Kreise, Kreis Düren: Anfang der Woche trafen sich die Kontrahenten um die Waldbesetzung im Hambacher Forst im Düsseldorfer Landtag. Eingeladen hatten die Grünen Landtagsabgeordneten Verena Schäffer und Gudrun Zentis, die gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des Braunkohleausschusses bei der Bezirksregierung in Köln ist. Erschienen waren der Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn, Vertreter der Dürener Polizei, des RWE Sicherheitsdienstes, ein Vertreter der BI Buirer für Buir, sowie drei Vertreter der Hambacher-Forst-Besetzer. Nachdem zunächst zu einem Gespräch im öffentlichen Rahmen eingeladen worden war, teilte Frau Zentis Herrn Kurt Claßen, dem Besitzer der Wiese, auf der die Besetzer kampieren, auf Anfrage jedoch mit, dass es sich um ein nicht öffentliches Gespräch handle, und somit der Termin nur einem kleinen Kreis von Akteuren zugänglich sei.
Seit drei Jahren lebt eine Gruppe von Aktivisten im Hambacher Forst und auf der nahe gelegenen Wiese von Kurt Claßen mit dessen ausdrücklicher Genehmigung.
Sie verteidigen die Reste des uralten Forstes, der durch den näher rückenden Tagebau Hambach immer kleiner wird. Dabei kommt es immer wieder zu Aktionen und Sachbeschädigungen an den Arbeitsgeräten und Maschinen des Energieunternehmens.
Die Auseinandersetzungen um die divergierenden Standpunkte werden öfter handgreiflich ausgetragen. Dabei geht die Polizei und auch die Sicherheitsdienste nicht immer regelkonform vor, wie die Waldbesetzter dem Grundeigentümer RWE und dem Kreis Düren vorwerfen. Nachdem sich die Besetzer in einer Sitzung des Dürener Kreistages am 26. März, zu Wort gemeldet hatten, um gegen eine Resolution der Kreis-SPD, in der ein schärferes Vorgehen gegen die Waldbesetzer gefordert wurde, Stellung zu nehmen (EIFELON NR. 27), war dieser Termin ein weiterer Versuch, die Kontrahenten miteinander ins Gespräch zu bringen.
Zu dem dreistündigen Gespräch gab es keine Presseverlautbarung des Büros von Frau Zentis oder des Kreises Düren. Von den Aktivisten liegt jedoch ein Protokoll der Gespräche vor.
Die Besetzer beklagten den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt von Seiten der Sicherheitsdienste und der Polizei. Daraufhin forderte der Vertreter der Polizei dazu auf, solche Ereignisse anzuzeigen, worauf der Vertreter der Grünen Jugend auf Statistiken verwies, dass es bei Straftaten durch Beamte der Exekutive kaum zur Verfolgung durch die Staatsorgane komme.
Die Waldbesetzer kritisierten auch die mediale Darstellung ihrer Proteste durch die Öffentlichkeitsabteilung der RWE. Hier würde behauptet, dass die Aktivisten mit Pflastersteinen auf die Kohlezüge der RWE werfen würden, das hätte sich aber im Nachhinein nicht bestätigt. Dem Sicherheitsdienst der RWE wurde vorgeworfen, mit unverhältnismäßigen Mitteln gegen die Baumbesetzer vorzugehen und sich Rechte der Exekutive anzumaßen. Fesselungen mit Kabelbindern und Fixierungen auf dem Boden wurden angesprochen. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes rechtfertigte das Vorgehen seiner Kollegen mit der Bemerkung, dass jedermann das Recht auf eine Festnahme hätte, sobald eine Straftat vorliege.
Die Waldbesetzer bedauerten, dass nicht mehr Mitstreiter an dem Termin teilnehmen konnten, da ihre Ausweise von der Polizei und Staatsanwaltschaft konfisziert wurden. Somit hatten sie keine Möglichkeit, durch die Sicherheitssperren des Landtages zu kommen, um ihre Erfahrungen und Erlebnisse in die Diskussion mit einzubringen.
Übereinstimmend wurde dieser erste Dialog begrüßt. Allerdings ist angeregt worden, einen Folgetermin in der Nähe des Hambacher Forstes abzuhalten, zum Beispiel in einer Kirche, um mehr Beteiligten aus dem Wald die Teilnahme zu ermöglichen.
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