Kall: Es gibt viele mystische Orte in der Eifel. Für die alten Kaller und solche aus der unmittelbaren Umgebung des Bleibergs ist der „Hausbaum“ ein solcher Platz, wo sich Himmel und Erde berühren. Manchmal sogar äußerst heftig…
Willst Du Gottes Allmacht sehen, sollst Du auf diese Höhe gehen“,
ließ der Volkstanzkreis Kall vor 30 Jahren an Ort und Stelle auf eine Tafel schreiben. Und ein Kruzifix, das man auf den Stamm der alten Eiche genagelt hat, lässt auch nichts halbwegs Gutes ahnen. Was ist in früheren Zeiten dort passiert?
Ein Jäger schoss einst – hoch über Kaller Knipperweg und Ostlandkreuz – während eines schweren Sommergewitters auf den lieben Gott. Der Legende nach dachte er, so das unliebsame Wetter praktisch vom Himmel zu holen. Worauf der Nimrod allerdings seinerseits vom Blitz getroffen und niemals wiedergesehen wurde. Ob er tot und verbrannt oder direkt von finsteren Höllenmächten abgeholt wurde, lässt die Hausbaum-Sage offen. Das Gasthaus am Hausbaum, das dort auf offener Heide stand und in dem vor allem Fuhrleute eingekehrt sein sollen, um die Pferde zu wechseln, fing der Sage nach ebenfalls Feuer und wurde bis auf die Grundmauern vernichtet.
Diese Legende hat viele Spuren hinterlassen: Der aus Kall stammende frühere Mechernicher Kreiskrankenhaus-Geschäftsführer Walter Britz hat die Begebenheiten aufgeschrieben und unter anderem im zweiten Band der Trilogie „Abendgrauen“, der dreibändigen Sammlung Eifeler Schauergeschichten von Ralf Kramp und Manfred Lang, veröffentlicht.Der 1900 in Obergolbach – nahe von Kall – geborene Eifelmaler Albert Larres hat dem Hausbaum ein Ölgemälde gewidmet, wie er seinerzeit auf offener Heide zwischen Kall und der Broicher Höhe wohl ausgesehen haben könnte. Die Freifläche des damals abgebrannten Gasthauses ist heute immer noch zu sehen. Das Heidekraut wurde vom Kaller Volkstanzkreis bislang erhalten und zum Teil auch neu angepflanzt.
Gut ‚in Schuss‘ ist der mittlerweile um die 250 Jahre alte „Hausbaum“ jedoch nicht mehr. Deshalb hat sich auch der, für die Naturdenkmäler im Kreis Euskirchen zuständige Axel Jakob von der Unteren Naturschutzbehörde der hohlen Traubeneiche angenommen.
Wenn der ‚Hausbaum‘ irgendwo im bewohnten Gebiet stünde, hätte ich ihn fällen lassen müssen“, sagt er.
Dort oben über Kall kann zwar auch keiner Garantie dafür geben, ob der anderthalb Meter dicke, innen aber hohle Eichenstamm nicht beim nächsten heftigen Sturm umstürzt. Er ist vom Schwefelporling (Lat.: Laetiporus sulphureus), einem zwar essbaren, aber zerstörerischen Pilz befallen.
Es kann aber auch sein, dass der Hausbaum uns alle überlebt und in 150 Jahren noch immer da steht“,
so Axel Jakob, der sich mit seinem Vorgänger Alexander Oeliger zum Ziel gemacht hat, den Kaller „Hausbaum“ einstweilen zu retten. Um gleichzeitig der „Verkehrssicherungspflicht“ zu genügen und Wanderer und Spaziergänger vor herabfallenden Ästen zu schützen, hat Jakob in Absprache mit Laura Kurth und Markus Auel von der Gemeinde Kall einen Zaun aufstellen lassen.
Vermittelt von Alice Gempfer, der Integrationsbeauftragten der Gemeinde Kall, hat Basman Al Fauari zusammen mit einem Freund geholfen, den Zaun zu bauen. Axel Jakob und Alexander Oeliger wollen in ihrer Freizeit die Pflege der Freifläche rund um den Hausbaum übernehmen.
Damit auch in Zukunft zahlreiche Wanderer und Spaziergänger sich zum Kaller „Hausbaum“ aufmachen und dort rasten, will der Kreis noch Tisch und Bänke aufstellen lassen. Die Finanzierung hat die Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen bereits zugesagt. Das Baumaterial für den Zaun hat die Gemeinde Kall zur Verfügung gestellt.
Auch die alte Metalltafel des Volkstanzkreises Kall soll wieder aufgehängt werden, auf der nicht nur die als „Gottes Allmacht“ verklausulierte Vollstreckungsgewalt gegen den Jäger ehrfürchtig behandelt wird, sondern auch Gottes Güte und Barmherzigkeit, von der es auf der Tafel heißt: „Willst Du Gottes Liebe spüren, soll es Dich zum Kreuze führen.“ [pp]
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