Kreise, Kreis Euskirchen: Es ist ein kleiner Gruß, der in der heutigen Zeit immer weniger verschickt wird: die Postkarte. Was als Gruß für die Daheimgebliebenen gedacht war, ist ebenso ein historisches Zeitdokument. Anhand alter Postkarten lässt es sich vortrefflich in der Geschichte „blättern“.
Der Kreis Euskirchen feiert in diesen Tagen seinen 200. Geburtstag. Die „Freunde des Historischen Kreisarchivs e. V.“ haben aus diesem Anlass einen Bildband mit rund 500 historischen Postkartenmotiven und Abbildungen von Archivalien aus dem Kreisgebiet herausgebracht. „Das müsstest Du sehen, es ist großartig“, heißt er und ist von Heike Pütz geschrieben und zusammengestellt worden.
Der Band lädt ein zu einer Wanderung durch das Kreisgebiet vor rund 100 Jahren, ergänzt durch Informationen und Hintergrundwissen zu den Illustrationen. Die Geschichte der Postkarte wird kurz erzählt und eine kleine Einführung in die Kreisgeschichte seit 1816 gegeben. Damals ernannte noch der König die Landräte und der Kreistag war angehalten, „mindestens einmal im Jahr zu tagen“. Die Aufgaben änderten sich ebenso wie die Befugnisse. Chronologisch zeigt Heike Pütz die Geschichte der Altkreise Euskirchen, Schleiden und Rheinbach bis 1972 und die des Kreises Euskirchen ab 1972 auf. Es ist ein knapper aber ausreichender Einblick in die Entwicklung des Kreises, schließlich geht es in dem Buch um die Postkarten. Und da findet sich so manch spannendes Motiv.
Pütz hat den Bildteil thematisch gegliedert, dadurch erhält das Buch eine gute Struktur. „Grüße aus den Ferien“, „Von der Kutsche zur Eisenbahn“, „Rauchende Schornsteine“, „Besondere Ereignisse“ aber auch „Gott zum Gruß“ oder „Kuriosa“ zählen dazu. Leser haben also die Wahl: Entweder sie widmen sich gezielt einem Thema oder sie blättern das Buch von vorn bis hinten durch – beides macht Spaß und man entdeckt interessante Karten. Zu den einzelnen Themen gibt es kleine Einführungstexte. Es sind klassische Motive von Burgen, Rathäusern und Landschaften zu sehen, aber auch manches Unerwartete. Denn vor 100 Jahren verschickte man nicht nur die klassischen Grußkarten. Mondscheinkarten gaukelten Nachtaufnahmen vor, Fotoaufnahmen von Kaiserbesuchen und Prominenten vermittelten Nähe zur High Society. Gastwirte ließen Postkarten von ihren Häusern zur Werbung fertigen. Fotografen hielten die Leistungen der Ingenieure beim Bau der Urfttalsperre oder des zeitweilig höchsten Schornsteins Europas, dem langen Emil in Mechernich, im Bild fest.
Die Feldpost in Kriegszeiten verband die Soldaten mit der Heimat. Die französischen Besatzungsmächte produzierten eigene Serien für ihre Soldaten. Auch diese Motive finden in dem Bildband ihren Platz und berichten von besonderen Episoden aus der Geschichte des Kreises. Zum Leitmotiv bzw. Titel des Buches wurde dabei der Text einer Karte aus dem Jahre 1906, dem Jahr der Fertigstellung der Urfttalsperre. Diese wird von Tante Fischen besucht, die an Carl in Frankfurt auf einer Ansicht eben jener Urfttalsperre schreibt: „Lieber Carl! Sende dir herzl. Grüße. Die Talsperre müsstest Du sehen, es ist großartig! Hoffentlich geht es Euch gut. Mit Kuss Tante Fischen“
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