Hürtgenwald, Bergstein: Alle Jahre wieder krempelt ein ganzes Dorf die Ärmel hoch. Greift zu Werkzeugkiste, Leiter und Verlängerungskabel und baut Holzbuden auf. Zum 25. Mal findet am ersten Advent-Wochenende der traditionelle Weihnachtsmarkt in Bergstein statt. Ein Weihnachtsmarkt von vielen? Mitnichten. Seit einem Vierteljahrhundert setzen sich die Bergsteiner – tatkräftig unterstützt von Brandenberger und Zerkaller Bürgern – für ihre Mitmenschen ein. Der Reinerlös ihres Marktes kommt Familien in Not oder sozialen Einrichtungen zugute. Inzwischen weist das Spendenbarometer die stolze Summe von 225.065 Euro auf!
Was 1990 aus einer „Schnapsidee“ entstand, ist mittlerweile Magnet für tausende Besucher geworden. Der erste Weihnachtsmarkt erzielte damals einen Erlös von 7.777 Mark für die Kinderkrebshilfe der Mildred Scheel Stiftung. Anfang 2014 konnten jeweils 4.500 Euro an den Behindertenverein Brandenberg e.V., an das Migrantinnen-Netzwerk gegen häusliche Gewalt, Düren, und an die traumapädagogische Intensivgruppe, Gey, übergeben werden.
„Wir bedenken ortsnahe Schicksale“, führt Guido Meuthen aus. Jedes Jahr werden aus den eigenen Reihen Vorschläge gemacht, wem die finanzielle Zuwendung gelten soll. „Wir haben uns diesmal für das Kinderheim St. Josef in Schafberg, die Deutsche Knochenmarkspenderdatei und den schwer erkrankten Oliver Müller entschieden.“
Seit Monaten wird hinter den Kulissen vorbereitet, gestrickt oder eingekocht, damit den Besuchern auch in diesem Jahr eine bunte Palette an Geschenken geboten werden kann.
Mittlerweile werden an 16 Ständen Marmeladen, Holzartikel, kandierte Früchte, Holzofen-Brot, Reibekuchen, Glühwein oder Kakao verkauft. „In den ersten Jahren mussten wir uns die Buden noch ausleihen. Inzwischen haben wir eigene gebaut oder gekauft“, zitiert Meuthen aus der Erfolgsgeschichte. Viele Widrigkeiten mussten in den vergangenen 25 Jahren umschifft werden. „Nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg sind die Ansprüche hoch, die man bei solchen Veranstaltungen erfüllen muss“, weiß der Bergsteiner. Doch die Dorfgemeinschaft ist auf alle Eventualitäten vorbereitet: „Wir haben sogar extra Erste-Hilfe-Kurse abgehalten“. Auch das für viele Vereine oft leidige und kostspielige Thema GEMA konnte durch die Unterstützung einer Fachfrau aus den eigenen Reihen unbürokratisch gelöst werden.
„Für dieses Jahr sind wieder alle bei der Stange“, lobt Meuthen den Teamgeist, doch der demografische Wandel macht auch vor Bergstein nicht halt. Deshalb nutzten die Organisatoren das Jubiläumsjahr, um mit einem Aufruf auf ihrer Internetseite nach neuen Helfern zu suchen. „Wir sind ein kleiner Ort mit 980 Einwohnern“, schildert Meuthen die Situation. Da stehe man schon manchmal an der Kapazitätsgrenze.
Eröffnet wird der Weihnachtsmarkt am 29. November um 15.00 Uhr mit dem traditionellen Baumschmücken. Ab 16.00 Uhr sorgen „Echte Fründe“ für kölsche Advents-Zick und abends spielt die Piccolo Dixieland Band auf. Am Sonntag untermalen die Original Eifeler Alphornissen und die Rureifel Bläser das Treiben zwischen den festlich geschmückten Holzbuden. Der Kreuzauer Gospelchor Crescendo tritt um 18.00 Uhr in der nahen Pfarrkirche auf. Natürlich darf auch der Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht nicht fehlen. Er wird die Kinder um 16.30 Uhr überraschen.
Wenn nach dem erfolgreichen Weihnachtsmarkt jeweils im Februar des nächsten Jahres die Spenden übergeben werden, „kribbelt es schon am Rücken“, räumt Guido Meuthen ein, „je nachdem, welches Schicksal wir da vor Augen haben.“ Das gemeinsame Engagement ist schon mehrfach ausgezeichnet worden. 2002 erhielt die IG „Weihnachtsmarkt Bergstein“ den Bürgerpreis der Gemeinde Hürtgenwald. 2004 folgte der „Ehrenpreis für soziales Engagement“ des Kreises Düren. Voller Hochachtung vor dem Einsatz seiner rund 300 Mitstreiter fügt Meuther hinzu: „Eigentlich hätten die den Landesverdienstorden verdient, aber der wird ja nur an Einzelpersonen verliehen.“ www.weihnachtsmarkt-bergstein.com
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