Monschau: Die eindrucksvollen Fotos von Ara Güler sind noch bis zum 12. April im KuK zu sehen. [Foto: bvl]
Monschau: Kaum ist die erfolgreiche Ausstellung „World Press Photo2014“ abgebaut, die in knapp drei Wochen rund 5.500 Besucher lockte, präsentiert KuK, das Kunst- und Kulturzentrum der Städteregion Aachen, in Monschau gleich einen weiteren Leckerbissen grandioser Fotografie: „Das Auge Istanbuls“ – Bilder des international renommierten Fotografen Ara Güler. Auf insgesamt drei Etagen sind zahlreiche, meist großformatige Schwarz-Weiss-Fotografien, einige Farbaufnahmen, sowie Filme über Ara Güler von Jim Rakete und Erdal Buldun zu sehen.
Im Laufe seines langen Fotografenlebens – Ara Güler ist aktuell 86 Jahre alt – bereiste er die halbe Welt, war als Nahost-Korrespondent für Magazine wie Time Life, Paris Match, London-Times oder den Stern tätig und portraitierte eine Vielzahl von Prominenten wie Winston Churchill, Maria Callas, Alfred Hitchcock, Salvador Dali und Pablo Picasso.
Seine große Leidenschaft gilt jedoch immer seiner Heimatstadt Istanbul und ihren Bewohnern, den einfachen Menschen und ihren Lebensumständen. Der großen Stadt am Bosporus, dem historischen Zentrum und Schmelztiegel von drei Weltreichen, widmet Ara Güler eine einzigartige Hommage. Für ihn stehen nicht die Bauwerke und die Architektur im Vordergrund, sondern immer der Mensch, dem er begegnet. „Ein guter Fotograf muss die Menschen lieben“, so Güler. Es ist seine besondere Art der Wahrnehmung, Flüchtiges in seinem dichtesten Moment festzuhalten. Der 1928 in Istanbul geborene Güler ist gelernter Schauspieler und studierter Wirtschaftswissenschaftler. Als Fotograf ist er Autodidakt, wie so viele seiner berühmten Zeitgenossen. „Die Bedienung einer Kamera lernt man in einer Woche“, meint Güler. Für ihn ist Technik Nebensache. „Wichtiger sind Ästhetik und Kultur und ein ausgeprägter Geschmack“, so Güler weiter.
Gülers Istanbul ist das der Werftarbeiter und Lastenträger, der Wasser- und Teeverkäufer, Fischer und Handwerker, Händler oder Straßenkinder, ein Istanbul der Pferdefuhrwerke und schwerfälliger Lastkähne, der Fischgarküchen, alter osmanischer Holzhäuser und bröckelnder Fassaden. Zu seinen bevorzugten Motiven zählen Orte, die auch heute noch vor allem von Zuwanderern aus den ländlichen Gebieten Anatoliens bewohnt werden. In den Vierteln der kleinen Leute, nahe der Galatabrücke, vermittelt er ein Bild des Lebens in dem ursprünglichen Istanbul – vor dem Abriss ganzer Stadtviertel und Lebensräume zugunsten einer westlichen Allerweltsarchitektur. Ara Güler hat Zeitdokumente einer im Verschwinden begriffenen Welt geschaffen.
„Ara Güler führt uns diese ganze Vielfalt, die Quirligkeit und Melancholie und den kulturellen Reichtum seiner Heimatstadt eindrucksvoll vor Augen. Er hat gleichsam Istanbul und die Türkei für den Westen mit seinen Fotografien entdeckt und ist somit der bedeutendste visuelle Historiker der Türkei. Das ist sein großer Verdienst“, beschreibt die Kuratorin der Ausstellung, Gisela Kayser, die Bedeutung Gülers für das visuelle Gedächtnis der Menschheit.
Die Ausstellung „Das Auge Istanbuls“ ist in Monschau noch bis Sonntag, 12. April, im Kunst- und Kulturzentrum der Städteregion Aachen (KuK), Austraße 9, kostenlos zu sehen. Weitere Informationen unter: www.kuk-monschau.de
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