisen‘ heißen“, wagten die Drei einen humoristischen Blick in die Zukunft.

Zwischen den einzelnen Lesungen griff Konejung solo in die Tasten und stimmte selbst geschriebene Songs aus und über die Eifel an. Mit Blick auf zunehmend ausländerfeindliche Demonstrationen plädierte der Kabarettist am Klavier stimmgewaltig für eine neue Art der (Rosen)Montagsdemonstrationen: „Jefüto“ – Jecke für Toleranz.

Das Programm „Briefe in und aus der Eifel“ wird am Samstag, 23. Mai, um 20 Uhr, im Rahmen der »Eifel Kulturtage« in 54689 Daleiden, Bürgerhaus, wiederholt.

www.hubert-vom-venn.de

6.2.2015KulturHillesheim, Kerpen0 Kommentare bwp

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